Von Ruth Vierbuchen, Chefredakteurin „Handelsimmobilien Report“
Die Fusion zwischen Kemper’s und Jones Lang LaSalle hat unter den Mitarbeitern offenbar größere Irritationen ausgelöst, als zunächst erwartet. Zwar hatten sich die Unternehmen bemüht, für klare Strukturen zu sorgen, indem sie Kemper’s unter bestehender Geschäftsführung in die JLL-Gruppe integrierten, doch lässt der augenblickliche personelle Aderlass erahnen, dass bei der neuen Kemper’s Jones Lang LaSalle Retail ein Vakuum entstanden ist, das die Mitarbeiter verunsichert.
Begünstigt wird das Wechselfieber bei Kemper’s Jones Lang LaSalle durch die Tatsache, dass der deutsche Markt für Handelsimmobilien verstärkt im Fokus der internationalen und nationalen Investoren steht. Und Experten mit Handelsimmobilien-Know-how sind hierzulande äußerst knapp, denn bis vor wenigen Jahren wurden diese Assets nur wenig beachtet und nur einige wenige Spezialunternehmen beherrschten das Geschäft. Handelsimmobilien waren Anlageobjekte für Insider, nicht für institutionelle Investoren. Das hat sich heute geändert.
So können in der augenblicklichen Marktsituation gleich ganze Teams den Arbeitgeber wechseln. Wie das Beispiel Köln zeigt. Hier konnte das Immobilienberatungsunternehmen CB Richard Ellis (CBRE) zum 1. Juli eine Niederlassung eröffnen und das Büro gleich mit einem sechsköpfigen Retail-Team besetzen, das von Kemper´s Jones Lang LaSalle Retail Köln kommt.
„Unter der Leitung von Thomas Nandzik werden von Köln aus Markus Hoffjan, Mirella Virgilio, Markus Heimerl, Michael Oliel und Kim Halfmann die Handelsmärkte der Regionen Aachen, Bonn, Koblenz, Trier und Siegen bearbeiten“,
teilte CBRE mit. Bislang ist das Unternehmen in den Städten Hamburg, Berlin, München und Düsseldorf mit eigenen Büros vertreten.
Laut Karsten Burbach, Head of Retail bei CBRE in Deutschland, steht Köln als viertgrößte Stadt Deutschlands im Fokus aller nationalen und internationalen Filialisten und ist damit für CBRE interessant:
„Mit der Expansion nach Köln stärken wir unsere Marktposition insgesamt durch die hinzugewonnene lokale Expertise in dieser Region“,
so Burbach.
Zuvor hatte CBRE bereits „seine Einzelhandelskompetenz mit der Abteilung Retail Development“ ausgebaut. Mit der Leiterin Tina Cramer sowie Anne Dehmel und Christoph Gumlich waren drei Mitarbeiter aus diesem Bereich von Jones Lang LaSalle zu CBRE gewechselt. Als Vierte im Bunde verstärkt Britta Gerdes das Team, das sich auf die Entwicklung von innerstädtischen Einzelhandelsimmobilien unter Berücksichtigung stadtplanerischer Aspekte konzentrieren wird.
Anfang Mai hatte bereits der Wechsel von Dietmar Saur zur Düsseldorfer Comfort GmbH aufhorchen lassen und angedeutet, dass bei Kemper’s Jones Lang LaSalle Retail einiges in Bewegung ist. Der 48-jährige Betriebswirt war zuletzt bei Jones Lang LaSalle Düsseldorf im Bereich Handelsimmobilien und davor sechs Jahre bei Kemper`s, gleichfalls in Düsseldorf, tätig gewesen. Mit Blick auf die Knappheit bei Handelsimmobilien-Experten ist zu erwarten, dass sich das Personalkarussel noch eine ganze Weile weiter drehen wird. CBRE hat seinen Mitarbeiterstab im Bereich Retail inzwischen von 15 auf 40 Mitarbeiter ausgebaut.
Jones Lang LaSalle (JLL) blieb in dieser Situation nur die Flucht nach vorne. So teilte das Unternehmen Mitte Juni mit, dass die Kölner Kemper’s-Niederlassung zum Full-Service-Büro ausgebaut und damit der Dynamik auf dem Immobilienmarkt von Deutschlands viertgrößter Stadt Rechnung getragen werden soll. Auch andere Kemper’s Standorte sollen überprüft werden, mit dem Ziel, die voll integrierte Dienstleistung durch die gesamte Wertschöpfungskette bei gewerblichen Immobilien anzubieten, wie Christian Ulbrich, CEO Jones Lang LaSalle Deutschland betont. Doch zunächst muss Kemper’s JLL seine Retail-Kompetenz in Köln wieder aufbauen.
In Düsseldorf hat, so die jüngste Mitteilung von JLL, Marcel Abel alleine die Leitung des Full-Service-Büros in der Rhein-Metropole mit 80 Mitarbeitern übernommen. Achim Birken, der Düsseldorf zusammen mit Abel geführt hatte, leitet künftig das Kölner Büro. Die Verantwortung für den Bereich Retail Development übergab JLL an Wolfgang R. Bays, den früheren geschäftsführenden Gesellschafter von Brune Consulting GmbH, die seit Januar zu Jones Lang LaSalle gehört.
Quelle: HIR, Nr. 25, 04.07.2008
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