Die deutsche Bauindustrie ist in Aufregung wegen der drohenden Übernahme des Baudienstleisters Hochtief. Michael Knipper, Hauptgeschäftsführer des Hauptverbandes der Deutschen Bauindustrie (HDB), sorgt sich um die internationale Wettbewerbsfähigkeit der Branche und bemängelt mangelnde Fairness auf ausländischen Märkten. "Die Perspektive ist alles andere als gut", sagte Knipper der Tageszeitung "Die Welt". Sollte Hochtief tatsächlich an den spanischen Konkurrenten ACS gehen, gebe es mit Bilfinger Berger nur noch einen von Deutschland aus gesteuerten Baukonzern von internationalem Format. "Und das ist eindeutig zu wenig für eine Wirtschaftsmacht wie die Bundesrepublik."
Die deutsche Bauindustrie fühlt sich auf dem Heimatmarkt vernachlässigt. Knipper kritisiert daher die deutsche Politik. "Die Politik muss endlich begreifen, dass eine starke Bauwirtschaft auch regelmäßige Großprojekte braucht", betonte Knipper. Nahezu jedes große Projekt werde trotz erteilter Genehmigung nochmals in Frage gestellt und mit Bürgerbewegungen oder politischen Machtspielchen bekämpft. Er verwies auf den Bahnhofsbau Stuttgart 21.
Durch diese aus Industriesicht schlechten Marktbedingungen sind die heimischen Baukonzerne besonders anfällig für Übernahmen, heißt es beim HDB. Im Fall Hochtief etwa fürchtet seine Organisation den erneuten Verlust von technischem Know-how. "Das ist ein schleichender Prozess. Die Auswirkungen werden daher nicht sofort sichtbar sein", erklärte Knipper.