Einzelhandel Lüneburg bleibt stabil

Hansestadt, Universitätsstandort, Heidelandschaft: Obwohl Lüneburg nur rund 72.500 Einwohner zählt, hat die feine Stadt in Hamburgs Metropolregion beinahe mehr zu bieten, als so manche Großstadt. Hier ist zwar alles etwas ruhiger und entspannter – an Wochenende allerdings auch nicht weniger bevölkert. Das war auch schon in früheren Tagen so. Noch heute zeugen die mächtigen Kaufmannshäuser mit ihren charakteristischen Giebeln vom großen Reichtum der einstmals wichtigen Salzhandelsstadt und sorgen gleichzeitig für ein ausgesprochen historisches Stadtbild. Da Lüneburg zudem zu den wenigen Städten Norddeutschlands gehört, die ihren historischen Kern unzerstört durch den Zweiten Weltkrieg retteten, findet der innerstädtische Einzelhandel vorwiegend kleine und mittelgroße Ladenlokale vor, die dementsprechend häufig unter Denkmalschutz stehen. Ergänzt durch ein breites gastronomisches Angebot, sorgen jedoch gerade die für das besondere Ambiente. Die Tourismuswirtschaft gehörte somit im Jahr 2009 mit einem Brutto-Umsatz von insgesamt 238 Millionen Euro zu den wichtigsten Branchen vor Ort – neben dem Einzelhandel, der insgesamt gut eine halbe Milliarde Euro an Umsatz machte.

Die Fußgängerzone erstreckt sich vom Markt über die Große und Kleine Bäckerstraße bis hin zur Grapengießerstraße. Der Besatz ist gut durchmischt, rund 45 Prozent der angesiedelten Unternehmen sind örtliche Einzelhändler, gut die Hälfte gehört zu den bekannten nationalen und internationalen Filialunternehmen. Entsprechend einem großen Interesse an den Einzelhandelsflächen in der innerstädtischen 1A-Lage sind die Mieten weiterhin auf einem guten Niveau: Bis zu 95 Euro pro Quadratmeter lassen sich derzeit in der Spitze erzielen mit einem 80 bis 120 Quadratmeter Fläche umfassenden Ladenlokal in bester Innenstadtlage und mit dezidiert einzelhandelsgerechter Ausstattung. „Verhältnismäßig häufig werden mittelgroße bis große Ladenlokale gesucht, die der Bestand nicht oder nur selten hergibt. Das hat einen entsprechenden Einfluss auf die Verkaufserlöse: Trotz eines leichten Einbruchs im Zuge der weltweiten Finanzmarktkrise stiegen die Immobilienwerte in der absoluten Top-Lage seit dem Jahr 2000 durchschnittlich um stattliche 46 Prozent. Demgemäß ist die Einkaufsstadt Lüneburg ein durchweg stabiler Einzelhandelsstandort, der sich seit Jahren gut und gleichmäßig entwickelt“, stellt Arndt von Marenholtz, Geschäftsführer LÜHRMANN Hamburg, fest.

Aktuelles: Bestseller und Promod kommen

„Traditionell sind Kleine und Große Bäckerstraße der am stärksten frequentierte Bereich der Innenstadt. Hier sorgen anziehungsstarke Unternehmen wie Karstadt, Esprit oder H&M für eine hohe Kundenkonzentration“, so von Marenholtz. Die Grapengießerstraße wird trotz erstklassiger Mieter wie P&C, Benetton oder Görtz diesem Anspruch (noch) nicht ganz gerecht. Dennoch schreitet die schon seit Jahren prognostizierte Ausweitung der Top-Lage geht langsam voran, wie die Eröffnungen von Deichmann und Rossmann im letzten Jahr zeigen.

Zuletzt eröffnete auf der Großen Bäckerstraße 2-4 ein Ladenlokal des Schuhhändlers Salamander. Die rund 450 Quadratmeter umfassende Gesamtfläche wurde zuvor vom Modeunternehmen Kenvelo genutzt. Das traditionsreiche Porzellanhaus Mummert ist indes Geschichte. Nach 111 Jahren in Lüneburg hat der Betreiber sein Ladenlokal an der Großen Bäckerstraße 25 geschlossen und die Räumlichkeiten an den dänischen Bestseller-Konzern vermietet. Derzeit wird zwar noch großzügig umgebaut, aber noch in diesem Herbst will der Modekonzern hier seine beiden Modekonzepte Jack&Jones sowie Vero Moda auf rund 750 Quadratmetern Verkaufsfläche über zwei Etagen eröffnen.

Douglas zieht hingegen in die ehemalige Salamander-Fläche in der Großen Bäckerstraße 22. Da LÜHRMANN der Parfümerie darüber hinaus auch das zweite, bis vor kurzem von Street One genutzte Ladenlokal in dem Geschäftshaus vermittelte, werden beide Flächen derzeit zu einem einzigen, rund 250 Quadratmeter Verkaufsfläche umfassenden Laden zusammengelegt, der noch in diesem Jahr eröffnen soll.

In die dadurch frei werdenden Douglas-Verkaufsräume in dem Eckhaus an der Großen Bäckerstraße 33 zieht im kommenden Jahr erneut ein Spezialist für Düfte, Kosmetik und Make-up. LÜHRMANN vermittelte die 125 Quadratmeter-Fläche an den aus Lübeck stammenden regionalen Filialunternehmer Parfümerie Schuback.

Weitere Neumieter auf der Großen Bäckerstraße sind der Bäcker Bakerfield, der nach dem Brandunfall auf den zu Karstadt gehörenden Bäcker an der Großen Bäckerstraße 29 folgt und 105 Quadratmeter nutzt, sowie der Schuhhändler Schuhgeiz, der an der Großen Bäckerstraße 19 das Ladenlokal des alteingesessenen Optikers Strehl übernommen hat, die Flächen jedoch voraussichtlich nur interimsweise mietet.

In die zweite derzeitige Douglas-Fläche an der Kleinen Bäckerstraße 1 wird in diesem Winter der Damenmoden-Anbieter Promod ziehen. Das Ladenlokal in dem markanten Eckhaus zur Unteren Schrangenstraße bietet insgesamt rund 180 Quadratmeter Verkaufsfläche. LÜHRMANN vermittelte.

Auch die Kleine Bäckerstraße hat einen neuen Backwaren-Anbieter. LÜHRMANN vermittelte an die Brezelbäckerei Ditsch eine vormals vom Süßwarenhändler Arko genutzte Verkaufsfläche mit 35 Quadratmetern mit der Hausnummer 10.

In der Grapengießerstraße haben zuletzt Engbers und das Modegeschäft Trendholder eröffnet. Engbers folgte an der Grapengießerstraße 51 auf den Modehändler Narli in ein rund 100 Quadratmeter Verkaufsfläche umfassendes Ladenlokal. Trendholder nutzt indes das bisher von Wilhelmi Fashion gemietete 110-Quadratmeter-Ladenlokal in der Grapengießerstraße 50 unmittelbar nebenan.

Für über eine Millionen Euro wurde zuletzt das an die Targo-Bank vermietete Geschäftshaus An den Brodbänken 8 veräußert. Der bisherige Privateigentümer verkaufte die Immobilie an einen lokalen Investor.

Laufende Projekte: Was wird aus der Sparkasse?

Immer wieder aufgewärmt werden die Gerüchte zum Sparkassen-Gebäude am Lüneburger Marktplatz. Einem angeblichen Shoppingcenter erteilte Oberbürgermeister Ulrich Mägde (SPD) unlängst eine Abfuhr als er öffentlich feststellte, dass die Immobilie zur Hälfte der Stadt gehöre und man es daher selbst in der Hand habe, an dieser Stelle ein großes Einkaufszentrum zu verhindern.

„Eine andere Variante ist der Umzug des Modehauses P&C von der Grapengießerstraße in die Sparkasse am Markt. Beide Unternehmen haben jedoch derartige Planungen bisher dementiert und Verhandlungen ausgeschlossen“, gibt der Einzelhandelsspezialist zu bedenken. Sparkassensprecher Frank Elsner gibt überdies zu bedenken, dass man zudem noch kein abschließendes Ergebnis habe, wie mit dem Randlagen-Gebäude überhaupt verfahren werden soll. Neben dem Umbau mit anschließender Nutzung durch die Sparkasse selbst, sei auch ein Umbau durch die Sparkasse mit anschließender Weitervermietung oder der anschließende Verkauf oder ein sofortiger Verkauf denkbar. Kurzum: Fast alles kann, nichts muss. Fest stehe nur, dass es einen Sanierungsstau gebe und eine Vermietung ohne Umbau somit ausgeschlossen sei.

Dafür gibt es bald ein Factory-Outlet-Center im rund fünfzig Kilometer entfernten Soltau. Im Juli erfolgte der symbolische erste Spatenstich bei dem 50 Millionen-Euro-Projekt der Mutschler-Gruppe aus Ulm. Ab dem Jahr 2012 sollen auf rund 10.000 Quadratmetern Gesamtfläche Modeartikel, Schuhe, Lederwaren und Heimtextilien aus Produktionsüberhängen sowie Auslaufmodelle der vorherigen Saisons angeboten werden. Die Investoren planen derzeit mit 1,3 Millionen Besuchern jährlich.

Prognose: Lüneburg bleibt stabil

„Lüneburg bleibt ein durchweg stabiler Einzelhandelsstandort mit guten Entwicklungschancen, an dem die Nachfrage nach Ladenlokalen das Angebot weiterhin übersteigt. Im Norddeutschland gehört die Einkaufsstadt Lüneburg somit zu den stärksten Mittelstädten und ist auf Augenhöhe mit weitaus größeren Standorten wie Lübeck oder Kiel. Die Neuansiedlungen von Promod und den Besteller-Konzepten werten das innerstädtische Angebot weiter auf und könnten letztendlich noch weitere beliebte Einzelhandelszugpferde nach Lüneburg lotsen“, sagt LÜHRMANN-Geschäftsführer von Marenholtz.

Gelingt es der gesamten Innenstadt, das bisherige Flair und die aktuellen Laufwege zu halten, kann Lüneburg auch ein Factory-Outlet-Center in Soltau gut verkraften und sich effektiv gegen einen Kaufkraftabzug wehren. Schwerer würde die Ansiedlung eines innerstädtischen Shopping-Centers wiegen. Der OB tat somit gut daran, hier ein Machtwort zu sprechen. Und da weitere centertypische Objekte mit 25.000 bis 30.000 Quadratmetern in der Innenstadt nicht vorhanden sind, dürften derartige Diskussionen auch vorerst beendet sein.
 

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