Berlin: Operncafé Unter den Linden wird geschlossen und wacht als Automobilshowroom wieder auf – voraussichtlich

(Von Karin Krentz, Chefredakteurin „Der Immobilienbrief Berlin“) – Das Operncafé im Prinzessinnenpalais (im Volksmund gern Opernpalais) am Boulevard Unter den Linden wird zum Jahresende 2011 geschlossen. Einvernehmlich wurde der Pachtvertrag zwischen Eigentümer TLG Immobilien GmbH und Betreiber Manfred Otte nicht mehr verlängert. Über 20 Jahre wurde im Café der Königin-Luisen-Torte mit Kaffee bei dezenter Salonmusik gefrönt. Zugegeben, das Ambiente war nicht jedermanns Geschmack, doch das Café im Palais hatte es geschafft, zu einem „Sahneschnittchen“ an den Linden zu avancieren. In zwei Jahren soll die Wiedereröffnung gefeiert werden. Es bestehe dringender Sanierungsbedarf, so Olaf Willuhn von der Niederlassung Berlin der TLG.

Dass dieser so groß ist, das hat auch etwas mit den erst vor ca. sieben Jahren geklärten Eigentumsverhältnissen zu tun. Denn auf die Immobilie hatte das sog. Preußenvermögen, das Milliarden vermögen des früheren preußischen Staates, einen Restitutionsanspruch erhoben. Während in der früheren Bundesrepublik Deutschland 1949 bis auf wenige Ausnahmen preußischer Besitz an die Landesregierungen übertragen wurde, machte sich in diesem Fall der Bund durch den Einigungsvertrag zum Eigentümer. In der DDR hat es zu einer Rechtsnachfolge des Vermögens des früheren preußischen Staates keine gesetzliche Regelung gegeben, lediglich eine geheime Anweisung aus dem Jahre 1961, wonach früheres preußisches Grundvermögen in den Grundbüchern in Volkseigentum umzuschreiben war.

Der Antrag des Preußenvermögens, die Immobilie zu restituieren, wurde 1994 abschlägig beschieden. So gehört nun das Prinzessinnenpalais zum Portfolio der TLG Immobilien GmbH. Diese will die Gunst der Stunde nutzen – denn die Staatsoper wird saniert, vom Alex bis zum Pariser Platz längs des Boulevards Unter den Linden wird gebuddelt, um einen Wunsch von Altkanzler Helmut Kohl zu erfüllen: die (eigentlich völlig unnötige) unterirdische Verkehrsverbindung zwischen Alexanderplatz und Brandenburger Tor. Das Opernpalais hatte sich als eine feste nicht nur gastronomische Größe in dem städtebaulichen Ensemble der Linden etabliert und trägt mit seiner architektonischen Eleganz erheblich zum touristischen Flair des Boulevards bei. Die Lage ist exzellent – unmittelbare Nachbarn sind das Kronprinzenpalais, rechts die Staatsoper, der Bebelplatz mit der Königlichen Bibliothek (Kommode), St. Hedwigs.- Kathedrale und Hotel de Rome. Für die Immobilie gibt es nach der Sanierung drei Optionen, so Willuhn. Eine davon wäre, das Haus wieder mit Gastronomie zu füllen, entsprechende Interessenten stünden vor der Tür.

Aber auch anderen Nutzungen scheint die TLG nicht abhold, so eigne sich das ehrwürdige Prinzessinnenpalais, 1733 erbaut für die Töchter von Königin Luise und König Friedrich Wilhelm von Preußen, auch als Deutschlandsitz eines global agierenden Konzerns, als Sitz einer Stiftung u.ä. Angedacht wird ebenso eine Zukunft des hübschen Hauses mit seinem leichten Charme als Business Club, Flagship-Store oder Showroom für irgendwelche Automobile. Gleichwohl, die Auswirkungen von Nutzungen dieser Art sind an der Alten Kommandantur, verpachtet an die Bertelsmann-Stiftung, an der Schloßbrücke jederzeit zu besichtigen – Leere weit und breit und eine Handvoll Touristen, die verstört in ihren Reiseführern nach Erklärungen für dieses Gebäude suchen. Eventuellen Kaufinteressenten erteilt Willuhn gleich eine Absage. „Solch ein Sahneschnittchen verkauft man nicht“, sagt er. (Quelle: DIB Nr. 253, 09.09.2011).