Von Werner Rohmert, Herausgeber "Der Immobilienbrief"
Das Maklerunternehmen Kemper´s wird, vorbehaltlich einer Genehmigung durch die Kartellbehörde, von Jones Lang LaSalle (JLL) übernommen. Das traditionell in Deutschland eher durch eine Vielzahl oft noch mittelständischer Anbieter auf dem Maklermarkt geprägte Bild scheint sich zu ändern.
Nachdem die Bankaktivitäten im Immobilienbereich in den 90ern meist schief liefen und zur Reprivatisierung und Gesundung von DB Immobilien und Dr. Lübke führten schien sich zunächst der Wettbewerb zwischen renommierten internationalen Anbietern und deutschen Mittelständlern mit internationalen Kooperationen stabilisiert zu haben. Jetzt scheint sich der Konzentrationsprozess zu beschleunigen.
Bei dem Deal des Erwerbs des Einzelhandelsspezialisten Kemper’s (früher: Citymakler Kemper’s) könnte es allerdings zusätzlich noch Lacher geben und gegeben haben. Dafür spricht der Ablauf der Berichterstattung. Zunächst zu den Fakten: Ziel der Übernahme ist für JLL „die Marktführung auch im Bereich Retail in Deutschland.“ Allein das „auch“ macht das Selbstbewusstsein deutlich. Der Zusammenschluss soll schnellstmöglich realisiert werden. Über Einzelheiten soll nach Ratifizierung aller Verträge informiert werden.
Am Donnerstag letzter Woche meldete Kemper’s noch in Kurzform und ohne Erläuterung, dass der 25%-Gesellschafter Cushman & Wakefield (C&W) und Kemper`s ihre Zusammenarbeit zum 30. April 2008 beenden würden. Im Frühjahr 2004 war ein auf 4 Jahre befristeter Vertrag mit Rückkaufoption geschlossen worden. Noch letzte Woche Freitag recherchierte die Immobilien Zeitung bei C&W-Deutschlandchef Martin Brühl, zu der ursprünglich erwogenen Komplettübernahme sei es nicht gekommen, weil man sich bei Übernahmen immer drei Fragen stelle. "Passt der Partner zur nachhaltigen Wachstumsstrategie von C&W, harmonieren die Unternehmenskulturen und entspricht die Preiserwartung dem Wert aus von Sicht von C&W." Man habe alle drei Fragen mit "Nein" beantworten müssen.
Fazit: Das sieht eher so aus, als sei da etwas an C&W vorbei gegangen. Allerdings hatte wir schon oft Störgefühle hinsichtlich der personellen Expansion von Kemper’s, die von machen Marktteilnehmern im Gespräch geteilt wurde. Regelmäßige Erfolgsmeldungen bestätigten jedoch nach außen die Kemper’s-Strategie. Jetzt dürfte Kemper’s die Chance der letzten beiden Ausnahmejahre für eine „auskömmliche“ Preisfindung genutzt zu haben, wie die C&W-Aussagen indirekt bestätigen. Vor diesem Hintergrund irritieren aber die Branchengerüchte, der Kaufpreis habe lediglich 10 Mio. Euro betragen. Interessant wird die Zukunft. JLL ist eher für eine stabile Geschäftspolitik bekannt. Die Unternehmenskulturen dürften ebenso unterschiedlich sein wie die Einkommensstrukturen der Mitarbeiter. Die Zukunft wird zeigen, warum JLL die sicherlich gleichermaßen gestellten C&W-Fragen anders beantwortete oder ob JLL eine Erfahrung nach Vorbild der Deutschen Bank oder Dresdner Bank ins Haus steht. Der Vorteil von JLL dürfte allerdings darin bestehen, wenigsten etwas vom Geschäft zu verstehen.
Quelle: Der Immobilienbrief, Nr. 159, 08.02.2008