Frankfurt putzt seine Problemstadtteile raus

Von Christina Winkler, Korrespondentin „Der Immobilienbrief, Frankfurt

Wie fast jede deutsche Großstadt hat auch Frankfurt am Main seine Problemstadtteile. Am augenfälligsten ist das im Bahnhofsviertel, dem Tor zur Stadt. Vor über hundert Jahren entstanden hier Gründerzeitbauten. Im Laufe der Zeit verlor das Areal seine Noblesse. Es verkam zum Rotlichtviertel und die Junkies bezogen hier Quartier: entsprechend das Ambiente geprägt von schmutzigen Straßen und Bürgersteigen sowie Gestank, denn Hausecken wurden als Urinale benutzt.

Das soll nun alles besser werden. Die Stadt will jährlich 400.000 Euro in den Stadtteil investieren. Das Geld kommt aus dem vor zehn Jahren angelegten Bund-Länder- Programm „Stadtumbau in Hessen“. Mehr Grün in den Straßen, ein Vorzeige-Spielplatz und öffentliche Pissoirs sind geplant. Unklar ist noch die Umgestaltung des Bahnhof-Vorplatzes. Schließlich sei er, so die Planer, die Visitenkarte für alle am Bahnhof ankommenden Reisenden. Geräumt werden soll er voraussichtlich noch in diesem Jahr. Gemeinsam mit dem Rhein-Main-Verkehrsverbund (RMV) und der Deutschen Bahn will die Stadt Frankfurt einen Architekten-Wettbewerb ausschreiben.

Derweil zapft die Stadt weitere Geldtöpfe an. Wie beim Umbau des Kaisersacks, der aus dem Programm „Schöneres Frankfurt“ finanziert wurde, wird auch hier verfahren. Früher war er ein Treffpunkt von Drogen- und Alkoholabhängigen und dadurch ein Symbol für Elend und Kriminalität. Mit ihm haben die Stadtplaner erste Signale gesetzt für das, was aus dem Bahnhofsvorplatz einmal werden soll.

Der ansehnlichere öffentliche Raum zieht auch wieder Investoren ins Quartier. Nach zwölf Jahren Leerstand fiel 2007 der Startschuss für die Sanierung der „Schneider-Ruine“ in der Kaiserstraße 75 – 77. Von dem denkmalgeschützten Doppelhaus von 1897 war nach dem Konkurs von Schneider nur die verhängte Fassade sichtbar und prägte jahrelang das Bild der Kaisersacks. Nun entstand ein Büro- und Geschäftshaus mit restaurierter Fassade. Ein weiteres Beispiel ist das einstmals völlig verwahrloste Eckhaus Kaiserstraße 51. Heute ist es ein Hotel im Neorenaissance-Stil. Weitere Haussanierungen sollen folgen.

Auch Wohnraum soll wieder geschaffen werden. Als gründerzeitliches Wohn- und Geschäftsquartier Ende des 19. Jahrhunderts entstanden, wurde nach dem Zweiten Weltkrieg ein großer Teil der Wohnungen in Büros umgewidmet. Ein Umdenken ist bereits spürbar, erste Erfolge der Rückwandlung in Wohnraum sichtbar. Die Stadt bezuschusst die Eigentümer bei der Sanierung ihrer Häuser. Im Bahnhofsviertel soll auch wieder gerne gewohnt werden.

Einen Imagewandel erfährt auch das Gallus-Viertel. Dazu haben Unternehmen dieses Stadtteils die Initiative „ProGallus“ gegründet. Neben den 60 Mitgliedern des Gewerbevereins Gallus zählen auch Großunternehmen wie BMW Frankfurt, die Commerzbank AG, die DWS und der Deutsche Fachverlag zu den Gründungsmitgliedern. Die Stadt Frankfurt unterstützt das Vorhaben, denn die „geplante Profilierung des Stadtteils“ trage auch zur Imagebildung Frankfurts im internationalen Städtewettbewerb maßgeblich bei, ist aus dem Rathaus zu hören. Ziel der Kampagne ist es, den Stadtteil positiver zu positionieren und Vorurteile gegen dieses Gebiet abzubauen. Dazu sollen insbesondere die verkehrsgünstige Lage, die Citynähe und die intakte, abwechslungsreiche städtische Struktur herausgestellt werden.

Auch das Ostend erfährt eine Aufwertung durch den Neubau der Europäischen Zentralbank auf dem Areal der ehemaligen Großmarkthalle, die bisher das östliche Mainufer prägte. Um die marode Halle zu sanieren, wären 30 Mio. Euro notwendig gewesen. 2002 wurde der Kaufvertrag mit der EZB unterzeichnet. Im Mai 2008 erging die endgültige Baugenehmigung. Allerdings erließ die EZB einen Baustopp, weil sich kein Generalunternehmer fand, der die verschlungenen Glastürme (185 und 165 Meter hoch) für die veranschlagten Rohbaukosten von 500 Mio. Euro hochziehen will.

Im südlichen Ostend ist bereits ein attraktives Wohngebiet entstanden. Genau das war geplant, als die Stadtverordneten 1984 beschlossen, das herunter gekommene südliche Ostend mit seinen vielen Gewerbebrachen, Baulücken und Kleingewerbe-Baracken aufzuwerten. Aber erst Mitte der 90er ist der Startschuss gefallen. Neue Wege wurden angelegt, ein Kindergarten gebaut, Außenflächen begrünt und Wege gepflastert. Die School of Finance bezieht hier Quartier ebenso wie das Bildungszentrum Ost und Dr. Hoch’s Konservatorium folgen. Weitere Aktivitäten sind geplant. 64 Mio. Euro hat die Stadt ins Sanierungsgebiet gesteckt, 42 Mio. durch Grundstückskäufe wieder eingenommen.

Es tut sich einiges in Frankfurt, um die Mainmetropole „aufzumöbeln“. Schließlich will sie im internationalen Städtekonzert vorne mitspielen. Eines hat sie geschafft. Sie steht als Museumsstadt in Deutschland auf Platz 2 nach Berlin. Das haben die Statistischen Ämter des Bundes und der Länder aus Kulturstatistiken des Instituts für Museumsforschung ermittelt. Erhoben wurde der Zeitraum 2002 bis 2006.

Quelle: DIB, Nr. 172, 08.08.2008