Coburg kämpft um sein neues Innenstadtkonzept

Von Manfred Schalk, Geschäftsführer der COMFORT München GmbH

In Coburg scheinen Teile der Politik gegen große Teile der Wirtschaft zu kämpfen. Sinnbild hierfür ist ein Bürgerbegehren vom 22. April 2007, in dem sich die Mehrheit für das „Neue Innenstadtkonzept“ ausgesprochen hat.

Das Konzept war von einer Gruppe einheimischer Unternehmer mit Michael Stoschek (Unternehmer der Brose Gruppe) an der Spitze, vorgestellt worden. In einigen Teilen der Politik fand das Konzept keine Zustimmung und es entfachten sich hitzige Diskussionen. Sie gipfelten in der Abspaltung eines Teiles der CSU-Ratsfraktion, nachdem das Bürgerbegehren zu Gunsten des „Neuen Innenstadtkonzepts“ ausgefallen war.

Dabei könnte in Coburg alles so einfach sein. Die Stadt hat durch starke Unternehmen (Brose, HUK-Coburg, etc.) eine gute Einnahmequelle. Auf Grund der geschichtlichen Entwicklungen – bis 1918 als Residenzstadt der Herzöge von Sachsen-Coburg bekannt – hat die Stadt atemberaubende Prunkbauten in sehr gutem Zustand, die jährlich zahlreiche Touristen anziehen, zu bieten.

Dass die Stadt gesund ist, zeigt sie deutlich. So wurde 2006 der Marktplatz, der von historischen Gebäuden umrahmt wird und den Startpunkt der 1ALage Spitalgasse bildet, aufwendig saniert. Cafés und Restaurants laden zum Verweilen und Flanieren ein. Spaziert man über die Spitalgasse in Richtung Spitaltor, so fallen die renovierte Müller Drogerie und das WEKA-Kaufhaus, ein lokaler Vollsortimenter, ins Auge. Neben dem WEKA-Kaufhaus steht – für Kenner des Einzelhandels sofort erkennbar – eine echten Besonderheit: Ein Hennes & Mauritz-Store mit kleiner Antrittsfläche und großer Verkaufsfläche im ersten Obergeschoss, welches nur über Stufen zu erreichen ist und sich über drei Häuser erstreckt (!). Filialisten wie McDonalds, New Yorker oder Orsay runden das Bild ab.

Die wirtschaftlichen Kennzahlen der Stadt Coburg müssen differenziert betrachtet werden. Zunächst ist festzuhalten, dass Coburg infrastrukturell sehr schlecht angebunden ist. Zwar ist man um Abhilfe bemüht, doch müssen Besucher, die nach Coburg kommen, z.T. insgesamt etwa 80 km Bundesstraße in Kauf nehmen. Das hat im Umkehrschluss jedoch auch den Vorteil, dass die Kaufkraft zum größten Teil vor Ort bleibt, da es auch die Coburger mühselig finden, die Fahrt in andere Städte in Kauf zu nehmen.

Ebenso ist das gesamte Umland stark auf die Einkaufsstadt Coburg angewiesen, weil Alternativen einfach zu schlecht zu erreichen sind. Eine Umsatzkennziffer von 138,1, gepaart mit einer Kaufkraftkennziffer von 103,5 und einer Zentralitätskenn- ziffer von 133,4 spricht eine deutliche Sprache. Für die Zukunft ist Coburg zu wünschen, dass sowohl Wirtschaft als auch Politik hier an einem Strang ziehen, um den Standort weiter nach vorne zu bringen. Die Mietpreise in Coburg zollen dem eher gemächlichen Treiben Tribut und verharren nach Beobachtung von Comfort schon seit Jahren auf etwa gleichem Niveau. Für kleinere Ladenlokale müssen Einzelhändler Mieten um 50 Euro/qm im Monat kalkulieren.

Quelle: Handelsimmobilien Report, Nr. 16, 29.02.2008