Schweißtreibender Prozess-Beginn – Falk-Manager müssen sich vor Münchner Landgericht verantworten

Von Beatrix Boutonnet, Wirtschaftsjournalistin

Helmut Falk prägte die deutschen Immobilienfonds maßgeblich mit und war mit 3,2 Milliarden Euro Fondsvolumen einer der ganz Großen der Branche. Lange lief das Geschäft gut, die Anleger verdienten ordentlich. Falk galt als eine seriöse Adresse. Doch dann kam der Knick in der Erfolgsstory. Den Ausschlag gaben aus dem Ruder gelaufene Baukosten bei einem Berliner Großprojekt. Sie brachten den Branchenprimus ins Straucheln. Garantiezahlungen konnten nicht mehr geleistet werden. Angesichts der sich immer höher auftürmenden Forderungen schmolz die Liquiditätsdecke, neue Refinanzierungsmodelle und Geldquellen mussten gefunden werden.

Und damit begann der Abstieg, der Helmut Falk, Thomas Engels, Thomas Suk und Thilo Köhler auf die Anklagebank des Münchner Landgerichts I brachte. Die Vorsitzende Richterin Jutta Zeilinger musste sich durch Berge von Akten kämpfen. Die 210-seitige Anklageschrift wurde bereits vor gut einem Jahr dem Gericht zur Prüfung übergeben. Das Register der Vorwürfe ist lang und schwerwiegend. Aufgelistet werden Betrug zum Nachteil der Anleger des Falk-Zinsfonds, verbotene Einlagenrückgewähr durch die Aktionäre der Falk Capital AG sowie Untreue zum Nachteil der Kommanditisten des Falk Fonds 77 durch Eintragung einer Grundschuld.

Da auch viele Kleinanleger gerade den Zinsfonds zeichneten, war im Vorfeld das Interesse groß. Der Prozessauftakt dagegen verlief eher unspektakulär und langatmig. Die Staatsanwälte Bettina Kaestner und Gernot Zehelein verlasen die komplette Anklageschrift inklusive aller 2.969 Anleger des Falk-Zinsfonds namentlich – eine Geduldsprobe für alle Anwesenden, die bis in den späten Nachmittag andauerte und vor allem Thomas Suk den Schweiß auf die Stirn trieb. Immer wieder tupfte er sich mit einem roten Tuch ab. Neben Jutta Zeiliger sitzen auf der Richterbank noch Christian Weiss und Petra Wittmann, die bereits im VIP Medienfondsprozess als Richterin auftrat, sowie zwei Schöffinnen.

Dass es für die Angeklagten um viel geht, wird bei der Wahl der Verteidigung klar. Mit der Kanzlei Dingfelder, Eysell, von Mariassy, Dr. von Stetten, die einst Max Strauß verteidigte, und der Sozietät Eckstein & Leitner wurde auf das Who-is-Who der Münchner Strafverteidigerszene zurück gegriffen. Mit einem vorzeitigen Prozessende oder Deals im Vorfeld, so ein Jurist, sei wohl nicht zu rechnen, da sich die Staatsanwaltschaft sehr für den ersten größeren Immobilienprozess interessiere. Ähnlich schien auch die Steuerfahndung zu denken. Sie rückte am ersten Prozesstag mit vier Mann an. fondstelegramm wird wieder regelmäßig von den Verhandlungen berichten. Bislang sind bis zum 1. Oktober 2008 immerhin schon 18 Sitzungstage fest angesetzt. Nächster Sitzungstag ist der 17. Juni.

Quelle: Der Fondsbrief, Nr. 66, 13.06.2008