Von Hans Christoph Ries, Finanzjournalist / Investmentanalyst (DVFA)
Die Inflation ist zurück. Die Geldentwertungsrate in Deutschland lag im Juli mit 3,3% so hoch wie seit 15 Jahren nicht mehr. Was heißt das für den Anleger? Schützen Immobilien – sprich das Betongold – vor Inflationsrisiken? Mit dieser Frage hat sich Prof. Norbert Walter, Chef von DB Research, befasst und kommt zu dem Schluss, dass ein positiver Zusammenhang zwischen Inflation und Immobilienrendite plausibel ist. Weil jedoch die Anlageklasse Immobilie so heterogen ist und weil nicht jede Inflationsphase identisch verläuft, sei eine differenzierte Analyse notwendig. Was also bleibt vom Betongold-Argument unter dem Strich übrig? Investoren sollten nach Ansicht Walters nicht auf die einfache Binsenwahrheit vertrauen. Denn: Der Inflationsschutz kann nur funktionieren, wenn sich ein Markt im Gleichgewicht befindet. Erst dann führt ein Aufschwung auch zur Verknappung auf den Immobilienmärkten und folglich steigenden Immobilienpreisen.
Auf ungleichgewichtigen Märkten wie aktuell den US-amerikanischen und spanischen Wohnungsmärkten wird die Entwicklung zu stark durch die Angebotsüberhänge bestimmt. In vielen ostdeutschen Städten haben Bestandswohnungen in den letzten zehn Jahren die Hälfte ihres (preisbereinigten) Werts verloren. Darüber hinaus gilt das Argument des Inflationsschutzes eher für strategische Langfrist- Investoren und vor allem bei Immobilienanlagen, bei denen eine Mietindexierung möglich ist. Und der genaue Grund für die steigenden Konsumentenpreise ist zu beachten: Immobilienpreise bieten besseren Schutz vor nachfrageinduzierter und erwarteter Inflation als vor unerwarteten Angebotsschocks. Sogar die Höhe der Inflationsrate könnte einen Unterschied machen. Es gibt zumindest Wissenschaftler, die zeigen können, dass die Güte des Inflationsschutz mit der Inflationshöhe zunimmt. Dies wäre sehr gut mit der Alltagserfahrung vereinbar, dass gerade in Zeiten galoppierender Inflation Immobilien zum Betongold werden. Davon sind wir allerdings aktuell sehr weit entfernt.
Walters Konklusion: Das Argument des Inflationsschutzes sollte nicht überstrapaziert werden, vielmehr ist sich auf die anderen belastbaren Argumente für eine Immobilieninvestition zu konzentrieren, vor allem auf die guten Eigenschaften, in einem gemischten Anlageportfolio das Gesamtrisiko zu reduzieren und stabile Zahlungsströme zu generieren.
Quelle: DIB, Nr. 179
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