Immobilienwirtschaft fordert Finanzierungslösungen und begrüßt befristete Änderung des Basel-II-Regelwerkes. Die Immobilienwirtschaft steht vermehrt vor Finanzierungsproblemen. Dies machte Walter Rasch, Präsident des BFW Bundesverband Freier Immobilien- und Wohnungsunternehmen, Spitzenverband der privaten Immobilienwirtschaft, heute in Berlin deutlich: „Für rund 35 Prozent unser Unternehmen haben sich die Zinskonditionen merklich verschlechtert. 30 Prozent berichten sogar von massiven Problemen, überhaupt Projektfinanzierungen zu erhalten. Eine Kreditklemme herrscht bei Projektvolumina ab 15 Millionen Euro“, erläuterte der BFW-Präsident.
„Die Wohnungs- und Immobilienwirtschaft muss sich in der aktuellen Situation aufgrund ihres strukturbedingten hohen Fremdfinanzierungsanteils darauf verlassen können, dass Finanzierungen auch in Zukunft möglich bleiben. Sie sind Voraussetzung für Investitionen und Arbeitsplätze. Wir halten es für dringend notwendig, weitere Lösungen für das Kreditgeschäft zu schaffen. Es kann nicht sein, dass die Banken Kreditmittel nicht an den Markt weitergeben. Der Leitzins liegt mit aktuell ein Prozent auf einem Rekordtief und gewährt damit den Banken die Möglichkeiten Kredite günstig zu vergeben. Die Banken verweigern der Wirtschaft aber aktuell Kredite zu guten Konditionen“, monierte Rasch.
Allein ein Kredit mit zehn Jahren Laufzeit und einer sehr guten Ratingeinstufung wie A-, das heißt mit einer Ausfallwahrscheinlichkeit von 0,08 Prozent, wird derzeit mit mindestens 4,11 Prozent an den Markt weitergegeben. Dabei könnten Kredite aber bei einem Leitzins von einem Prozent, einer Standardmarge von 1,5 Prozent und einer Ratingeinstufung von A- bereits mit einem Zinssatz von 2,58 % an den Markt weitergegeben werden.
„Neben den erhöhten Zinskonditionen steigen die Kreditvergabekriterien von Monat zu Monat, so dass Unternehmen kaum in der Lage sind, sich den Änderungen entsprechend zügig anzupassen. Kredite für Immobilienprojekte, wenn Sie unter 15 Millionen Euro liegen, benötigen eine Eigenkapitalunterlegung von 40 bis 50 Prozent, wo bisher zehn Prozent ausreichten, Vorverkaufsauflagen von 50 Prozent sowie unrealistische Renditen von 15 Prozent. Investitionen in den Wohnungsbau werden damit deutlich erschwert. Zunehmende Meldungen unserer Mitgliedsunternehmen zeigen, dass allein in den letzten Wochen Wohnprojekte von insgesamt 450 Millionen Euro aufgrund restriktiver Kreditvergabekriterien nicht umgesetzt werden konnten, obwohl der Bedarf und damit der Absatzmarkt für die Projekte eigentlich vorhanden wäre“, kritisierte Rasch. Für Projekte die mit mehr als 15 Millionen Euro arbeiten, herrsche aktuell eine Kreditklemme. Kredite würden gar nicht mehr vergeben. Diese Effekte werden bei den bereits niedrigen Baufertigstellungen und damit einer Wohnraumknappheit in Ballungsgebieten weitere nachhaltige Einbrüche auslösen. „Die Einführung von Bad-Banks, wie auch die befristete Lockerung der Basel II Regelung sind wichtige Bausteine, um die Versorgung der Wirtschaft mit Krediten zu generieren“, so Rasch.
Bundesfinanzminister Peer Steinbrück hatte am vergangenen Wochenende die Banken angesichts der eingeschränkten Kreditvergabe vehement kritisiert und Zwangsmaßnahmen angekündigt, wenn es in der zweiten Jahreshälfte zu einer echten Kreditklemme kommen sollte. Eine Maßnahme könnte sein, die Basel II – Regelungen befristet zu lockern, um das Eigenkapital der Banken zu entlasten und damit mehr Spielraum für die Kreditvergabe und die Kreditkonditionen zu schaffen. Steinbrück will beim heutigen Treffen der EU-Finanzminister einen Beschluss zum Basel II Regelwerk erreichen.
gi24/BFW