Kaum eine andere deutsche Stadt verändert ihr innerstädtisches Gesicht derzeit so rasant wie die Rhein-Main-Metropole Frankfurt.
Die Sanierung der Zeil ist gerade beendet, das MyZeil als feste Innenstadtgröße etabliert, da werden schon wieder die nächsten wegweisenden Einzelhandelsprojekte geplant oder stehen, wie die revitalisierte Zeilgalerie, kurz vor ihrer Fertigstellung. Investitionen in die Hessenmetropole lohnen, die bekanntesten Retailer stehen Schlange, wenn es um die attraktivsten Ladenlokale in den besten Lagen der Innenstadt geht. Darauf weist der 1A-Lagen-Spezialist LÜHRMANN in seinen aktuellen Citynews Frankfurt hin.
Auch wenn Berlin noch immer als der deutsche Standort mit dem größten Hipness-Faktor gilt, Frankfurt holt auf und mausert sich zum beliebten Sprungbrett angesagter Konzepte. Im Verlauf der letzten zehn Jahre stieg infolgedessen die Spitzenmiete um rund 33 Prozent und kann bei einer 80 bis 120 Quadratmeter umfassenden Fläche in allerbester Lage mit einzelhandelsgerechter Ausstattung durchaus bis zu 280 Euro pro Quadratmeter betragen. Zum Vergleich: vor zwei Jahren lag der Spitzenmietsatz noch bei 240 Euro pro Quadratmeter. Und auch die durchschnittliche Wertentwicklung der Immobilien in der innerstädtischen 1A-Lage ist durchweg positiv. Sie liegt bei rund 26 Prozent in den letzten zehn Jahren. Der Kunde dankt es den Einzelhändlern und sorgt für gute Umsätze im Schatten der Hochhäuser. Spätestens die Eröffnung von Hollister im MyZeil hat gezeigt, wie cool der Standort wirklich ist. Ob Zara Home, Jimmy Choo oder Urban Outfitters, für die Retailer ist Frankfurt derzeit „the place to be“. Diese Attraktivität dient gleichzeitig als Rechtfertigung für die weiter steigenden Mietpreise in Bestlage.
„Erstmals seit langem wieder gehört die 1A-Lage im LÜHRMANN-Mietranking zu den drei teuersten Innenstädten Deutschlands. Mit Hamburg teilt man sich den dritten Rang, nur in Berlin und München muss derzeit für die allerbesten Flächen mitunter noch etwas mehr bezahlt werden“, sagt Achim Weitkamp, Geschäftsführender Gesellschafter bei LÜHRMANN. Dabei ist es nicht nur die weithin bekannte und in steter Regelmäßigkeit zu einer der umsatzstärksten Einkaufsstraßen Deutschlands gekürte Zeil, die für das Renommee der Innenstadt sorgt. Auch auf der Biebergasse und der Kalbächer Gasse locken hervorragende 1A-Lagen mit erstklassigen Einzelhändlern. Und der nördliche Teil des Goethe- und des Rathenauplatzes sowie der Steinweg konnten sich in jüngster Zeit zu hochwertigen Konsumlagen entwickeln. Auf der Goethestraße und dem Opernplatz ist zudem ein beachtliches Exklusivsegment ansässig.
Verkäufe: Platzhirsch Opernturm
Die Development Partner AG aus Düsseldorf hat zuletzt das von ihr erbaute Wohn- und Geschäftshaus an der Großen Bockenheimer Straße 30 an die Versicherungskammer Bayern verkauft. Hauptmieter der insgesamt rund 1.650 Quadratmetern Einzelhandels- und Gastronomiefläche ist der Computerhersteller Apple, der hier seit Anfang 2009 einen Flagship-Store betreibt. Verkauft wurde auch der Opernturm, eines der Wahrzeichen Frankfurts, bislang in den Händen eines Joint Ventures zwischen einem von Tishman Speyer betreuten Fonds und der Schweizer Großbank UBS. Neuer Eigentümer ist ein gleichberechtigtes Joint Venture zwischen dem Singapur-Staatsfonds GIC und einem institutionellen Fonds, der vom J.P. Morgan Asset Management betreut wird. Der Kaufpreis lag bei rund 550 Millionen Euro. Im Opernturm befindet sich unter anderem ein Ladenlokal des Einzelhändlers Manufactum.
Vermietungen: Neue Konzept am Main
Zuletzt wurde bekannt, dass der Lifestyle-Filialist Urban Outfitters nach Frankfurt zieht. Urban Outfitters hat rund 1.300 Quadratmeter Verkaufsfläche am Rossmarkt 13 gemietet, die Eröffnung findet im Sommer statt. Bislang war hier das Einrichtungshaus CriCri ansässig. Das angesagte amerikanische Unternehmen ist in Deutschland derzeit ausschließlich am Hamburger Gänsemarkt vertreten, im Juli kommt eine weitere Filiale in Berlin-Mitte hinzu. Eine Premiere feiert Frankfurt indes in diesem Frühling mit dem allerersten Deutschland-Store des Inditex-Konzepts Zara Home. Bislang sind die Einrichtungsgegenstände des spanischen Textileinzelhändlers zwar schon an über 250 Standorten weltweit zu finden, Deutschland war jedoch nicht dabei. Das ändert sich, wenn Zara Home in den ehemaligen Escada-Laden am Rathenauplatz 1 zieht. Das Ladenlokal bietet eine Verkaufsfläche von rund 600 Quadratmetern über zwei Etagen.
Im Dezember hat zudem die Londoner Luxus-Schuhmarke Jimmy Choo einen Flagship-Store in Frankfurt eröffnet. Standort ist die ehemalige Ladenfläche des exklusiven Modelabels Rena Lange, Goethestraße 27. In Deutschland befand sich das Label Jimmy Choo, das in Frankfurt rund 160 Quadratmeter Einzelhandelsfläche nutzt, bislang lediglich in der Münchner Maximilianstraße. Weltweit führen die Briten über 100 eigene Shops, vorzugsweise in den allerbesten Lagen. Im letzten September eröffnete in Mailand der bislang größte Store auf dem europäischen Festland, kurz darauf sah die Züricher Luxusmeile Bahnhofstraße den ersten Schweizer-Shop.
Brandneu ist hingegen das Gastronomie-Konzept Holyfields. Das Unternehmen des ehemaligen McDonalds-Marketingvorstands Gerhard Schöps hat im November rund 500 Quadratmeter Verkaufsfläche im Junior-Haus zwischen Commerzbank und Steigenberger Hotel, Kaiserstraße 19-21, eröffnet. Holyfields bietet deutsche und internationale Küche und zeichnet sich durch ein innovatives Bestellkonzept aus. Schöps plant nach eigener Auskunft zeitnah die Eröffnung weiterer Restaurants in deutschen Metropolen.
Ebenfalls neu und deutschlandweit bis dato einzigartig ist das Ladenlokal des Labels Miu Miu aus dem Hause Prada. In der Goethestraße 29 hat das Unternehmen ein rund 65 Quadratmeter umfassendes Ladenlokal eröffnet. Bisher betrieb Miu Miu lediglich zwei Shop-in-Shops im Berliner KaDeWe sowie im Oberpollinger in München. Bislang nutzte ebenfalls Prada die Fläche, allerdings für einen Accessoires-Shop. Dieser wurde im Zuge der Eröffnung der gut 250 Quadratmeter umfassenden, zweistöckigen Prada-Vollsortiment-Boutique in der Goethestraße 9 geschlossen. Hier war bisher der Schuhhändler Fink ansässig.
Darüber hinaus hat das bislang in der Goethestraße 32 ansässige Lederwarenlabel Piquadro den Standort gewechselt. Die Italiener zogen in das ehemalige Ladenlokal des Herrenausstatters Reising am Steinweg 12. Der neue Store bietet eine Fläche von rund 100 Quadratmetern und ist im letzten Herbst eröffnet worden. Die bisherigen Piquadro-Flächen werden derzeit umgebaut. Hier eröffnet der englische Designer-Bekleidungsfilialist Hackett London, der in Deutschland bisher einen Store in München betreibt.
Im letzten Herbst hat zudem Esprit nach umfassenden Umbauarbeiten auf der Zeil seinen mit insgesamt 3.600 Quadratmetern Verkaufsfläche weltweit größten Store eröffnet. Die Erweiterung wurde möglich, weil der bisherige Mitmieter Saturn vor eineinhalb Jahren in das My Zeil umgezogen war. Seitdem standen die beiden oberen Etagen leer. Sehenswert ist vor allem das Store-Design, das nach Esprit-Angaben Elemente aus den Läden in Hongkong und New York vereint. Wie in Hongkong kommen auch hier mehr als 14.000 LEDs zum Einsatz.
Direkt nebenan hat kurz darauf auch Das Depot einen umfassend erweiterten Laden eröffnet. Der Lifestyle- und Dekorationsartikelanbieter präsentiert sich seitdem auf insgesamt 1.000 Quadratmetern über vier Etagen. Auf der 2. und 3. Etage gibt es Durchgänge zur Esprit-Filiale. Die Niedernberger Gries Deco Company hat nach eigenen Angaben einen höheren sechsstelligen Betrag in den Umbau investiert.
Schon im Spätsommer hatte der Streetwear-Anbieter Snipes einen neuen Shop in der Frankfurter Innenstadt eröffnet. Dazu mietete das Filialunternehmen ein rund 300 Quadratmeter großes Ladenlokal in der Schäfergasse 6-8, direkt neben dem neuen Sport Scheck. Bisher befand sich der Frankfurter Snipes-Shop in dem Geschäftshaus An der Hauptwache 11, das seitdem vom Textileinzelhändler Bestseller genutzt wird. Das dänische Modeunternehmen aus Brande hat mit seinen Konzepten Jack & Jones und Vero Moda gut 1.000 Quadratmeter bezogen.
Als Nachfolger des Modeanbieters Bailly Diehl hat zudem die zweite Boutique des Taschenherstellers George, Gina & Lucy an der Zeil 127 die Pforten geöffnet. Bailly Diehl hat unterdessen auf 200 Quadratmetern am Opernplatz 2 seinen Men-Store neueröffnet. Hier befand sich bislang ein ebenfalls von Michael Bailly betriebenes Ladenlokal von Baldessarini.
Laufende Projekte: Skyline Plaza kommt
Aktuell wird die Zeilgalerie vollständig umgebaut. Der Eigentümer, die IFM Immobilien AG, investiert rund 15 Millionen Euro in die Revitalisierung während des laufenden Betriebes. Zum Ende des ersten Bauabschnitts wurde im vergangenen November die prägende Multimedia-Fassadenfläche in Betrieb genommen. Das Gesamtprojekt soll spätestens bis zum Herbst abgeschlossen sein. Bis dahin erfährt die Zeilgalerie auch im Innern eine Generalüberholung, nach Fertigstellung sollen die Ladenlokale ineinander übergehen und die Flanierwege mit den Einzelhandelsflächen eine optische Einheit bilden. Im Frühjahr 2011 soll zudem der Abriss des alten Woolworth-Gebäudes an der Zeil 94 beginnen. Überdies soll zeitnah eine Entscheidung zum Abriss und Wiederaufbau des Hako Schuhgeschäfts an der Zeil 123 getroffen werden. Dieser Tage wird außerdem mit der Entwicklung des Quartiers Goetheplatz und den vier Ladenlokalen am Goetheplatz 5 bis 11 begonnen.
Im Gespräch ist auch ein Umbau der Hauptwache. Nach Auskunft der Stadt Frankfurt wird mit der Vorplanung gestartet, sobald die Stadtverordnetenversammlung zustimmt. Die Planungen sollen bis Ende 2011 abgeschlossen sein. Die Neugestaltung sieht eine Schließung des großen trichterförmigen Zugangs zur Ebene B und den U- und S-Bahnen vor. Zudem ist eine optimierte Platzgestaltung geplant, die einen „Platz im Platz“ entstehen lässt, der die Zeil besser mit der Hauptwache verbindet. Die Realisierung des Einkaufszentrums im Skyline-Plaza als Teil des neuen Europaviertels am Messegelände ist unterdessen einen weiteren Schritt voran gekommen. Die Investoren Vivico und ECE haben kurz vor Weihnachten einen Bauantrag für das Kongresszentrum eingereicht, welcher nach einem Beschluss des Stadtparlaments Voraussetzung für die Genehmigung ist. Die Plaza soll insgesamt 270.000 Quadratmeter umfassen, davon sind etwa 38.000 Quadratmeter als Einzelhandelsfläche vorgesehen.
Prognose: 300 Euro Spitzenmiete in Sicht
Nicht nur die Infrastruktur der Frankfurter Innenstadt wurde und wird an allen Ecken und Enden aufgewertet, auch die Einzelhandelslandschaft verändert derzeit rasant ihr Gesicht. Ausgewiesene Hochkaräter der internationalen Retailbranche haben in Frankfurt eröffnet oder werden in nächster Zeit an den Main ziehen. „Und wer noch nicht da ist, will hier hin“ sagt der LÜHRMANNN-Geschäftsführer. „Uniqlo, Forever 21, Desigual, kaum ein Name, der nicht fällt, wenn es um die Entwicklung neuer Großflächen geht, etwa an der Zeil 123 oder an der Zeil 94.“ Mit Argusaugen betrachtet die innerstädtische Kaufmannschaft hingegen die Pläne für die Skyline Plaza und es wird sich zeigen müssen, was das für die Innenstadt bedeutet. Der Frankfurter Einzelhandel hatte in den vergangenen Jahren nachdrücklich vor der Errichtung eines Einkaufszentrums an dieser Stelle gewarnt.
Doch das ist nur ein kleiner Wermutstropfen. Achim Weitkamp: „Das MyZeil brummt, die Zeilgalerie will aufholen, etablierte Einzelhändler wie Esprit oder Depot legen nach – Frankfurts Toplage gewinnt damit weiter an Attraktivität. Die Nettoanfangsrendite liegt bei rund 4,75 Prozent und die 280 Euro Spitzenmiete ist längst nicht das Ende der Fahnenstange. In absehbarer Zeit wird die 300-Euro-Grenze wohl durchbrochen werden.“ Denn die Nachfrage nach Flächen aller Größenordnungen ist uneingeschränkt hoch, Frankfurts 1A-Lage boomt. Und das wird sich so schnell nicht ändern. Im Gegenteil, die neuen Namen werden für noch mehr Dynamik sorgen und Frankfurts 1A-Lage damit weiterhin heiß bleiben.