Kempers Jones Lang LaSalle: Multipler Anspruch auf Marktführerschaft im Retail-Bereich

Von Werner Rohmert, Herausgeber „Der Immobilienbrief“

Es klang fast trotzig, bemerkte Ruth Vierbuchen, Chefredakteurin des „Handelsimmobilien Report“, als Christian Ulbrich, CEO von Jones Lang LaSalle (JLL) Deutschland am vorletzten Montag in Frankfurt verkündete, dass die Übernahme der Düsseldorfer Kemper’s GmbH den Anspruch des Unternehmens auf die Marktführerschaft auch im Retail-Bereich untermauern soll. In der Presse wurde das als Einbruch in die Märkte von ECE und mfi gemeldet. Insider murmeln in dem Zusammenhang etwas von einem „x-ten“ Versuch. Die anderen seien wenig rühmlich geendet. Immerhin wird die Branche mit großem Interesse oder auch Schmunzeln beobachten, wie gut es JLL gelingt, aus den unterschiedlichen Kulturen der beiden Unternehmen eine wirklich schlagkräftige Einheit zu formen. Für externe Beobachter gilt es allerdings zunächst, einen Exodus der Kemper’s Mitarbeiter zu verhindern. Mit Mitarbeiterabwanderungen kennt sich JLL jedoch gut aus. Die branchenüblichen „Führerschaftsansprüche“ sind ein wenig ermüdend. Vor beinahe einem Jahr hatte im Übrigen bereits Wettbewerber CB Richard Ellis seinen Anspruch auf die europaweite Marktführerschaft im Retail-Segment angekündigt.

Doch JLL geht es noch um mehr. Das zeigte schon die Übernahme von Brune Consulting zu Jahresbeginn. Das Interesse richtet sich stark auf den Markt für Shopping Center, wo insbesondere die Hamburger ECE mit ihren 97 Centern im Management und die Essener mfi bislang das Geschehen deutschlandweit dominieren. Nach Übernahme von Brune Consulting verwaltet JLL insgesamt über 20 Shopping Center, doch Ulbrich will die Zahl in den nächsten fünf Jahren deutlich steigern. Das Geschehen auf dem Shopping Center Markt wird damit spannend.

Auf der einen Seite geht die Kemper’s Jones Lang LaSalle Retail Gruppe mit 220 Mitarbeitern, deutschlandweit 9 Standorten und dem regionalen Markt-Know-how der beiden Maklerunternehmen an den Start. Die Geschäftsführung mit Gerhard Kemper, Rüdiger Thräne und Jörg Ritter sieht sich in der Lage, „ausnahmslos jeden Auftrag in jedem Retail-Segment in jeder Größenordnung“ akquirieren zu können. Auf der anderen Seite schläft auch die Konkurrenz nicht. Ob die Schlaflosigkeit auf Angst-Attacken oder auf Strategie-Überlegungen beruht, wissen wir nicht. Just zur Marktführerschaftsbotschaft von JLL nach Makler Kemper’s Übernahme teilte die Hamburger ECE, die aktuell etwa 3.000 Mitarbeiter hat, mit, dass sie der Allianz Immobilien GmbH zum 1. Juli die Allianz CenterManagement GmbH (ACM), Stuttgart, abkaufen wird, wenn das Bundeskartellamt zustimmt. ACM betreibt 11 Center, darunter die Europa Passage und das Hanse Viertel in Hamburg, die Königsbau Passagen Stuttgart, der Sophienhof in Kiel oder das Kröpeliner Tor Center in Rostock. Sie soll innerhalb der ECE-Gruppe als organisatorisch selbstständige Tochter geführt werden. Für die JLL-Selbsteinschätzung ist die ECE/ACM-Kombi sicherlich ein würdiger Maßstab.

Quelle: DIB, Nr. 167, 30.05.2008