Nach einer Untersuchung des Zentralverbandes des deutschen Baugewerbes zufolge kommt der öffentliche Bau im ersten Halbjahr 2009 langsam in Schwung, der Wohnungsbau bleibt aber weit hinter den Erwartungen zurück und der Wirtschaftsbau ist erwartungsgemäß schwach. Die Umsätze im Bauhauptgewerbe blieben mit 5% auch im Monat Juni insgesamt hinter dem Vorjahresmonat zurück. Der Umsatz liegt kumulativ im ersten Halbjahr gegenüber dem Vorjahr um ca. 3 Mrd. Euro, d. h. um 8,3% zurück. Hochbau (-8,6%) und Tiefbau (-7,9%) haben etwa gleich verloren.
Die Umsatzentwicklung im Wohnungsbau hat maßgeblich zur negativen Gesamtbilanz beigetragen. Der Umsatz liegt per Juni um 10,4% hinter dem Vorjahreszeitraum. Besserung ist nicht in Sicht, denn auch der Juni blieb mit 6,4% klar hinter dem Vorjahresmonat, nachdem der Mai mit „nur“ -3% noch auf eine bessere Entwicklung hindeutete. Mit nicht einmal 2,2 Mrd. Euro Umsatz wurde der schlechteste Juni seit 2000 erreicht. Besonders schlecht fällt die Entwicklung in den neuen Ländern aus. Kumuliert liegen die Umsätze hier um fast 16% zurück. Mit Blick auf die Entwicklung bei der Ordertätigkeit zeichnet sich tendenziell keine nachhaltige Verbesserung der Umsatzentwicklung im Wohnungsbau im zweiten Halbjahr ab.
Die Umsatzentwicklung im öffentlichen Bau zeichnet seit März insgesamt eine positive Entwicklung. Im Mai und Juni lagen die Umsätze jeweils mit 2% bis 3% über den Vorjahreswerten. Kumuliert sind hier „nur“ -4,6% zu beklagen. Dabei beginnt das Konjunkturpaket I erst jetzt, seine Wirkungen zu entfalten. Das Minus im Wirtschaftsbau hält sich kumulativ um 9%. Im Juni hat der Wirtschaftshochbau wiederum zweistellig verloren (-11%, im Mai -13%), der Wirtschaftstiefbau verlor knapp 7%.
Im Juni lagen die Auftragseingänge im Bauhauptgewerbe insgesamt real 7% unter dem Vorjahresmonat und kumulativ für das erste Halbjahr um minus 11,7% unter dem Vergleichswert des Vorjahres. Der Wirtschafts-Hochbau ist mit kumulativ 28,2% besonders getroffen.
Im Wohnungsbau sind die Ordervolumina im Juni mit knapp 3% geringer ausgefallen als im Vorjahr. Von Januar bis Juni 2009 wurde in Deutschland der Bau von lediglich 80 700 Wohnungen genehmigt. Das waren 8,1% oder 7 100 Wohnungen weniger als im Vorjahreszeitraum. Davon waren 69 950 Neubauwohnungen in Wohngebäuden (–6,7% gegenüber 2008). Der Rückgang von Baugenehmigungen für Wohnungen in Ein- und Zweifamilienhäusern (–8,3% beziehungsweise –11,6%) ist dabei höher ausgefallen als die Abnahme bei der Genehmigung von Wohnungen in Mehrfa-milienhäusern (–4,6%).
Fazit: Für „Der Immobilienbrief“ sind die Flautemeldungen vom Wohnungsbau, so zynisch das klingen mag, positive Meldungen. Bei Gewerbe war längst eine Konsolidierungspause fällig. Bei Wohnen besteht jetzt die Chance, dass Wohnraum tatsächlich wieder ein wenig knapp wird. Das könnte zur ersten ernstzunehmenden Mietanpassung seit 15 Jahren führen. Bei nominaler Konstanz sinken die realen Mieten. Erhöhungen der Nebenkosten gehen oft zu Lasten der Vermieter. Nicht kos-tendeckende Mieten führen zu energetischer Vernachlässigung des Bestandes. Sanierung rechnet sich nicht. Hochfliegende Politikerpläne greifen nicht ohne Mietanpassungen. Nur wenn sich Immobilieninvestitionen als nachhaltig sinnvoll und real ansatzweise stabil erweisen, wird auch der Neubau wieder nachziehen. Der Ausgleich sozialer Härten kann beim Mieter besser erfolgen als durch Wohnungsbauförderung, die gerade den schwachen Mieter in das untere Level mit hohen Nebenkosten drängt. Immobilienwirtschaft und Bauindustrie verdienen allerdings schneller und besser an gefördertem Wohnraum. (gi24, WR/MGö, DIB, Nr. 199)
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