Die großen Bürovermietungsmärkte in Europa spüren die weltweite Bankenkrise nun zumeist deutlich, allen voran der Gewerbeimmobilienmarkt in London. Nach der aktuellen Untersuchung „European Banking Briefing“ von Cushman & Wakefield (C&W) sind Vermietungen von Büroflächen in der City of London in den letzten zwölf Monaten um 69 % zurückgegangen. Die Nachfrage der Banken nach Büroflächen in der britischen Hauptstadt – Finanzdienstleister bilden hier die größte Mietergruppe – ist in den letzten drei Monaten um 4,2 % gesunken.
Unter dem Druck der Kapitalbeschaffung denken Banken nun vermehrt über Sale & Leaseback ihrer Immobilienportfolios nach. Insgesamt bilanzieren die führenden 43 europäischen Banken derzeit Grundstück- und Immobilienvolumen in Höhe von 63 Milliarden Euro.
Der europäische Vermietungsmarkt präsentiert sich derzeit sehr inhomogen. In London, Brüssel, Moskau und Madrid gingen die Vermietungsleistungen im vergangenen Jahr signifikant zurück oder wuchsen wesentlich langsamer. Im Brüsseler Leopold-Quartier sind die Büromieten seit Jahresbeginn um 3,6 % gesunken.
Die Bankenzentren in Paris und Frankfurt haben der Krise bislang getrotzt: In Paris haben Banken in den ersten zehn Monaten dieses Jahres 110 % mehr Flächen angemietet als im vergleichbaren Vorjahreszeitraum. Registriert wurde gleichzeitig, dass die Mieten für Büroflächen im Pariser CBD um 4,4 % zurückgegangen sind und sich die Nachfrage auf die preiswerteren Stadtrandlagen konzentrierte, in denen die Banken ihre Verwaltungen untergebracht haben. Auch die größte Transaktion der letzten sechs Monate fand in Paris statt: die Société Générale mietete 76.000 m² in einem Pariser Vorort.
In Frankfurt stieg das Vermietungsvolumen um 31 %, dominiert von der BNP Paribas, der Commerzbank AG und der Dresdner Bank, die im zweiten Quartal 2008 große Flächen anmieteten. Insgesamt mieteten Banken in Frankfurt in den ersten drei Quartalen dieses Jahres 162.392 m² Büroflächen.
Nach Jörg Ettmann, Leiter der Bürovermietung von C&W in Deutschland, ist die Lage an peripheren Standorten des Frankfurter Büromarkts sowie bei Flächen einfachen Standards weiterhin kritisch:
„Die Nachfrage konzentriert sich auf qualitativ hochwertige Flächen in zentralen Lagen.“
Hingegen würden für Top-Objekte wie dem Opernturm derzeit Mietverträge jenseits der 40-Euro-Marke verhandelt und hätten gute Aussichten, auf diesem Level abgeschlossen zu werden.
Budapest und Prag haben dieses Jahr stark davon profitiert, dass westeuropäische Banken Verwaltungsabteilungen an diese Standorte verlagerten. In Budapest mieteten Banken in den ersten neun Monaten dieses Jahres 40.319 m² (Vorjahreszeitraum: 18.738 m²), in Prag ca. 55.770 m² (Vorjahreszeitraum: 6.235 m²).
Quelle: C&W
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