Von Dr. Uwe Koch
Mit einer großen Eröffnungsfeier beginnen heute in Peking (Beijing) die 29. Olympischen Spiele. 17 Tage (08.08.2008 bis 24.08.2008) wird China im Blick der Weltöffentlichkeit stehen und der Mittelpunkt des Weltsports sein. Während dieser Zeit werden in 37 Wettkampfstätten über 200 Nationen mit etwa 11.000 Athleten in 28 Sportarten in 302 Wettkämpfen (165 für Männer, 127 für Frauen und 10 gemischte Wettbewerbe) um Medaillen kämpfen. Insgesamt wurden zwölf neue Sportstätten errichtet, die sich hauptsächlich in Peking befinden. Zu den imposantesten Bauwerken gehören das Nationalstadion „Vogelnest“, das Nationale Schwimm-Zentrum „Wasserwürfel“ und das Velodrom in Laoshan „Ufo“, die besonders aus der Masse der neu geschaffenen Olympia-Wettkampfstätten herausstechen.
Das wegen seiner eigenwilligen Form "Vogelnest" genannte Nationalstadion ist der frappanteste Bau auf dem 1.135 Hektar großen Olympia-Park "Olympic Green", der ungefähr 13 Kilometer nördlich vom zentralen Platz des Himmlischen Friedens liegt. Entworfen wurde das „Vogelnest“ von den Schweizer Architekten Jacques Herzog und Pierre des Meuron, von denen auch die "Allianz Arena" in München stammt. In unmittelbarer Sichtweite befindet sich mit dem „Wasserwürfel“ ein weiteres architektonisches Meisterwerk, welches den Pekinger Nachthimmel bläulich erhellt.
Redet man über die Olympischen Spiele 2008, spricht man dieser Tage über diese architektonischen Symbole, morgen über die Eröffnungsfeier und in den kommenden Tagen über die sportlichen Wettkämpfe und die Medaillenvergabe.
Ein wichtiger Teil des „Olympic Greens“, aber mit weitaus weniger Aufmerksamkeit in der Öffentlichkeit bedacht, ist das Olympische Dorf, welches sich am nördlichen Ende der Nord-Süd-Achse der Stadt Peking befindet und an der unter anderem der Platz des himmlischen Friedens und die Verbotene Stadt liegen. Das Olympische Dorf verbindet die im Nordteil des Olympic Greens gelegenen Grünanlagen und die Seenlandschaft mit den im Süden gelegenen Wettkampfstätten und dem Kultur- und Kongresszentrum.
Mit dem Olympischen Dorf wird eine Tradition der Sportlerunterbringung bei den Olympischen Spielen fortgesetzt, die ihren Ursprung in den Sommerspielen 1932 in Los Angeles hat und somit zu einem festen Bestandteil der Olympischen Spiele geworden ist. Das olympische Flair der Unterkünfte und die Begegnung mit Sportlern anderer Nationen und Disziplinen wird von den Athleten seit jeher als einmaliges und besonderes Erlebnis beschrieben.
Pekings Olympic Village erstreckt sich über eine Fläche von rund 66 Hektar und bietet Unterkünfte für 11.000 Olympioniken plus Entourage an Trainern, Betreuern und Funktionären. Insgesamt wird somit das Olympic Village in den zwei Wochen über 16.000 Bewohner zählen. Dies entspricht gemessen an der Einwohnerzahl beispielsweise einer deutschen Kleinstadt in der Größenordnung von Limburg, Bad Segeberg, Bitterfeld oder Bad Tölz.
Traditionell besteht das Dorf aus zwei getrennten Bereichen, nämlich dem Wohngebiet und dem internationalen Bereich. Im Wohngebiet sind die Mitglieder der Mannschaften unter sich. Im internationalen Bereich, der zu bestimmten Zeiten auch Besuchern und Medienvertretern zugänglich ist, haben die verschiedenen Delegationen die Möglichkeit, Empfänge zu geben, Zeremonien zu feiern oder andere Aktivitäten zu gestalten.
Das Wohngebiet des Olympic Village stellt eine Versorgung der Mannschaften rund um die Uhr sicher und verfügt unter anderem über Speisesäle mit einer Vielfalt an Gerichten aus aller Welt (darunter der „Main-Dining“ mit über 5.000 Plätzen), eine Klinik, eine multifunktionale Bibliothek sowie ein Entertainment-Center und eine Freizeit-Sport-Zone mit Sporthalle, Schwimmbad, Tennisplätzen, Basketballplätzen und einem Jogging-Kurs. Fünf Andachtsräume für Christen, Buddhisten, Muslime, Juden und Hinduisten stehen für die Bewohner mit verschiedenem kulturellem und religiösem Hintergrund zur Verfügung.
Die in den 42 Häusern (darunter sechs 22-stöckige Gebäude und 20 neunstöckige Gebäude mit rund 370.000 qm Grundfläche) befindlichen Appartements sind im westlichen Stil mit Klimaanlage, Internetanschluss und Alarmanlage ausgestattet und durchschnittlich 170 qm groß. Für jeweils 6 Bewohner konzipiert, wohnen die Athleten in Zweibettzimmern und teilen sich zwei Badezimmer. Die Pro-Kopf-Wohnfläche liegt bei ungefähr 22 qm.
Die Häuser wurden umweltbewußt gebaut. Solaranlagen auf den Dächer versorgen die Wohnungen mit Strom, der auch zur Beleuchtung der Straßen und der Grünanlagen benutzt wird. Umweltfreundlich erfolgt auch die Aufbereitung des Abwassers, das zum Abkühlen und Heizen des Olympic Village verwendet wird. Insgesamt ist das Dorf „grün“ und sicher. Über 30.000 Soldaten, die in Peking sein sollen, sorgen für Sicherheit. Das Dorf selbst ist umgeben von Schutzeinrichtungen und Sicherheits-Checkpoints.
Wie bereits bei den vergangenen Olympischen Spielen, werden im Sinne einer „Post-Spiele-Entwicklung“ die Hochhauswohnungen dann umgebaut und verkauft. Berichten zufolge sollen angeblich alle Wohnungen – trotz Spitzenpreisen – bereits einen Käufer gefunden haben. So wird der Quadratmeterpreis im Durchschnitt auf 2.300 Euro beziffert (normal sind in der Olympiastadt Preise von durchschnittlich 1.100 Euro), was selbst auf dem boomenden Pekinger Immobilienmarkt hoch ist.