Von Werner Rohmert. Mit guter Stimmung traf sich vorletzten Dienstag die deutsche Fondsprominenz auf Einladung des Verbandes Geschlossene Fonds, VGF, zum Sommerfest im Commerzbank-Gebäude am Pariser Platz. Die Stimmung war durchaus gut. Schließlich scheint der Fondsabsatz im ersten Quartal den Boden gefunden zu haben. Immobilienfonds rutschen langsam in einen Boom. Das bestätigten im Gespräch an anderer Stelle Gerhard Niesslein für die IVG und Wolfgang Müller für die BVT, die ihren Gewerbeimmobilienfonds weit schneller als geplant platzieren konnte. Geändertes Anlegerverhalten scheint jetzt auch in den Zahlen erkennbar. Der Gesamtmarkt stabilisiert sich auf niedrigem Niveau. Sorgen bereiten Schiffe und vor allem die Schiffsbestellungen.
Für VGF-GF Eric Romba steht im Moment der AFIM-Richtlinienentwurf im Vordergrund. Dort ist z. B. jährliche Bewertung der Assets auch für Geschlossene Fonds vorgesehen. Insider fragen sich, was bei schon anfänglichen ca. 20% Weich- und Erwerbsnebenkosten sinnvolles herauskommen soll. Lt. VGF liegt der Sinn laufender und aufwändiger Assetbewertungen, die in keiner Fondskalkulation enthalten sind, vor allem darin, kauf- oder verkaufswilligen Anlegern Anhaltspunkte für den tatsächlichen Wert ihrer Beteiligungen zu geben. Bei deutschen geschlossenen Fonds findet weder eine Neuausgabe noch eine Rücknahme von Fondsanteilen statt. Anleger veräußern ihre Beteiligungen während der Laufzeit nur in Ausnahmefällen.
VGF als “Insolvenz Task Force”
Eine wichtige, derzeit aber nicht offen diskutierte Aufgabe für den VGF könnte die Mitglieds-Idee werden, eine Task Force zu bilden, um bei einer Initiatoren-Insolvenz den Insolvenzverwalter bzw. selbstverwaltete Fonds schnell mit qualifiziertem Know how unterstützen können. In Vorbereitung des Platow Immobilien Spezial, dass Mitte Juni ausgeliefert wurde, wurden wir gebeten, die Auswirkungen von Initiatoreninsolvenzen auf Fonds zu analysieren. Wir fassten zusammen, dass zwar jeder Fonds eine Insel ist, dass aber bei Abschneiden aller Versorgungslinien Inseln selten autark sind. Insolvenzverwalter haben regelmäßig weder Know how noch Personal zur Bewältigung von Initiatoreninsolvenzen. Anleger in „Grenzfonds“, kleine, wehrlose Fonds oder Fonds mit zwischenzeitlichen Liquiditätsproblemen haben anders als im Going Concern in der Insolvenz nur geringe Chancen.
Die Insolvenzgefahren sind derzeit auch ungleich größer als dies beim eingeschränkten Immobilienblick erkennbar wird. Die erfolgreichen Initiatorenhäuser der letzten Jahre sind überwiegend Produktlinienkonglomerate, bei denen sich z. B. Probleme bei Schiffsfonds und insbesondere Bestellungspipelines böse auswirken können. Schiffspipelines sind in der Immobiliensprache zu vergleichen mit Immobilienprojektentwicklungen manchmal ohne Endnutzer, meist aber mit "Zwischenmieter" (Charterer), ohne Endeigentümer – das soll der Fonds werden – bei denen gleichgerichtet, kumulativ und miteinander verwoben spätere Endnutzung (Transportbedarf), Charter, Reeder, Bank/Finanzierung und Initiator an den gleichen (volkswirtschaftlichen) Rahmenbedingungen hängen. In der Immobilie sind heute gleich unternehmerische (Fonds-) Konstruktionen nicht mehr darstellbar. Das war 90er Jahre Fördergebiets-Geschäft! Das Ergebnis kennen wir inzwischen. Das ist aber keinesfalls ein Seriositätsproblem gestandener Schiffsfondsinitiatoren.
Auch der Vorrat an Bestellungen ist normales Geschäft in im Vergleich zu Immobilieninitiatoren angemessenen Eigenkapitalrelationen. Nur geht auch normales Geschäft in volkswirtschaftlichen Sondersituationen manchmal schief.
gi24/DIB, Nr. 195
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