Von Werner Rohmert
Die internationale Finanzkrise wirkt sich deutlich auf den Markt der geschlossenen Beteiligungsmodelle aus. Bedenken Sie bitte bei Analyse der vorliegenden Zahlen, die sich besser anhören als zuletzt seit der Lehman-Pleite erwartet wurde, dass das erste Halbjahr meist noch zufriedenstellend verlief. Der Absturz kam erst im 3. Quartal. Aussagen für das kommende Jahr sind dementsprechend erst nach Quartalsanalyse abzuleiten. Wenn die im 4. Quartal erkennbaren Trends sich fortsetzen, sieht es wirklich mau aus.
Darüber hinaus besteht die Gefahr, dass gerade mittelständische Unternehmen vor Veröffentlichung eines „Offenbarungseides“ Optimismus walten lassen oder Produkte vom Markt in die eigenen Bücher genommen haben und als platziert melden. Die Frage ist, ob die Branche vor einem konjunkturellen „Durchhänger“ oder vor einem Wendepunkt steht und wie lange die Durststrecke dauert. Entscheidend wird sein, wie sich die Assetklasse Immobilien am Ende nach der Krise positionieren wird. Gerade da sind wir optimistisch. Blicken wir auf das Zahlenwerk von Feri EuroRating Services, Cash und denen des VGF, deren Zahlenwerk Scope diese Jahr übernommen hat. Cash, Feri, Scope und der VGF registrierten insgesamt einen deutlichen Rückgang bei den Platzierungszahlen. Mit über 25% verzeichnete der VGF den größten Rückgang beim platzierten Eigenkapital. Auf knapp 8,3 Mrd. Euro stürzte das Ergebnis im letzten Jahr ab. Beim Fondsvolumen, also dem Eigenkapitalanteil plus Fremdkapital betrug der Rückgang, lt. VGF knapp unter 25%. Lediglich Feri erfasste über 10 Mrd. Euro eingesammeltes Anlegerkapital. Auch beim Fondsvolumen liegt Feri mit ca. 18 Mrd. Euro vorn.
Geschlossene Immobilienfonds erreichten mit rund 3,47 Mrd. Euro platziertem Eigenkapital (Vj.: 4,5Mrd. Euro) und einem deutlichen Platzierungsrückgang von 22,7% lt. Feri das schlechteste Ergebnis seit Beginn der Erfassung 1993. Auch Immobilienfonds mit deutschen Objekten mussten das schlechteste Ergebnis seit Bestehen der Studie hinnehmen. Im Jahr 2008 lag das platzierte Eigenkapital bei nur noch 1,02 Mrd. Euro. Auf dem Höhepunkt der Sonder-AfA getriebenen Deutschland-Fonds im Jahr 1996 erreichte es ein Volumen von 5,81 Mrd. Euro. US-Fonds sind mit minus 44,6% besonders kräftig abgestürzt. Nachdem im Jahr 2007 noch rund eine Milliarde Euro platziert wurde, ging das Eigenkapital im Jahr 2008 auf 572 Millionen Euro zurück. Dies stellt ebenfalls das schlechteste Ergebnis dar, seitdem sich US-Fonds im Jahr 1997 als eigenständige Asset-Klasse etabliert hatten. Besonders betroffen waren daneben auch die Großbritannien- Produkte mit 86 Mio. Euro Eigenkapital (-84%). Auf Grund verbesserter Einkaufsmöglichkeiten sei lt. Feri- Vorstand Helmut Knepel gut möglich, dass im nächsten Jahr wieder mehr Angebote mit Investitionsziel Großbritannien kommen würden. Generell erwartet Feri eine erhöhte Attraktivität von Immobilienfonds in diesem Jahr, weil die Preise für Immobilien in vielen Märkten fallen und Anleger transparente Fonds mit klar prognostizierbarem Cash Flow bevorzugen.
Auch in den anderen Bereichen der Fondsmodelle dominieren schwächere Zahlen. Im Vergleich zum Vorjahr ging das platzierte kumulierte Eigenkapital aller Modelle im Jahr 2008 um 19,3% auf 10,21 Mrd. Euro zurück (2007: 12,66 Mrd. Euro). Ein noch stärkerer Rückgang von 21,6% zeigte sich beim Fondsvolumen: Gegenüber rund 23 Mrd. Euro im Jahr 2007 wurde 2008 ein Gesamtinvestitionsvolumen von 18,12 Mrd. Euro emittiert, das sich auf insgesamt 950 Produkte von 367 Initiatoren verteilte.
Im Vergleich der Asset-Klassen hatten Immobilienfonds 2008 mit insgesamt 33,1% den größten Marktanteil, gefolgt von Schiffsfonds mit 29,3%. Es folgten Spezialitätenfonds mit 10,8 und Private-Equity-Fonds mit 10,6%. Die Schiffsfondsinitiatoren mussten bei insgesamt 2,99 Mrd. Euro platziertem Einbußen von 16,4% hinnehmen. Bemerkenswert war, dass selbst im zweiten Halbjahr noch 1,33 Mrd. Euro platziert werden konnten. In 2009 sehen lt. Knepel Schiffsfonds allerdings schwach aus. Einen sehr starken Platzierungsrückgang verzeichneten die Private-Equity / Infrastruktur- Fonds mit einem Minus von 49,5% bzw. 1,08 Mrd. Euro EK. Auch Lebensversicherungs- Modelle verloren um 38,8% auf 547 Mio. Euro deutlich. Insgesamt 711 Millionen Euro investierten Anleger geschlossener Fonds 2008 in Flugzeuge, was einem Zuwachs von 168,2% gegenüber dem Vorjahr entspricht.
Die Zahlen des VGF zeigen für Immobilienfonds einen Absturz von ca. 1 Mrd. Euro auf nunmehr knapp 3 Mrd. Euro. Bei in- und ausländischen Fonds registrierte der VGF ein Minus von jeweils über 25%. Für das laufende Jahr sieht der VGF eine weitere Abnahme des eingesammelten Eigenkapitals voraus. Schlimmer traf es, lt. VGF die Lebensversicherungs- und Private Equity Fonds Branche mit einem Rückgang von fast 60%. Auch hier zeigt der Trendpfeil für das laufende Jahr nach unten. Einzig Flugzeuge und Energiefonds werden wohl auch im nächsten Jahr einen Zuwachs beim Eigenkapital zu verzeichnen haben. Auch bei Leasingfonds sieht der VGF einen Zuwachs fürs laufende Jahr. Bei der Gesamtentwicklung für 2009 sieht der VGF ebenfalls eher einen Abwärtstrend, während Feri eher eine Seitwärtsbewegung voraussagt.
Wer sammelte am meisten Geld ein?
Sowohl Feri als auch Cash sehen in diesem Jahr das Hamburger Emissionshaus HCI vor MPC auf den Plätzen 1 und 2. 588 Mio. Euro konnte HCI, lt. Cash einsammeln. Insgesamt konnte ein Fondsvolumen von 1,2 Mrd. Euro erzielt werden. MPC sammelte 462 Mio. Euro Anlegergelder ein und kommt auf ein Fondsvolumen von 1,064 Mrd. Euro. Damit sind die beiden Emissionshäuser die einzigen, die ein Fondsvolumen von über 1 Mrd. Euro erreichen konnten. Auf den Plätzen 3 bis 5 folgen lt. Cash CFB (369,1 Mio. Euro), Dr. Peters (364,4 Mio. Euro) und RWB, die nur in PE Fonds machen mit 351,4 Mio. Euro. Der VGF, der seine Daten direkt von seinen Mitgliedern erhält, sieht hingegen KGAL (412,67 Mio. Euro), CFB (356,77 Mio. Euro) und RWB (351,45 Mio. Euro) auf den Plätzen 3 bis 5. Sowohl KGAL als auch CFB sind Mitglied im VGF. RWB ist das einzige Unternehmen unter den Top 5, welches nicht Mitglied im VGF ist. Insgesamt machten beim VGF 93 von 140 Unternehmen Angaben zu ihren Platzierungszahlen, wobei 5 Unternehmen keine Anlegergelder einsammelten.
Der Fondsbrief, Nr. 82
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