Shopping-Center: Straubings City fürchtet das Theresien-Center nicht

Von Ruth Vierbuchen

Wer ein städtebaulich integriertes Shopping-Center im Herzen einer Stadt errichten will, der muss Geduld mitbringen. Das weiß auch Gabriel Winter, Geschäftsführer der Winter Hausbau GmbH in Straubing aus seinen Erfahrungen mit dem Theresien- Center in seiner Heimatstadt. Im Oktober und November 2008 wurden nach 18 Monaten Bauzeit die ersten beiden Bauabschnitte mit 10 000 qm Verkaufsfläche eröffnet, auf einer ehemaligen Brachfläche inmitten der Stadt, dem Arco-Block, den Winter gern als „klaffende Wunde im Gefüge der Stadt“ bezeichnet.

Frühere Projektplanungen für ein Kulturzentrum mit Bibliothek, einen Bürokomplex oder ein Hotel wurden nicht realisiert. Die Idee, in dem innerstädtischen Bereich in der Nähe des Theresienplatzes ein Shopping-Center auf dem Brachland zu errichten, kam dem Firmengründer und Vater von Gabriel Winter, Michael Winter, im Jahr 2000, als er das 140 qm große Grundstück des Edeka-Ladens am Stadtgraben erwarb, 2001 kaufte er die großen Grundstücke der Städtischen Parkhaus GmbH sowie der städtischen Wohnungsbau hinzu.

Dass das Theresien-Center in seiner heutigen Form Realität wurde, lag nicht zuletzt daran, dass Winter Senior sich mit dem Düsseldorfer Architekten Johannes Ringel von RKW – Rhode Kellermann Wawrowsky – sowie dem erfahrenen Shopping-Center-Spezialisten Peter Fuhrmann von PFC – Peter Fuhrmann Consulting und Management GmbH zusammentat, der den Planern klar machte, dass das Center eine attraktive Größe haben müsse, um erfolgreich zu sein.

Der erste Entwurf war zu klein ausgefallen und damit für den Einzelhandel unattraktiv. Deshalb wurde beschlossen, das angrenzende Theresienpalais, die Essigfabrik und das Grundstück der Gaststätte Cairo mit einzubeziehen. Dadurch war vorgegeben, dass das Center eine teilweise offene Struktur aufweisen würde. Und es sollte „innenstadtverträglich“ sein, wie es auf der Homepage des Centers heißt. Kurz gesagt: Es sollte nur für die Stadt Straubing geeignet sein und sich als Ergänzung zum innerstädtischen Einzelhandel verstehen.

Im Einzelnen fügen sich nun viele Baukörper um den Regensburger Platz aneinander, die in der Summe ein Einkaufszentrum bilden. Das größte Gebäude, der Bauteil A, ist zweigeschossig und bildet eine abgeschlossene Mall. Auch der Warenhaus-Betreiber Hertie ist hier seit Ende November mit seiner 73. Filiale vertreten.

Weitere Center-Mieter sind u.a. Rewe, Christ, Street One, ein innovativer Gastronomiebetrieb und die Hauptpost/Postbank.

Als Financier konnte die Aareal-Bank aus Wiesbaden gewonnen werden. Die Commerz Real übernahm die Rolle des Haupteigentümers und die Winter Hausbau GmbH zog sich auf die Rolle des Junior-Partners zurück. Insgesamt 16 500 qm Verkaufsfläche sowie ca. 3 500 qm Büro- und Praxisräume kommen damit neu auf den Straubinger Markt, wenn auch noch der dritte Teil des Centers mit 14 weiteren Ladeneinheiten im Frühjahr 2009 eröffnet wird.

Angesichts der Tatsache, dass die alte Donaustadt Straubing „nur“ gut 44 600 Einwohner hat und das viel größere Regensburg (gut 151 000 Einwohner) nicht weit entfernt liegt, stellt sich natürlich die Frage, ob die Stadt den Zuwachs noch verkraften kann?

Eine Kaufkraftkennziffer, die Brockkhoff & Partner bzw. Kemper’s Jones Lang LaSalle mit 102,2 bzw. 102,4 beziffern, ist eine gute Ausgangsbasis für die Stadt. Vor allem aber zeigt die Zentralitätskennziffer von 227,7 (Kemper’s JLL), dass der Kaufkraft-Zufluss aus dem Umland erheblich ist. Im Einzugsgebiet leben laut Silke Brücher, Managerin des Centers immerhin 210 000 Menschen. Hinzu kommt, wie Johannes Zeindlmeier, Vorsitzender der Straubinger Werbegemeinschaft unbescheiden anmerkt, dass Straubing

„eine überproportional starke und selbstbewusste Innenstadt“ im Bereich des Ludwigplatzes hat – und deshalb die neue Konkurrenz nicht fürchten müsse. „Wir haben aus Sicht der Werbegemeinschaft keine Angst vor dem Center. Wir haben eine außerordentlich starke Innenstadt, die macht man nicht so leicht kaputt.“

Im Gegenteil: Die Werbegemeinschaft begrüßt es, dass durch das Theresien-Center am gleichnamigen Platz nun die Verbindungsachse zwischen der Top-Einkaufsstraße Ludwigsplatz und dem Center als Handelsstandort aufgewertet wird. Andere, wie Marion Klar, Vorsitzende der Wirtschaftsjunioren, hatte bereits im Vorfeld des Baus im Straubinger Tageblatt darauf hingewiesen, dass ein großes Einkaufszentrum für Straubing längst überfällig sei, da alle Nachbarstädte bereits ein Center hätten. Center-Managerin Brücher ist sich zudem sicher, dass das Angebot des Centers den Mix des innerstädtischen Einzelhandels „perfekt“ ergänzt.

HIR, Nr. 39

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