Handelsimmobilien-Branche: Wie wird das Weihnachtsgeschäft 2008 verlaufen?

Von Ruth Vierbuchen

Jeder Blick in die Zukunft kommt derzeit dem Blick in die Glaskugel gleich. Das Ausmaß der Weltbanken-Krise ist so groß, dass Vergleiche mit anderen Ereignissen nur schwerlich weiterhelfen. Und weil die berühmten statistischen Vergleiche aus der Vergangenheit, die bei der Erklärung der Zukunft so gerne herangezogen werden, heute nicht weiter helfen, bleibt nur noch der gesunde Menschverstand. Beispielsweise bei der für Handel und Handelsimmobilien-Branche so wichtigen Frage, wie das Weihnachtsgeschäft 2008 verlaufen wird?

Für so manches angeschlagene oder schwach finanzierte Handelsunternehmen aus der Textil- und/oder der Kaufhaus-Szene könnte sich dann durchaus die weitere Existenz entscheiden, da in vielen Branchen im Weihnachtsgeschäft der wesentliche Teil von Umsatz und Ertrag erzielt wird. Die Warenhaus-Konzerne beispielsweise erreichen mit dem Weihnachtsgeschäft bekanntlich erst die Gewinnzone. Zum Jahresende wird sich so auch für Karstadt die Gretchenfrage stellen.

Doch ob die vielfach diskutierte Schlussfolgerung, dass die Krise das Wirtschaftswachstum abbremst und damit den privaten Konsum und den Einzelhandel, und dass ergo auch das Weihnachtsgeschäft schlecht ausfallen muss, ob diese Gesetzmäßigkeit unter den veränderten Marktbedingungen noch gilt, ist in Frage zu stellen. Denn die Krise der Banken stellt insbesondere in Deutschland, wo die Furcht vor der Geldentwertung besonders groß ist, auch die Frage nach der Sicherheit der Sparguthaben in den Raum – auch wenn die Bundesregierung dafür eine Garantieerklärung abgegeben hat.

Doch wie sich das Weltbanken-System weiter entwickelt, wie gut es gelingt, den Sektor zu sichern, vermag niemand einzuschätzen. Und wie die Welt in einem Jahr aussieht, auch nicht. Die konzertierten Aktionen der Regierungen sorgen zwar einerseits für eine gewisse Stabilität, verursachen aber gleichzeitig Verunsicherung, weil sie deutlich machen, wie ernst die Lage ist. Damit steht aber die beliebteste Strategie der Bundesbürger, die im ersten Halbjahr 6,8 Mrd. Euro oder 7,2% mehr gespart haben als im Vorjahreszeitraum, weil sie sich vor explodierenden Öl-, Energie- und Nahrungsmittelpreisen fürchteten, auf dem Prüfstand. Denn welche Sicherheit gibt „Angstsparen“ noch, wenn der Hort der Spar-, Giro- und Festgeldkonten, die Banken, in ihren Grundfesten erschüttert sind? Sachwerte bieten da durchaus eine Alternative.

Hinzu kommt die positive Auswirkung der Krise auf die Ölpreise, die dermaßen abgesackt sind, dass die Furcht der Bundesbürger vor ausufernden Energiekosten erst einmal gebannt ist. Das setzt Kaufkraft frei, auf die der Handelsverband HDE schon in seinem Ausblick auf die zweite Jahreshälfte 2008 gesetzt hatte. Und dass der Einzelhandel ausgerechnet in den dramatischen Tagen der weltweiten Rettungsaktionen gute Umsätze gemacht hat, nährt die Hoffnung, dass Weihnachten 2008 doch noch für eine positive Überraschung gut sein könnte.

Quelle: HIR, Nr. 33, Editorial

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