Von Beatrix Boutonnet
Wie ein auflebender Wirbelsturm fegten vergangene Woche die Ausläufer von Subprime mit neuer Stärke über den US-Finanzmarkt dahin. Mit der jüngsten Pleite von Lehman Brothers, der fünftgrößten Investmentbank der USA, haben sich die Dimensionen für die USA, aber auch für den Rest der Welt deutlich ausgeweitet.
Als letzter Ausweg blieb Lehman nur noch, den Gläubigerschutz unter Chapter 11 zu beantragen. Damit wird zwar versucht, das Unternehmen weiterzuführen und aus der Krise zu bringen, doch dafür wird auch in Zukunft ein starker Partner nötig sein, an dem es derzeit mangelt.
Auch deutsche Unternehmen aus dem Fondsbereich dürften den Lehman-Fall genau beobachten, ist die Investmentbank doch einer der Gesellschafter des Hamburger Zweitmarktanbieters Meridien10. Er startete 2005 gemeinsam mit eFonds24 die Internet-Plattform und stellte bei der Positionierung vor allem die Liquiditätsstärke ihrer Gesellschafter in den Vordergrund, zu der prominente Namen wie Lehman gehörten.
Nun aber müssen die anderen Gesellschafter, die Hanseatic Gruppe, eine Private Equity Firma aus New York, und Kimco Realty Corporation, ein großer, börsennotierter Betreiber von Einkaufszentren in Nordamerika, durch den Lehman-Ausfall einen neuen Partner suchen, der die Anteile übernimmt. Möglich wäre auch, dass die verbleibenden Gesellschafter selbst die Lehman-Anteile erwerben. Bisher ist noch alles offen.
Mark Hülk, Pressesprecher von Meridian 10
erwartet durch die Lehman-Pleite weder Auswirkungen auf das Unternehmen noch auf den Zweitmarkt.
Das könnte sich allerdings ändern. Steht doch als dritte Möglichkeit der Verkauf der von Meridian 10 gehaltenen Zweitmarktanteile – zumindest hypothetisch – im Raum. Diese Variante hätte durchaus Auswirkungen auf die Preise der Vermögenswerte. Kämen plötzlich viele Anteile auf den ohnehin schon sehr angespannten und durch starkes Konkurrenzverhalten geprägten Zweitmarkt, wäre das problematisch. Erst vergangene Woche musste die Zweitmarkt Plus AG nach dem Ausscheiden der Börse Berlin Insolvenz anmelden.
Auch die Vermittlerplattform eFonds24 war lange mit Lehman eng verbunden. 2005 übernahmen Lehman Brothers Inc. und die Kimco Reality Corporation eine Beteiligung an eFonds24, um so einen Fuß in den deutschen Fondsmarkt zu bekommen. Für eFonds24 bot die Beteiligung der institutionellen Investoren die Möglichkeit, schneller zu wachsen.
Alexander Betz, Chef der eFonds24 Gruppe, hat die Anteile aber frühzeitig wieder abgegeben. Seiner Aussage nach
hat die Lehman-Pleite auf eFonds24 keinerlei Auswirkungen.
Über die Schiene Meridian 10 dagegen gibt es noch eine strategische Kooperation: Die einstige eFonds-Tochterfirma Meridian 10 hält immer noch einige Prozent an eFonds 24.
Quelle: Der Fondsbrief, Nr. 73, 19.09.2008
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