Stadtreport Hof – Eine Stadt der Überraschungen

Von Herbert Lehner, Retail-Spezialist für Süddeutschland bei Brockhoff & Partner

Die 48 000-Einwohnerstadt Hof an der Saale ist als Einkaufsstandort ein Phänomen. Nach der Wende profitierte die Stadt von der Nähe zur früheren DDR und erlebte einen wahren Boom – wie alle grenznahen Städte. Dann folgten Jahre rückläufiger Umsätze, denn der Einzelhandel in den benachbarten Bundesländern Sachsen und Thüringen holte in punkto Einkaufsangebot auf. Vor allem das sächsische Plauen, nur 25 km entfernt im Osten, weitete ihr Einzelhandelsangebot – nicht zuletzt durch die „Stadtgalerie Plauen“ – erheblich aus. Im Westen, in der 50 km entfernten Wagner-Stadt Bayreuth, sorgte das Rotmain-Center für eine weitere Verbesserung des innerstädtischen Textilangebots – insbesondere von jungen Modemarken – was der örtliche Einzelhandel in Hof in den zurückliegenden Jahren an seinen rückläufigen Textilumsätzen ablesen konnte.

Auch die Kaufkraft-Kennziffer von 98,1 signalisiert, dass die Kaufkraft der Hofer Einwohner unter dem Bundesdurchschnitt liegt. Andererseits gibt es in der Stadt für die Region wichtige Betriebe als Arbeitgeber. Vor allem aber dokumentiert die Zentralitätskennziffer, die laut GfK bei einem überdurchschnittlichen Wert von 184,9 liegt, dass die Stadt eine sehr hohe Sogwirkung auf das Umland ausübt.

Das spiegelt sich auch im Einzelhandelsangebot wider. Denn auch wenn hier durchaus Nachholbedarf bei manchen jungen Moden-Marken festzustellen ist, so hat die Stadt doch beachtliche Namen zu bieten: In bester Einkaufslage findet sich beispielsweise ein Kaufhof-Warenhaus – eine Ausnahme in einer Stadt dieser Größenordnung. Und Namen wie P & C, C & A, K + L Ruppert, Wöhrl oder die große H & M-Filiale zeigen, dass Hof insgesamt ein recht ansehnliches Textilangebot hat.

Auch namhafte Filialisten wie Rossmann und Drogerie Müller, Douglas, Street One, Fielmann, Apollo, Bijou Brigitte oder die Buchhandlung Thalia – um nur einige zu nennen – finden sich in Hof. Die 1A-Lage in Hof ist die Altstadt zwischen Sonnenplatz und Oberer Torplatz. Auf diese konzentriert sich auch die starke Nachfrage der Filialisten nach gut geschnittenen Ladenflächen. Zuletzt vermittelte Brockhoff & Partner ein Ladenlokal in der Altstadt 39 an die Bäckerei Siebrecht. Doch insgesamt sind gut geschnittene Läden Mangelware.

Die durchschnittlichen Mieten liegen bei idealtypischen Geschäften mit 60 bis 120 qm bei 30 bis 50 Euro und bei Flächen von 120 bis 260 qm Größe bei 15 bis 40 Euro. Die seit Jahren gehegten Pläne der Stadt, die Altstadt durch eine Überdachung wetterfest zu machen, wurden vorerst auf Grund von Geldmangel wieder auf Eis gelegt. Es ist aus unserer Sicht allerdings auch fraglich, ob eine Überdachung der recht breiten Straße wirklich eine Verbesserung wäre. So könnten sich beispielsweise die Temperaturen im Sommer unter dem Dach zu sehr aufheizen. Weniger nachgefragt sind Ladenlokale in den weiteren innerstädtischen Lagen wie Lorenzstraße, Ludwigstraße und im Oberen Tor, die eigentlich fast schon als B-Lage eingestuft werden müssen.

Positive Impulse für die Innenstadt könnte das geplante innerstädtische Fachmarktzentrum bringen. Es soll neben dem Busbahnhof, 500 Meter von der Fußgängerzone entfernt, entstehen und würde mit seinem Lebensmittelangebot den Branchenmix der Innenstadt ergänzen. Doch noch sind keine Details über dieses Projekt bekannt geworden, noch besteht bisher Klarheit darüber, wann es realisiert werden wird. Insgesamt hat sich die Lage in Hof nach den Irritationen durch die Center in Bayreuth und Plauen wieder stabilisiert, zumal nicht zu erwarten ist, dass sich in der näheren Umgebung ein weiteres Shopping-Center ansiedeln wird.

Quelle: HIR, Nr. 33