Logistikvermietungsmarkt erzielt erstmals mehr als 2,5 Mio. m² im Quartal – Flächenumsatz mit neuem Rekordwert, im Gesamtjahr 2021 die 8 Mio.-m²-Marke deutlich überschritten.
Auf dem deutschen Markt für Lager- und Logistikflächen wurde im Jahr 2021 mit rund 8,67 Mio. m² ein neuer Rekord aufgestellt. Das Vorjahresergebnis von 6,95 Mio. m² übertraf das Transaktionsvolumen damit um 25%. Der bisherige Höchstwert aus dem Jahr 2018 (7,21 Mio. m²) konnte um fast 1,5 Mio. m² (20%) überboten werden. Verglichen mit den entsprechenden fünf- und zehnjährigen Mittelwerten ergibt sich ein Plus von 28% beziehungsweise 41%. Das vierte Quartal 2021 war besonders umsatzstark: Erstmals wurden in einem einzelnen Quartal mehr als 2,5 Mio. m² umgesetzt. Während die Umsätze durch Eigennutzer um 10% zurückgingen, legten sie durch Vermietungen im Jahresvergleich um 39% zu.
Auf dem Logistikmarkt trifft 2022 hohe Nachfrage auf Flächenknappheit
„Viele Voraussetzungen in der Logistikbranche sind gut. Die Zeichen deuten weiter auf Wachstum hin. Dazu gehören die konstant hohe Flächennachfrage, die auskömmliche Rendite für Investoren sowie Umsatztreiber der City Logistik, Elektromobilität und Online-Handel. Herausfordernd bleibt die generelle Flächenknappheit und geringe Verfügbarkeit von Entwicklungsflächen. Daher könnte das Flächenumsatzvolumen 2022 rund 7 Mio. m² erreichen“, so Sarina Schekahn, Head of Industrial Leasing Germany vom globalen Immobiliendienstleiter JLL.
Als großes Thema beschäftigt die Branche die Flächenknappheit. In vielen deutschen Regionen sind kaum noch Grundstücke und Flächen für Logistiknutzungen verfügbar. Lösungen für den Mangel können aus Sicht von Sarina Schekahn sein: Orientierung auf Lagen im weiteren Umland und raus aus den klassischen A-Lagen; Umwidmung von Industriebrachen, sogenannten Brownfields, durch beispielsweise Revitalisierung oder Neuentwicklung und eine langfristige Strategie bei Investitionsentscheidungen zur Sicherung von Entwicklungsflächen.
Bei den Big 5 verzeichnen Frankfurt und Berlin neue Logistik-Umsatzrekorde
In den Big 5-Ballungsräumen (Berlin, Düsseldorf, Frankfurt, Hamburg und München) wurden 2021 rund 2,42 Mio. m² umgesetzt. Dies ist ebenfalls ein neuer Rekordwert (zweitbestes Jahr 2011 mit 2,25 Mio. m²). Der Jahresvergleich bilanziert ein Plus von 27%. Die vergleichbaren Durchschnittswerte der vergangenen fünf und zehn Jahre wurden um je rund 23% übertroffen.
Frankfurt erzielt mit Großabschlüssen neuen Rekordwert
Die Region Frankfurt konnte ihr Ergebnis im Jahresvergleich nicht nur um 47% steigern: Sie verbuchte mit rund 695.000 m² einen neuen Rekordwert. Diese umsatzstärkste Region in den Big 5 profitierte von mehreren Großabschlüssen im Flächensegment ab 20.000 m². In der Region Berlin wurden nie zuvor mehr Quadratmeter umgesetzt. Mit rund 616.000 m² (36% mehr als 2020) wurde der bisherige Höchstwert von 2019 um rund 120.000 m² übertroffen. Auch im Plus liegen die Regionen Düsseldorf (38%) und Hamburg (26%); nur München schwächelte (minus 21%).
Die stärkste Nachfrage kam von Unternehmen aus dem Bereich Transport, Verkehr und Lagerhaltung. Auf sie entfielen rund 38% des Flächenumsatzes. Handelsunternehmen zeichneten für weitere 32% verantwortlich und auf Nutzer aus der Industrie entfielen 19%. 2021 wurden in den Big 5 rund 620.000 m² neue Lagerflächen errichtet. Nur 28% Flächen waren zum Zeitpunkt der Fertigstellung unvermietet. Weitere rund 1,3 Mio. m² befinden sich im Bau. Von diesen Flächen sind bereits 70% vermietet oder werden für Eigennutzer errichtet. Die größte Bautätigkeit ist aktuell in der Region Hamburg zu beobachten. Hier entstehen rund 450.000 m².
Spitzenmieten in Bewegung
In der Größenordnung ab 5.000 m² sind die Spitzenmieten für Lagerflächen in vier der Big 5 Regionen im Jahresvergleich zwischen 1,6% und 9,1% gestiegen. Ausnahme: die Region Berlin. Hier blieb der Wert 2021 noch stabil bei 5,50 €/m²/Monat. Den stärksten Anstieg verbuchte Düsseldorf (um 50 Cent auf 6,00 €/m²/Monat). Der höchste Spitzenwert wird nach wie vor mit 7,50 €/m²/Monat in München gezahlt (Anstieg um 5,6% beziehungsweise 40 Cent). In den Regionen Frankfurt (um 30 Cent) und Hamburg (um 10 Cent) kletterten die Werte auf nun 6,50 €/m²/Monat. Für 2022 sind laut JLL-Prognosen weitere Anstiege zu erwarten.
Außerhalb der Big 5 treibt Online-Handel den Flächenumsatz
Rund 6,25 Mio. m² wurden 2021 außerhalb der Big 5-Ballungsräume umgesetzt. Erstmals wurde die 6 Mio. m²-Marke überschritten. Der Vorjahreswert (2020: 5,04 Mio. m²) wurde um 24% übertroffen; der entsprechende fünfjährige Durchschnittswert sogar um 30%.
Die stärkste Flächennachfrage kam von Handels- und E-Commerce-Unternehmen. Sie zeichneten für rund 2,7 Million m² verantwortlich (also 43% vom Gesamtumsatz) und profitierten von mehreren großvolumigen Abschlüssen in der Größenordnung ab 50.000 m². Alle Abschlüsse in der Größe ab 100.000 m² entfallen auf Handelsunternehmen. Darunter Edeka (Eigennutzer, ca. 100.000 m²) in Marktredwitz, Berlin Brands Group (Anmietung, ca. 100.000 m²) in Werne und XXXLutz (Eigennutzer, ca. 105.000 m²) in Uffenheim.
Die mit Abstand größten Verträge des Jahres entfallen auf Onlinehandels-Unternehmen: Zalando entschied sich für den Standort Gießen in Hessen und mietete dort im VGP Park rund 130.000 m² für ein neues Logistikzentrum. Ein weiterer namhafter Onlinehändler unterzeichnete einen Vertrag über 189.000 m² in Großenkneten/Niedersachsen. Insgesamt wurden allein durch E-Commerce-Unternehmen rund 1,4 Mio. m² umgesetzt. Das bedeutet einen neuen Rekord nach 1,2 Mio. m² im Jahr 2020.
Weitere 35% (2,2 Mio. m²) des Umsatzes wurden von Unternehmen aus dem Bereich Transport, Verkehr und Lagerhaltung generiert. Die größten Anmietungen wurden durch BLG Logistik in Bremen (95.000 m²) und durch Rhenus in Wesel (84.000 m²) registriert. Auf Industrieunternehmen entfielen 18% des Umsatzes; darunter Großabschlüsse wie die Anmietung eines Batterie-Herstellers über rund 90.000 m² in Sülzetal bei Magdeburg.
Ruhrgebiet Nummer eins außerhalb der Big 5
Erneut führt das Ruhrgebiet die Regionenrangliste außerhalb der Big 5 mit rund 788.000 m² an. Den größten Abschluss markiert hier die bereits erwähnte Anmietung durch ein E-Commerce-Unternehmen. Die Berlin Brands Group mietete im vierten Quartal insgesamt rund 100.000 m² in Werne. Auf Platz zwei und drei folgen die Regionen Leipzig/Halle (rund 500.000 m²) und Hannover/ Braunschweig (rund 385.000 m²). Anteilig wurden drei Viertel der Flächenumsätze in Neubauten beziehungsweise Projektentwicklungen getätigt. Schaut man nur auf Größen ab 50.000 m², sind es sogar 97% der Umsätze.
„Trotz Knappheit bei den Entwicklungsflächen für den Logistikmarkt kann diese Sparte grundsätzlich weiterwachsen. Aktuellen Herausforderungen bei der Immobiliensuche für Unternehmen sind daher Flexibilität bei der Flächenauswahl, langfristige Planung und der Mut, auch in Randgebiete zu gehen. Dadurch geht automatisch der Trend bei der Flächenbelegung weg von den Big 5-Zentren und raus aus den Top-Lagen. Stattdessen spielen auch wieder spekulative Grundstücke eine größere Rolle. Im Rückblick wurden im vierten Quartal 2021 wieder Rekorde geschrieben. Gleichzeitig geht damit die Suche nach und das Ringen um neue Logistikflächen weiter und für potenzielle Flächen werden größere Zugeständnisse gemacht“, bilanziert Sarina Schekahn.
Der Bundesverband Paket und Expresslogistik (BIEK) hat in einer Prognose bis zum Jahr 2025 vorhergesagt, dass das jährliche Volumen um sieben Prozent pro Jahr auf dann 5,7 Mrd. Sendungen steigen wird. Auch diese Vorhersage sowie die aktuellen Zahlen untermauern den ungebrochenen Wachstumstrend der Logistikbranche.