Von Marion Götza
Das konjunkturelle Zahlenwerk rechtfertigt für uns nicht die schlechte Stimmung. Sieht man von den Meldungen aus den USA einmal ab, sieht es aktuell noch nicht schlecht aus. Auch die deutsche Bauwirtschaft ging mit gut gefüllten Auftragsbüchern in das 2. Hj. 2008. Die hohen Auftragsbestände lassen Optimismus zu. Zu Beginn des 2. Halbjahres meldeten die Unternehmen des Bauhauptgewerbes immerhin einen um nominal 11,7% (real 7,4%) höheren Auftragsbestand als im Vorjahr. Der Wirtschaftsbau ist Motor der Baukonjunktur.
Die Auftragsbestände stiegen in dieser Bausparte um nominal 14,5% (real 9,5%). Im Öffentlichen Bau verfügten die Unternehmen über ein nominal 15,3% (real 10,6%) höheres Auftragspolster. Der Wohnungsbau bleibt dagegen das Sorgenkind der Baukonjunktur, die Auftragsbestände sanken um nominal 11,9% (real 8,9%).
Der Hauptverband der Deutschen Bauindustrie prognostizierte auf seiner Herbstpressekonferenz für 2008 eine Umsatzzunahme von nominal etwa 4% bei einem Baupreisanstieg von 3%. Mit Blick auf die Abschwächung des gesamtwirtschaftlichen Wachstums sei für das Jahr 2009 eine Verlangsamung des Wachstumstempos in der Bauwirtschaft zu erwarten. Mit einer neuen Baurezession habe dies allerdings nichts zu tun. Es wird ein nominales Wachstum der bauhauptgewerblichen Umsätze von 2,5% erwartet. Darauf deuten alle Frühindikatoren wie Baugenehmigungen, Auftragseingänge oder Auftragsbestände hin. Sofern es keine Turbulenzen auf den Rohstoffmärkten, wird sich auch der Baupreisanstieg 2009 auf 2% verlangsamen. Dies bedeutet für die Umsätze des deutschen Bauhauptgewerbes eine Stabilisierung auf dem Niveau des laufenden Jahres, vielleicht sogar ein leichtes Wachstum.
Fachkräfte bleiben unterdessen am Bau knapp. Der Hauptverband der Deutschen Bauindustrie vertritt die Auffassung, dass der Markt eine neue Ausbildungsoffensive braucht. Trotz einer zufriedenstellenden Entwicklung der Bauproduktion wird die Zahl der Beschäftigten im deutschen Bauhauptgewerbe 2008 voraussichtlich um 1,6% auf nur noch 703 000 Beschäftigte sinken. Für die deutsche Bauindustrie bedeutet dies einen zunehmenden Engpass auf dem Arbeitsmarkt für Baufachkräfte.
Quelle: DIB, Nr. 175, 19.09.2008
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