Von Werner Rohmert. Shopping-Centerbetreiber General Growth Properties (GGP) hat Gläubigerschutz nach „Chapter 11“ beantragt und die wahrscheinlich bislang größte Immobilienpleite in den USA hingelegt. Offen ist die Frage, ob das Unternehmen bei intaktem Kerngeschäft, wie Unternehmens-Chef Adam Metz betont, tatsächlich „nur“ an der Refinanzierung von rd. 27 Mrd. USD für die etwa 200 Einkaufszentren in 44 US-Bundesstaaten gescheitert ist, oder ob nicht doch vor Konjunkturhintergrund das Basisgeschäft selber deutlich betroffen ist bzw. zu erwartende Schwierigkeiten von den Banken antizipiert wurden. Zum Größenvergleich: GGP betreibt ungefähr doppelt so viele Einkaufszentren wie Deutschlands Vorzeige-Marktführer ECE.
Berücksichtigt man das internationale Wachstumsstreben, das die deutschen Banken für „lukrative Engagements“ an den Tag legten, so hören sich die aktuellen Meldungen eher nach „Glück gehabt“ an. Die Eurohypo ist mit 2,6 Mrd. USD dabei, von denen aber wohl „nur“ 10% in den eigenen Büchern stehen. Der Rest wurde an 175 andere Gläubiger weitergegeben. Die weiteren betroffenen Banken, zu denen neben der Deutschen Bank naturgemäß vor allem die Landesbanken gehören, melden lediglich kleinere Beträge, die vor unternehmerischem Hintergrund an dieser Stelle nicht zu diskutieren sind. Nach unserer Überschlagsrechnung fehlen aber allein aus dem Eurohypo-Anteil noch etwa 2,3 Mrd. USD, deren Verbleib bis heute noch nicht erwähnt wurde. Der zum Glück eher „kleine“ Eigenanteil der Eurohypo entspricht übrigens in etwa dem Betrag, mit dem vor 15 Jahren Hilmar Kopper im Zuge der Schneider-Pleite in einer historischen Fernsehdiskussion den Begriff „Peanuts“ in den deutschen Sprachgebrauch einführte.
Die monatelangen Bankverhandlungen der GGP waren gescheitert. Insofern trifft es die Finanzierer nicht unvorbereitet. Es ist zu hoffen, dass diese Zeit auch zu Vorbereitungen auf ein Gläubigerschutzverfahren, das nach US-Recht vor allem das Ziel der Fortführung des Unternehmens im Auge hat, genutzt wurde. Wie viele der von GGP betriebenen Zentren für die Refinanzierung als Sicherheiten verfügbar sind bzw. wie viele davon von Kapitalanlegern lediglich gemietet sind, ist ebenfalls noch offen, so dass der rechnerische Durchschnitt von knapp 120 Mio. USD pro Objekt wenig aussagefähig ist. Damit sind die Sicherheitenpositionen der Gläubiger nicht nachvollziehbar. Hinzukommt, dass lt. FTD die Branche der Einkaufskettenbetreiber vor einer weitreichenden Marktbereinigung steht. Sie zitiert eine Studie der Deutschen Bank, nach der die Preise für US-Geschäftsimmobilien in diesem Jahr um 35 bis 45% fallen könnten.
gi24/DIB, Nr. 190
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