Nie wieder Alexa – Wowereit kritisiert den Alexanderplatz als hässlich und dreckig – Hochhäuser entstehen wohl nie

Von Karin Krentz

Ist das hässlich“, entfuhr es dem Regierenden Bürgermeister Berlins Klaus Wowereit bei dem Blick auf den Alexanderplatz von der Dachterrasse des „Haus des Reisens“ im 15. Stockwerk. Sein Unmut war bereits zuvor bis in die letzten Reihen zu spüren und zu hören gewesen. Immer wieder hatte er Manfred Kühne, Abteilungsleiter der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung/Städtebau & Projekte während dessen Ausführungen über die bauliche Situation des Alexanderplatzes unterbrochen. Wowereit kritisierte wie vor einem Jahr bei der Eröffnung die eigenwillige Farbgestaltung und den massiven Baukörper des Shopping Center Alexa, rügte den Sockelbau „die neue mitte“ (Investor Hines), der mit einer Mauer, an die irgendwann ein Hochhaus angebaut werden soll, ideenlos den Platz zusätzlich verschandele und ließ sich auch nicht davon beschwichtigen, dass an die Betonfassade „Scheinfenster“ bis zum Hochhausbau angebracht würden. Die Straßenschlucht zwischen dem Hines-Gebäude und dem „Haus des Lehrers“, durch die dann der Wind pfeift, bezeichnete er als abstoßend.

Schuld an diesem „Ort der Hässlichkeit“, den Berliner nicht wollen, dem Schmutz und den unattraktiven Bauten sei wohl der Bezirk, sagte Wowereit und negierte völlig, dass für diese städtebauliche Zweifelhaftigkeit seine Verwaltung für Stadtentwicklung samt Senatsbaudirektor (heute Senatsbaudirektorin) verantwortlich zeichnet. Kühne wollte den Regierenden beruhigen: Investor Degewo plane in seinen drei Blöcken vor allem Büros, und die hätten auch Fenster. Doch Wowereit blieb unerbittlich.

„Meine Meinung zu Alexa kennen Sie. Bitte sorgen Sie dafür, dass es am Alexanderplatz nicht noch einmal einen solchen Klotz gibt“,

sagte er. Zuvor noch hatte Senatsbaudirektorin Regula Lüscher den Platz als urban und von hoher Aufenthaltsqualität mit dem wunderbaren Pflaster aus 50 000 Platten gelben Granits hoch gelobt. Das kam bei Wowereit gar nicht gut an, der sich informiert zeigte und auf das von Millionen von Kaugummis verunstaltete nun fast schwarze Pflaster verwies. Gelber Granit? Wo denn? Er wolle sich bei dem runden Tisch Tourismus und den Anrainern für die Sauberkeit, Papierkörbe und Bänke stark machen.

Zufrieden zeigte sich Wowereit mit den am Platz entstehenden Hotelneubauten der Investoren TLG und Goldstein aus Frankfurt. Die Gebäude werden eine zum Teil geschwungene Glasfassade oder sogar auf Stelzen stehen, was leicht und fließend anmutet. Der Alex sei geradezu prädestiniert als Hotelstandort. Als rundum gelungen ist für ihn ebenfalls der Umbau des Kaufhofs Galeria. Den Hochhausplan von Hans Kollhoff aus den 90ern hält er weiter für richtig, auch wenn die vorgesehenen elf Tower von 150 Meter Höhe noch auf sich warten lassen. Die städtebaulichen Verträge wurden mit den Investoren im Jahr 2002 geschlossen. Bis 2018 rechnet die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung mit der Umsetzung.

Seit den 20er Jahren des vorigen Jahrhunderts ist der Alexanderplatz, den mehrere Linien von S-, U- und Straßenbahn sowie Bussen überqueren und wo täglich 300 000 Menschen ein-, aus- und umsteigen, eine Baustelle. Vielleicht lernt ja die Senatsbaudirektorin Regula Lüscher noch dazu. „Urbane Plätze“ sind nicht per se gute Plätze und „Orte hoher Aufenthaltsqualität“, wenn es an Konzepten und finanziellen Mitteln mangelt und Schönheitskuren durch Betonklötze wie den von Hines und Alexa fehlschlagen.

Quelle: DIB, Nr. 173, 22.08.2008

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