Von Marion Götza
Nur wenige Einkaufsstraßen in Österreich können sich behaupten. Die meisten haben nur regionale oder lokale Bedeutung und übernehmen vorwiegend Nahversorgungsfunktionen. Weniger als 10% aller Geschäftsstraßen können sich langfristig durchsetzen und an Umsatz und Passantenzahl zulegen, lediglich 20 sind nach einer Studie von RegioPlan in ganz Österreich von überregionaler Bedeutung. Daher ist ein langfristiger Trend absehbar: Es wird weniger bedeutende Einkaufsquartiere geben, diese werden aber immer größer.
An den ohnehin schon großen Einkaufsstraßen wie in Wien, Graz oder Klagenfurt entstehen zudem innerstädtische Shopping-Center. Dabei orientiert man sich an den Einkaufsbedürfnissen der Konsumenten: Erreichbarkeit, Auswahl, Branchen- und Einkaufsatmosphäre spielen laut RegioPlan eine große Rolle. Je mehr diese Bedürfnisse erfüllt würden, desto erfolgreicher sei eine Einkaufsstraße. Aber gerade kleine Einkaufsstraßen und Ortskerne können da nicht mehr mithalten und verlieren an Anziehungskraft. Wie RegioPlan mit Blick auf das Thema Innenstadt versus Shopping-Center ausführt, entscheiden sich Konsumenten nicht aus Prinzip für die Innenstadt oder das Einkaufszentrum. Im Wettbewerb der Handelsstandorte haben Shopping-Center einen entscheidenden Vorteil: Sie bieten kostenlose Parkplätze.
Denn beim Einkaufen sind Konsumenten pragmatisch. Sie wollen mit dem Auto bis vor die Tür fahren und kaufen dort ein, wo sie diese Möglichkeit haben. Zusätzlich sind auch einheitliche Öffnungszeiten, ein ausgewogener Branchen- bzw. Unternehmensmix und eine große Auswahl wichtige Entscheidungskriterien. Gut geplante Shopping-Center können diese Bedürfnisse erfüllen.
In der Innenstadt gestaltet sich das laut RegioPlan schwieriger. Wichtig für die Qualität des Einzelhandelsstandorts ist auch die richtige Mischung der Branchen, wobei Bekleidung für den Erfolg von Einkaufslagen bekanntlich von großer Bedeutung ist. Laut RegioPlan liegt der Bekleidungsanteil in Einkaufsstraßen bei rund 30%, in Shopping- Centern bei rund 26%. Die Innere Mariahilfer Straße in Wien, Österreichs größte Einkaufsstraße, kommt auf 33%. So gut wie alle großen Kaufhausketten verkaufen hier Mode, Lederwaren, Möbel und Accessoires, Bücher und Schreibwaren. Dazwischen sind winzig-witzige Geschäfte mit den ungewöhnlichsten Angeboten. Straßencafés sorgen dafür, dass sich die Konsumenten im Trubel ein Stück der Wiener Gemütlichkeit bewahren können.
Die zweitgrößte Einkaufsstraße des Landes ist die Linzer Landstraße. Hier finden sich Weltmarken in Flagshipstores ebenso wie Krims-Krams in kleinen Läden. Lohnenswert ist auch ein Blick in die Seitenstraßen der Landstraße. Dort finden sich mit viel Liebe geführte Fachgeschäfte. Eine weitere größere Einkaufsstraße befindet sich in Innsbruck. Die Prachtstraße, die Maria Theresien- Straße, gilt als eine der größten und schönsten Europas. Noch zu erwähnen ist die Kramergasse, Klagenfurts Einkaufsstraße Nummer eins, die nicht nur die älteste Gasse der Stadt ist, sondern 1961 auch die erste Fußgängerzone Österreichs war. Fazit: Zwar gilt mit Blick auf die Bequemlichkeit, dass der Konsument die kostenlosen Parkplätze in Shopping-Centern zu schätzen weiß, doch in punkto Einkaufsatmosphäre haben laut RegioPlan die Innenstädte klar die Nase vorn.
HIR, Nr. 39
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