Von Marion Götza
Die HafenCity Hamburg, das derzeit größte innerstädtische Stadtentwicklungsprojekt, setzt europaweit neue Maßstäbe. Zwischen historischer Speicherstadt und Elbe entsteht seit 2001 auf einer Fläche von 157 Hektar eine neue lebendige Stadt mit einer Nutzungsmischung aus Wohnen, Büro, Freizeit, Einzelhandel und Kultur.
Die Innenstadtlage des Gebiets und ein Qualitätsanspruch, der sich u.a. in der Architekturqualität, einem hohen Wohnanteil, intensiven Wasserbezügen, einem nachhaltigen Entwicklungskonzept sowie Standard setzenden Realisierungsprozessen niederschlägt, unterscheidet die HafenCity von ähnlichen Stadtentwicklungsprojekten. Die heutige Innenstadtfläche wird in rund 20 Jahren um 40% erweitert, derzeit befinden sich ca. 60 Projekte entweder in Planung, im Bau oder sind bereits realisiert.
Impulswirkung hat ihre Entwicklung daher sowohl für die gesamte Hansestadt mit ihren fast 1,8 Mio. Einwohnern als auch für die 4,3 Mio. Einwohner starke Metropolregion. Einzigartig sind schon die vielen Bezüge von Land- und Wasserflächen. Die HafenCity wird nicht eingedeicht. Mit Ausnahme der Promenaden wird das gesamte Gebiet auf 7,5 bis 8 Meter über Normalnull angehoben. 1,8 bis 2 Millionen qm Bruttogeschossfläche werden gebaut, dabei entstehen 5 500 Wohnungen für 12 000 Einwohner, Dienstleistungsflächen mit mehr als 40 000 Arbeitsplätzen sowie Gastronomie, Kultur- und Freizeitangebote, Einzelhandelsflächen, Parks, Plätze und Promenaden. Ende des Jahres 2008 werden ca. 1 400 Menschen in der HafenCity leben und etwa 2 000 Menschen arbeiten.
Schon im Herbst 2007 war mit den Marco-Polo-Terrassen, dem Vasco-da-Gama-Platz und den Dalmannkaipromenaden ein Ensemble spektakulärer Stadträume am Wasser eröffnet worden, im Herbst 2008 wurde es durch den Traditionsschiffhafen im Sandtorhafen ergänzt. Der Grundstein für die vom Architekturbüro Herzog & de Meuron geplante Elbphilharmonie wurde im Frühjahr 2007 gelegt. Seit Mitte 2007 entsteht auch das erste Gebäudeensemble auf dem Strandkai. In attraktiver Lage wird dort nicht nur ein 55 Meter hoher Wohnturm gebaut, sondern ebenso die Deutschland-, Österreich- und Schweiz-Zentrale des Konsumgüterkonzerns Unilever mit ihren 1 100 Büroarbeitsplätzen.
Eine weitere Unternehmenszentrale zieht auf den Brooktorkai, von hier aus führt der Germanische Lloyd künftig seine Geschäfte und nebenan auf der Ericusspitze baut bereits die Spiegel-Gruppe. Die zurzeit größte innerstädtische Baustelle befindet sich jetzt auf dem Areal des insgesamt 7,9 Hektar Fläche umfassenden Überseequartiers. Seine nördliche Hälfte soll schon bis Sommer 2010 realisiert werden, die Südhälfte dann bis 2012. Auf dem südlichen Abschnitt beginnen die Arbeiten nach Rohbaufertigstellung der neuen, gleichnamigen U-Bahn-Haltestelle, also Anfang 2009. Nach dem Teilquartier Sandtorkai konnte auch das Teilquartier Dalmannkai weitgehend komplettiert werden.
Die letzten der 15 Bauvorhaben mit ihren insgesamt rund 115 000 qm BGF werden hier zum Jahresbeginn 2009 fertig gestellt. Als drittes Teilquartier wird jetzt Am Sandtorpark mit Nachdruck gebaut. Längst ist die HafenCity also aus der Phase der Projektplanung in die Phase der intensiven Realisierung eingetreten. Neben größeren Unternehmen wie z.B. SAP, China Shipping, Kühne + Nagel, Wölbern Bank, Drees & Sommer Gruppe oder der Neumann Gruppe gibt es bereits eine Vielzahl von kleinen und mittleren Unternehmen, die Flächen in der HafenCity angemietet haben. Der Entwicklungszeitraum für das gesamte Gebiet erstreckt sich bis 2020-25.
Das Investitionsvolumen wird mit ca. 6,8 Milliarden Euro beziffert, wobei private Investitionen ca. 5,0 bis 5,5 Milliarden Euro und öffentliche Investitionen ca. 1,3 Milliarden Euro ausmachen. Ca. 90% der Grundstücksflächen sind in öffentlichem Besitz (Sondervermögen „Stadt und Hafen“). Die vorhandene Verkehrsanbindung mit Anschluss an City und Autobahn und 2 U-Bahnhaltestellen am Nordrand der HafenCity, wird um eine neue U-Bahnlinie mit zwei Haltestellen in der HafenCity ergänzt, mit Fertigstellung wird Ende 2011 gerechnet.
Das Preisgefüge im Wohnungsbau bewegt sich am freien Mietwohnungsmarkt zwischen 12 und 18 Euro/qm und am genossenschaftlichen Mietwohnungsmarkt zwischen 9 und 13,5 Euro/qm. Die Preise für Eigentumswohnungen liegen zwischen ca. 2 900 Euro/qm (Baugemeinschaften) und über 3 500 – 4 500 Euro/qm (Bauträgerkonzepte) bis 6 000 – 8 000 Euro/qm (Luxusmarktkonzepte). Durch die boomende Nachfrage nach hochwertigen Flächen liegt die Spitzenmiete für Büroimmobilien bei 24 Euro netto kalt, der Durchschnitt liegt jedoch bei 13,30 Euro.
Auch Aspekte der Nachhaltigkeit wurden bei der Entwicklung der HafenCity nicht außer acht gelassen. Die HafenCity nutzt eine besonders effektive Wärmeenergieversorgung mit maßgeblicher CO2-Reduktion und besitzt deutschlandweit das erste Zertifizierungssystem für Nachhaltiges Bauen. Außerdem werden mit der benachbarten Hafennutzung kompatible Wohngebiete geschaffen und als „Brownfield Development“ ehemalige Hafen- und Industrieflächen genutzt. Die HafenCity wird mittel- und langfristig durch ihre neue nachhaltige Infrastruktur und Bausubstanz einen großen Anteil an der Erfüllung der Hamburger Klimaschutzziele haben. Als Gründungsmitglied der DGNB Deutschen Gesellschaft für nachhaltiges Bauen (GeSBC German Sustainable Building Council) engagiert sich die HafenCity auch über Hamburg hinaus für hohe Umweltstandards.
Quelle: DIB, Nr. 180
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