Arcandor – Kein leichter Job für Karl-Georg Eick

Von Ruth Vierbuchen. Karl-Gerhard Eick hat für seinen ersten öffentlichen Auftritt als neuer Vorstandschef der Arcandor AG gleich die große Bühne der Hauptversammlung gewählt.

Noch nicht einmal einen Monat, nachdem er sich bei der Deutschen Telekom AG Ende Februar als Finanzvorstand – nach 19 Jahren – verabschiedet hatte, präsentiert er sich in der Düsseldorfer Stadthalle dem Plenum der Arcandor-Aktionäre. Gestern Finanzvorstand eines Telekom-Unternehmens mit guter Expertise – heute Vorstandschef eines Touristik- und Handelskonzerns, dessen Eigenkapitalquote zuletzt auf dürftige 5,6% geschrumpft ist, bei Netto-Finanzschulden von 1,4 Mrd. Euro. Zu Buche stehen zudem ein recht passabler Touristik-Bereich (Thomas Cook) und das lahmende Geschäft in den Karstadt-Warenhäusern und im Quelle-Universalversand (Primondo).

Als ausgewiesener Finanzexperte dürfte Eick einiges dafür tun können, die Reputation des Arcandor-Konzerns bei den Banken und an den Kapitalmärkten zu verbessern. Zuletzt hatte der Konzern auf Grund seiner schwachen Ertrags- Performance im Herbst große Probleme gehabt, die Kreditlinien zur Finanzierung des wichtigen Weihnachtsgeschäfts zu verlängern. Erst der Einstieg der Kölner Privatbank Sal. Oppenheim als größter Einzelaktionär stabilisierte die Lage wieder.

Doch bei aller Reputation, die Eick als Kapitalmarktexperte mitbringt, werden der Erfolg des Arcandor-Konzerns und sein Ansehen an den Kapitalmärkten davon abhängen, ob es ihm gelingt, die Karstadt- Warenhäuser und den Quelle- Versand wieder auf Erfolgsspur zu bringen. Im 1. Quartal 2008/09 erhöhte Karstadt die Erlöse um 0,1% auf 1,27 Mrd. Euro bei einem EBITDA von 139,3 Mio. Euro, Quelle/ Primondo um 0,4% auf 1,22 Mrd. Euro, allerdings bei sinkendem EBITDA. Damit steht der Nicht-Handelsmanager Eick im Grunde vor der gleichen Mammut-Aufgabe, vor der bereits der Medien-Manager Thomas Middelhoff 2005 stand, als der den Vorstandvorsitz des Essener Konzerns übernahm, der damals noch Karstadt-Quelle hieß.

Denn gerade die Sanierung der Warenhäuser und des Universalversands gehören heute, da sich die Konsum- gütermärkte in immer kleinere Zielgruppen segmentieren, zu den schwierigsten Aufgaben im Einzelhandel überhaupt. Middelhoff hatte 2005 versucht, die Sanierung in einer Art „Durchschlagen des gordischen Knotens“ zu bewältigen. Die kleineren Waren- und Kaufhäuser, die bei den Konzernen Karstadt und Kaufhof schon immer das größte Problem darstellten, verkaufte er bekanntlich im Zuge des Immobilien-Booms an die britische Dawnay Day.

Diese Karstadt-Kompakt-Warenhäuser – heute heißen sie Hertie – haben inzwischen bekanntlich Insolvenz angemeldet. Gemeinsam mit dem Verkauf der Textil-Töchter Sinn-Leffers und Wehmeyer, die sich gleichfalls im Insolvenzverfahren gesund schrumpfen mussten, war das für Karstadt zunächst ein gewisser Befreiungsschlag. Für die verbliebenen Karstadt- Warenhäuser wurde ein neues Konzept entwickelt, das inzwischen in einigen Filialen eingeführt wurde. Doch, auch wenn Karstadt inzwischen namhafte Marken gewinnen konnte – die starke Betonung des sehr störanfälligen Modegeschäfts, stellt das Konzept auf ein fragiles Fundament.

Hier ist sicherlich noch viel zu tun. Genauso wie sein Vorgänger Middelhoff steht Eick letztlich vor der Lösung der Frage: Was ist das richtige Warenhaus-Konzept? Wie kann ein Unternehmen, das mit seinen riesigen Flächen darauf angewiesen ist, sehr viele verschiedene Zielgruppen anzusprechen, die unterschiedlichen Ansprüche unter einen Hut bringen? Der immer wieder gewählte Weg, das Personal auszudünnen, ist bei vielen Sortimenten wir Sportartikel oder Porzellan, Glas, Keramik sicherlich der falsche. Außerdem steht das Sparen beim Personal der notwendigen Trading-up-Strategie im Wege. In Anlehnung an die Shopping-Center, die viele Fachgeschäfte unter einem Dach sammeln, ist der Weg für die Warenhäuser, viele Untermieter im Shop-im-Shop-System anzusiedeln, um Sortiments-Kompetenz zu dokumentieren, sicherlich ein gangbarer Weg.

Doch vielfach fehlt in den Warenhäusern das, worüber auch die Shopping- Center-Betreiber verstärkt nachdenken: die Verbesserung der Aufenthaltsqualität durch innovative Ideen, um die reine Verkaufsfläche durch Gastronomie und Ruhe-Ecken oder sonstige Events aufzulockern.

HIR, Nr. 42

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