Domino-Day bei Offenen Immobilienfonds – Wichtigste Nachfrager für deutsche Prommi-Immobilien fallen aus

Von Werner Rohmert

So richtig hat es noch keiner gemerkt. Das immobilienwirtschaftliche Problem des Mittelabflusses und der Fondsschließungen liegt nicht darin, dass Dachfonds und auch die Großmutter für ein paar Monate nicht an ihr Geld kommen, sondern in dem hoffentlich nur zeitweisen Ausfall der Offenen Immobilienfonds als Nachfragekorrektiv in schwierigen Zeiten. In der Vergangenheit hatten die Offenen Fonds immer dafür gesorgt, dass auch im Abschwung eine gesunde Immobiliennachfrage einen Preisverfall verhinderte.

Auch Fonds, die nicht von Schließungsdrohungen betroffen sind läuft das Geld soweit weg, dass bei Berücksichtigung der Mindestliquidität und der bereits gebundenen Mittel Neuinvestments ausbleiben. Zu Notverkäufen wird es aber auch nicht kommen; denn wenn es nicht anders geht, können die Fonds erst einmal geschlossen bleiben.

Die Gefahr eines „Runs“ ist wieder real. Die vorletzte Woche markierte einen Dammbruch, den es in der Geschichte der Offenen Immobilienfonds und vielleicht auch der Kapitalanlage insgesamt in Deutschland bislang noch nicht gab. Reihenweise mussten die Fondsmanager die Rücknahme der Anteile zunächst für 3 bis 6 Monate aussetzen. Anleger kommen nicht mehr an ihr Geld. Verschont wurden bislang lediglich die alten offenen Megafonds mit ihrem hohen Kleinanlegeranteil und ihrer hohen Liquidität aus den Verkäufen bzw. Portfoliobereinigungen der letzten Jahre. Allerdings hatten auch die Mittelabflüsse. Die Vernetzung der Finanzwelt forderte so Opfer, die nach aller Theorie zu den Gewinnern der Krise hätten gehören müssen.

Die Branche generell von Verantwortung freizusprechen, wäre auch nicht ehrlich. Den dauernden Seiltanz offener Fonds, langfristige Investments mit täglich fälligem Geld zu finanzieren, haben sie zwar nicht zu vertreten, jedoch können sie beeinflussen, welches Geld sie von wem nehmen. Schnelle professionelle Fondsmanager als Anleger bringen das System in Gefahr und gehören nicht unter das Kleinanleger-Schutzsystem der Offen Immobilienfonds. Da vor Wettbewerbshintergrund um schnelles Wachstum und Rendite die Fondsmanager einzelner Immobilienfonds mit Verzichten überfordert wären, muss wohl entweder der Gesetzgeber einschreiten oder es muss einen Konsens über andere Kündigungsregeln für institutionelle Anleger geben. Etwaige Abgrenzungsprobleme sind betragsmäßig zu lösen. Eine vorrangige jederzeitige Rückgabegarantie bis zu den diskutierten 20 000 Euro pro Anleger dürfte das System stabilisieren.

Quelle: DIB, Nr. 179

Hinterlasse jetzt einen Kommentar

Kommentar hinterlassen

E-Mail Adresse wird nicht veröffentlicht.


*