Die Zukunft der Immobilienmärkte Hamburg, Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern standen im Mittelpunkt des gestrigen Landesverbandstages des BFW Nord. Neben rund 190 Top-Entscheidern aus der norddeutschen Immobilienwirtschaft nahmen auch die Hamburger Senatorin, Anja Hajduk, Gero Storjohann, Bundestagsabgeordneter aus Schleswig-Holstein sowie weitere Branchenspezialisten als Gastreferenten an der Fachtagung teil.
„Unterstützung der Wohnungswirtschaft“ sagte Hamburgs Bausenatorin Anja Hajduk zu. „Investitionen in Effizienz müssen sich auch bemerkbar machen“ betone Hajduk und zielte dabei auf die 120 Millionen Euro umfassende Landeskonjunkturoffensive an. Im Vordergrund stehen dabei auch die energetischen Anforderungen im Wohnungsneubau und der Modernisierung.
„Die Wohnungspolitik darf nicht zum Spielball der Finanzakrobatik werden. Dadurch werden wichtige Investitionen in die Zukunft blockiert“, warnte Andreas Ibel hingegen, Vorsitzender des BFW Nord und Vorstandsvorsitzender der TAG Immobilien AG, der gestern in der Mitgliederversammlung in seinem Amt bestätigt wurde. „Die Konjunkturpakete I und II sind nicht ausreichend. Wenn sie die Immobilienwirtschaft berücksichtigen, dann weitestgehend nur den Wohnungsbestand. Es ist daher zwingend notwendig auch weitere regionale Konjunkturhilfen anzuschieben, um insbesondere den Wohnungsneubau anzukurbeln. Die Baugenehmigungen haben einen historischen Nachkriegstiefstand erreicht. So sind in Hamburg die Baugenehmigungen von 2007 auf 2008 um die Hälfte eingebrochen“, erklärte Ibel weiter.
Gefragt seien insbesondere steuerliche Anreize wie die Wiedereinführung einer degressiven AfA oder die Anpassung des Mietrechts, um energieeffiziente Modernisierungen vornehmen zu können. Auch die vorgestern bekannt gegebene Sicherheitsgarantie in Höhe von zehn Milliarden Euro für die HSH Nordbank durch die Landesregierungen sei ein wichtiges Signal. Ibel forderte jedoch: „Bürgschaften sollten allerdings an die Verpflichtungen für die Banken gekoppelt werden, das Kreditgeschäft umgehend aufzunehmen und die Finanzierungsmittel entsprechend an die Unternehmen weiter zu reichen. Wir haben derzeit keine Immobilienkrise, sondern einen Immobilien-Finanzierer-Krise.“
Die norddeutsche Immobilienwirtschaft sei gut aufgestellt. Die Unternehmen würden auch künftig in die Region investieren und den Markt stabil halten, wenn auch auf niedrigerem Niveau als in den Vorjahren. Kritisch sah Ibel ebenfalls, dass die HSH Nordbank auch bei langjährigen Kunden das Kreditgeschäft seit Monaten eingestellt habe. „So kann der dringend nachgefragte Wohnungsneubau nicht zum Ziel kommen.“
Hingegen begrüßt der BFW Nord, dass es in Hamburg eine neue Wohnungsbauinitiative III geben soll. Der wohnungspolitische Sprecher der Hamburger GAL, Horst Becker, betonte gestern auch, dass „die Umsetzungsphase zügig und in einem schlanken Verfahren an den Markt gehen soll“. Bei den ersten beiden Initiativen gehörte der BFW schon zu den Partnern der Senatsbaubehörde. Bislang hat Hamburg als Metropolregion seine Zielzahl von 5000 bis 6000 Wohneinheiten noch nicht einmal zur Hälfte erreicht. Die Grundstückspreise seien heute im innerstädtischen Bereich derart hoch, dass sich Einfamilienhäuser und Eigentumswohnungen nur in den Top-Lagen wirtschaftlich attraktiv gestalten. Im Gewerbebereich stagnieren nicht nur die Preise, laut Aussage vom Hamburger Gutachterausschuss sei in 2008 die Nachfrage „schlicht erloschen“ und damit die Preise rückläufig. Die Erhöhung der Grunderwerbsteuer zum Jahresende, um ein Prozent, sei aus Sicht des BFW Nord ein falsches Signal. Der BFW fordert daher ein Umlenken des Hamburger Senats und damit die Abschaffung der Grunderwerbsteuer.
Mecklenburg-Vorpommern ist aus energetischer Sicht deutschlandweit Spitzenreiter unter den Bundesländern. „Mecklenburg-Vorpommern ist zu 90 % als dunkelgrün auf der Skala einzustufen“, betont der BFW-Landesvorsitzende Ibel. „Rückbau und Modernisierung haben dort die durchschnittlichen Verbrauchswerte auf 102 kWh/m²a gesenkt.“
Das Land Schleswig-Holstein stellt in den kommenden zwei Jahren insgesamt 250 Millionen Euro Fördermittel für den Wohnungsbau bereit. Der größte Teil davon soll in den Bau und die Modernisierung von Mietwohnungen fließen. „Dies begrüßt der BFW sehr, zumal auch der Kauf von Häusern, vor allem für junge Familien unterstützt wird“, so Ibel. Kritisch sieht er jedoch die Novellierung des Denkmalschutzgesetzes: „Die Wohnungswirtschaft hat sich in dem mit dem Innenministerium vereinbarten Klimapakt verpflichtet, den Energieverbrauch der Wohngebäude um 29 % zu senken. Der im Gesetzentwurf vorgesehene deklaratorische Denkmalschutz ermöglicht den Denkmalbehörden, ohne vorherige Abstimmung mit dem Eigentümer die Immobilien unter Schutz zu stellen. Danach hätte im Unterschied zu dem seit über fünfzig Jahren bewährten Denkmalschutzgesetz der Eigentümer keine Möglichkeit mehr, in einem Vorverfahren prüfen zu lassen. Diese, insbesondere bei Nachkriegsbauten umstrittene Frage könnte nur noch in einem langwierigen, kostenträchtigen Gerichtsverfahren überprüft werden. Aus Sicht des BFW Nord sollte dieses Geld besser zur Energieeinsparung, aber auch für sinnvollen Denkmalschutz verwendet werden.“
gi24/BFW Nord
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