Von Kurt E. Becker
Dieser Tage feiert die Immobilienzeitung (IZ) sich selbst. Mit einem Supplement zum fünfzehnten Jahr des Bestehens. Das ist berechtigt. Allerdings gab’s die IZ schon vor 1993. Ihre Anfänge freilich verlieren sich im Nebel der publizistischen Immobiliengeschichte. Eine Erstausgabe ist sogar in den Archiven der Deutschen Bibliothek nicht auffindbar.
Vermutlich um das Jahr 1990 herum wurde die IZ als Anzeigenblatt für das Rhein-Main-Gebiet gegründet. Die finale Häutung zum deutschlandweiten Fachblatt für Immobilien fand 1993 statt.
Soweit zur Blattgeschichte. Gibt es aber eine objektive Berechtigung, über diese 15 Jahre zu jubilieren? Ja. Und zwar für Macher und Leser. Und das ist das eigentlich Essentielle an diesem Jubiläum. Quasi von Anfang an nämlich stürmte die IZ in der Liga der Immobilienfachmedien dieser Republik an die Spitze der Lesergunst und hat diese Position bis heute verteidigt. Ganz oben in der Tabelle die IZ. Und darunter das Gerangel um die Plätze. Eine Wahrnehmung, die selbst der Wettbewerb in seltener Einmütigkeit bestätigt. Das besonders Bemerkenswerte an dieser Leistung ist fraglos, dass die Macher der IZ als Verleger und Redakteure dies weitestgehend aus eigener Kraft geschafft haben – bis dann letztes Jahr in einem spektakulären Akt der Deutsche Fachverlag als Minderheitsgesellschafter mit an Bord geholt wurde. Nach diesem „Coup“ darf die IZ nun mit zusätzlicher Kraft laufen – konterkarierend das berüchtigte „Vor lauter Kraft nicht laufen können“. Der Einsatz dieses zusätzlichen Kraftpakets ist eine herausfordernde Aufgabe, nicht zuletzt auch die Realität des Marktes widerspiegelnd, den die IZ beschreibt. Zu viel Geld, das hat Subprime gezeigt, kann durchaus schädlich sein.
Inhaltlich wird auch in der IZ, dem Zeitgeist gehorchend, der Unterhaltungswert eines Artikels schon mal über Informationsgehalt und Meinungsbildung gestellt. Oder aber die eigene Interpretationslust wird genossen – durchaus an den Fakten vorbei, provoziert freilich auch von manchen Playern dieser Branche, die die Tatsachen gern vernebeln und sich selbst hie und da, es lebe der Autismus, ein X für ein U vormachen. Wie immer ist die Wirklichkeit eine Sache, deren Wahrnehmung eine ganz andere. Die schwierige Balance von Information, Meinungsbildung und Unterhaltung, gerade bei Fachmedien die Königsdisziplin journalistischer Professionalität, hält die IZ trotz gelegentlicher Ausrutscher überdurchschnittlich gut, wohlwollend in diesem Urteil berücksichtigend, dass sich auch Fachmedien über Unterhaltung verkaufen (müssen).
Die IZ als „Pflichtlektüre“ der Immobilienbranche – und dies jede Woche. Die Umstellung vom Vierzehntagesrhythmus auf das wöchentliche Erscheinen zu Beginn des Jahres 2007 ist, auch Neider müssen dies einräumen, exzellent gelungen. Und die IZ zeigt nun wöchentlich, wie interessant und brisant die Immobilienwirtschaft in Deutschland ist. Und mehr als dies: Dieses immobilienwirtschaftliche Spektrum in Deutschland birgt noch immer publizistisch Potenzial, ist noch lange nicht ausgereizt. Mit ihrem ersten Supplement zum Jubiläum zeigt die IZ denn auch die Richtung auf, die publizistische Schule machen könnte. Wann kommt das regelmäßige Supplement, meine Herren Mucha und Porten?
Quelle: DIB, Nr. 169, 27.06.2008