Von Werner Rohmert
Der immpresseclub e.V., der Verein der deutschen Immobilienjournalisten, traf sich am 5. Juni zu seiner alljährlichen Sommerveranstaltung. Diesmal war das Hamburger Maritim Treffpunkt der ca. 50 Teilnehmer, Referenten und Gäste. Michael Ullmann, GF der Münchener Orlando Real Estate, die PE Kapital in deutsche Immobilien investiert, räumt mit manchen Begründungen für Preissteigerungshoffnungen internationaler Investoren auf. Im Prinzip besteht in Deutschland in den großen Metropolen ein Büroflächenangebot, dass quantitativ für Jahrzehnte ausreichen könnte. Im Vergleich verfügt z. B. München über 3 bis 5mal soviel Bürofläche pro Einwohner wie die teuren Weltmetropolen London, New York, Paris oder Moskau. Entsprechend wird dort bei sowieso noch höherer Wertschöpfung ein Vielfaches an Bruttosozialprodukt pro Fläche erwirtschaftet wie in deutschen Städten. Gleichzeitig wird in Deutschland immer noch relativ mehr gebaut als in den internationalen Metropolen.
Die deutsche Immobilie hat keinen automatischen Inflationsschutz. Mietsteigerungen kommen nur durch Knappheit. Bei Einzelhandel sind die Relationen mit kräftig fallenden Flächenproduktivitäten ähnlich. Den Vorsprung internationaler Investoren beim Asset Management und in der Vermietung sieht der international erfahrene Ullmann eher in Einzelfällen oder temporär. Dafür sprechen auch erste Erfahrungen der aktuellen Investitionswelle. Mit Blick auf langfristig investierende Investoren bzw. Geschlossene Fonds sieht Ullmann, dass Sanierungskosten und Nachvermietungsrisiken regelmäßig weit unterschätzt werden. Für Ullmann liegt der Grund, in Deutschland zu investieren, nicht in makroökonomischen Vergleichsüberlegungen und breiter Wert- und Mietsteigerungserwartung, sondern in der Ausnutzung von Sondersituationen und Micro-Optimierungen. Wir werden das Ullmann-Zahlenwerk noch einmal für Sie analysieren und nachrecherchieren. Es regte zum Nachdenken an.
Phillip von Mettenheim, OMG Mettenheim und Gautier, traf mit seinem Vortrag zu Risiken beim Äußerungsrecht den persönlichen Nerv der Journalisten. Als Gäste geladene Initiatoren sahen auf jeden Fall im Anschluss an den Vortrag schnellen Gesprächsbedarf. Naja, wir werden auch das Eigentor verkraften.
Demnach kann es für Journalisten und Verlage heute teurer werden als manche selbstbewusste/-ernannte Analysten oder Ratingagenturen je nach Veröffentlichungspolitik oder Zahlungsmodell gewohnt sind. Demnach unterscheidet das Recht zwischen Tatsachenbehauptungen und Meinungsäußerungen. Eine Meinungsäußerung ist lt. von Mettenheim nicht angreifbar, solange dies eindeutig ist. Allerdings kann durch Kombination mehrerer wahrer Tatsachenbehauptungen auch ein unzutreffender Eindruck erweckt werden, der den Betroffenen in seinen Rechten verletzt. Ein Artikel kann sogar angreifbar sein, wenn der Autor sich von einem Zitat oder O-Ton nicht eindeutig distanziert. Vor allem bei Verdachtsberichterstattung hat der Journalist oder Autor eine erhöhte Recherchepflicht und hat vermehrt auf die Beachtung des Persönlichkeitsrechts zu achten. Nimmt man Mettenheim beim Wort, wird das journalistische Geschäft schwieriger und riskanter.
Die anschließende Hafen City Führung bei Kaiserwetter durch Jürgen Bruns-Berentelg, GF der HafenCity Hamburg, zeigte den neuen Stadtteil von der besten Seite. Die Hafen City, die auf einem Teil der ehemaligen Speicherstadt in Hamburg entsteht, ist eines der größten städtebaulichen Projekte der Geschichte. Auf 155 Hektar Wasser und Landfläche entstehen 5 500 Wohnungen für bis zu 12 000 Menschen und über 40 000 Arbeitsplätze. Die Hamburger Innenstadt wird so um 40% erweitert. Derzeit befinden sich ca. 50 Projekte entweder in Planung, im Bau oder sind bereits realisiert. Sogar eine U-Bahnlinie wird unter den verschiedenen Hafenbecken gebaut, um die Hafen City an die Infrastruktur Hamburgs anzugliedern. Bleibt zu hoffen, dass die Hafen City das halten wird, was sie heute schon verspricht.
Die Verbandsvorstellungen bei den Jouranalisten machten diesmal Prof. Dr. Monika Dobberstein für die Gesellschaft für immobilienwirtschaftliche Forschung e. V. (gif) und Dr. Gernot Archner für die BIIS Bundesverband der Immobilien-Investment Sachverständigen e. V.. Last but not least sprach Euroshop AG Vorstand Claus-Matthias Böge zu Erfolgsstrategien im Gegenwind.
Quelle: DIB, Nr. 168, 13.06.2008
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