Bei der Wahl eines Krankenhauses spielt die Modernität der Gebäude für Patientinnen und Patienten eine sehr große Rolle. Lediglich medizinische Exzellenz ist ihnen wichtiger. Die Nähe zum Wohnort ist hingegen weniger relevant.
Fast die Hälfte würde eine Fahrtzeit von mehr als 30 Minuten, ein Viertel gar mehr als 45 Minuten in Kauf nehmen, um das Krankenhaus der Wahl zu erreichen. Das sind Ergebnisse einer Umfrage, die EY Real Estate von Februar bis März für die Krankenhausstudie 2022 durchgeführt hat.
Insgesamt wurden mehr als 400 Menschen, die im vorangegangenen Jahr im Krankenhaus waren, und deren Angehörige befragt, um der Frage nachzugehen, was Krankenhäuser als Gesundheitsbauten auszeichnet.
„Krankenhäuser sind in erster Linie Zweckbauten für die Versorgung der Patientinnen und Patienten mit Diagnostik und Therapie. Baulich werden zunehmend weitere Aspekte relevant, die über die reine Erfüllung der Kernfunktionen hinausgehen und das Wohlbefinden der Patientinnen und Patienten in den Blick nehmen, um den Behandlungserfolg zu unterstützen“, sagt Fabian Schuster, Partner bei EY Real Estate und Autor der Studie.
Bauliche Ansprüche an das Krankenhaus von morgen steigen
Nach ihren Erwartungen an die Gestaltung des Krankenhauses von morgen gefragt antworteten 93 Prozent der Teilnehmenden, dass ihnen Barrierefreiheit wichtig sei. Ein ebenso hoher Anteil legt großen Wert auf gute Orientierungsmöglichkeiten. Ein angenehmes Ambiente ist 89 Prozent der Patientinnen und Patienten wichtig. Auch kurze Wege (88 Prozent) und eine demenzsensible Gestaltung (84 Prozent) werden vom Gesundheitsbau Krankenhaus künftig erwartet. 75 Prozent der Befragten wünschen sich eine nachhaltige Bauweise und Materialwahl. Auf kleine, dezentrale Wartebereiche legen 74 Prozent Wert.
„Die Patientinnen und Patienten sowie deren Angehörige mit in den Blick zu nehmen ist bereits bei der Planung von Krankenhäusern angezeigt. Die Gebäude spielen nicht nur für optimale Betriebsabläufe eine wichtige Rolle, sondern haben auch Einfluss auf die Dauer und den Erfolg der Behandlung“, sagt Katrin Thies, Senior Manager bei EY Real Estate und ebenfalls Autorin der Studie.
Akzeptanz digitaler Leistungen steigt trotz Präferenz zum Persönlichen
Bei Vorhandensein von Symptomen und in Bezug auf therapeutische Leistungen bevorzugen die befragten Patientinnen und Patienten weiterhin den persönlichen Kontakt zum medizinischen Fachpersonal. Im Bereich der Diagnostik hingegen ziehen sie digitale Leistungen oftmals sogar vor: So würden 66 Prozent der Befragten Unterlagen wie Blutergebnisse gerne online erhalten. Auch Laborbefunde könnten nach Meinung von 62 Prozent der Befragten gut und gerne online besprochen werden. Mehr als 80 Prozent der Patientinnen und Patienten würden Rezepte am liebsten digital anfragen und erhalten.
„Die Digitalisierung nimmt an zahlreichen Stellen Einfluss auf Krankenhäuser und muss bei deren Bau zwingend berücksichtigt werden. Das fängt bei der technischen Gebäudeausrüstung und Gebäudekonnektivität an und geht bis hin zu Umnutzungen, die dem steigenden Bedarf beispielsweise an Flächen für Telemedizin bei gleichzeitig rückläufiger Flächennutzung für die Verwaltung entsprechen“, sagt Thies.
Häuser mit umfangreichem Leistungsangebot bevorzugt
Der überwiegende Teil der befragten Patientinnen und Patienten bevorzugt Krankenhäuser, die viele Leistungen unter einem Dach vereinen, hält aber für die Nachsorge oder für leichte Krankheitsbilder eine ambulante Versorgung für sinnvoller.
Fachleute wünschen sich gute Planung und bessere Mittelverwendung
Zusätzlich zur Befragung von Patientinnen und Patienten und deren Angehörigen befragte EY Expertinnen und Experten, die mit unterschiedlichen Blickwinkeln auf Krankenhausbauprojekte schauen. Im Ergebnis war den Fachleuten aus unterschiedlichen Disziplinen wichtig, dass die Menschen, sprich Patienten und Patientinnen, deren Angehörige und die Krankenhausmitarbeitenden, Maßstab für die Gebäudeplanung sein sollten.
Zudem wurde betont, dass die Krankenhausbaufinanzierung nicht nur in Bezug auf die Höhe, sondern auch in Bezug auf die Handlungsspielräume der Krankenhäuser verbessert werden könnte. „Unterm Strich sind eine belastbare Projektstruktur, kluges Stakeholder-Management und eine durchdachte Planung die Schlüssel für gute Bauten“, resümiert Thies.