Deutschland: Hauptverband der Deutschen Bauindustrie – Bauwirtschaft legt zu, Kreditflaute nicht in Sicht

Von Werner Rohmert

Die Wirtschaft in Deutschland ist bemerkenswert stabil. Der befürchtete Credit Crunch, der die angelsächsischen Länder beutelt und in Deutschland drohend in blutigen Lettern an die Wand gemalt wurde, bleibt anscheinend aus bzw. betrifft lediglich die Megainvestments der Fremdkapitaljongleure der Private Equity Branche. Dies drückt lediglich die Stimmung jugendlicher Dealmaker, deren Geschäft bislang finanziellen Rückenwind hatte. In der Realwirtschaft läuft mit sicherlich schärferem Blick auf die Risiken „business as usual“. Die positiven Meldungen der Gesamtwirtschaft hatten die Auguren überrascht. Wir hatten das dagegen so erwartet. Jetzt gibt auch der „Bau“ Entwarnung. Die Baugenehmigungen im Wirtschaftsbau lagen in den ersten zwei Monaten um knapp 30% über dem Vorjahreszeitraum.

Der Bauaufschwung hat sich statistisch im ersten Quartal 2008 gemessen an den geleisteten Arbeitsstunden im Bauhauptgewerbe um 0,5% verlangsamt. Der Rückgang liegt allerdings unter den fehlenden Arbeitsstunden durch die zwei zusätzlichen Feiertage im Q1 durch die frühe Osterzeit. Dies teilt der Hauptverband der Deutschen Bauindustrie brandaktuell mit. Um den Feiertags-Effekt bereinigt stieg die Produktion im ersten Quartal um 2,4%. Entsprechend lag der baugewerbliche Umsatz im Bauhauptgewerbe zwar im März um 1,0% unter dem Niveau des Vorjahresmonats; aufgrund der guten Entwicklung in den Vormonaten stieg der Umsatz über das gesamte Quartal aber um 7,5%.

Auch für die Zukunft sieht der Hauptverband die Branche weiterhin gut aufgestellt. Der Auftragseingang ist um nominal 3,6% gestiegen (März: -4,1%). Trotz der hohen Preissteigerung lag der Ordereingang real noch auf dem guten Vorjahresniveau. Die regionalen Unterschiede sind jedoch beträchtlich. Während die westdeutschen Baubetriebe ein Auftragsplus von nominal 6,1% einspielten, erlitten die ost-deutschen Baubetriebe ein Minus von nominal 5,0%. Der Öffentliche Bau hat im Q1 die Rolle der Lokomotive übernommen. Nicht nur die Kommunen, auch Bund und Länder investierten – aufgrund gestiegener Steuereinnahmen – wieder verstärkt in die Infrastruktur. Der Umsatz stieg um 11,8%, die geleisteten Arbeitsstunden um 1,2%. Auch der Ordereingang legte um nominal 8,4% zu (März: 4,8%). Der Wohnungsbau erreichte ein Umsatzplus von 1,5% (März: -9,5%). Die Produktion lag allerdings um 4,8% (März: -21,8%) unter dem Vorjahresniveau. Trotz einer Pause im März wies der Wirtschaftsbau aufgrund der guten Entwicklung Anfang des Jahres beim Auftragseingang für das erste Quartal noch ein Plus von 1,6% aus. Die Umsätze lagen sogar um 9,7% über dem Vorjahresniveau, die Arbeitsstunden stiegen um 3,2%.

Quelle: DIB, Nr. 167, 30.05.2008