Was kommt nach den großen Deals?

Von Ruth Vierbuchen, Chefredakteurin „Handelsimmobilien Report“

Eine weitreichende – und essenzielle – Frage, mit der sich der „Deutsche Handelsimmobilien Kongress“ am 10./11. April in Berlin beschäftigen wird. Denn gerade die großen, spektakulären Deals wie die Beteiligung der US-Investmentbank Goldmann Sachs am Karstadt-Immobilien-Portfolio „Highstreet Fund“ oder der Einstieg der britischen Dawnay,Day bei den kleinen Karstadt-Warenhäusern, die heute Hertie heißen, haben den Fokus auf einen Markt gerichtet, der in der deutschen Immobilienwelt bis dato eher ein Randdasein fristete – und der, wenn man von der ECE einmal absieht – eher von mittelständisch strukturierten Unternehmen geprägt wurde.

Doch mit dem Immobilien-Boom in Deutschland hat sich auch der Markt für Handelsimmobilien grundlegend gewandelt. Weltweit agierende Unternehmen wie die ING Real Estate oder Henderson Global Investors haben hier ihre Zelte aufgeschlagen, die Australier GPT Halverton oder Babcock & Brown finden wachendes Interesse an deutschen Handelsimmobilien, weil sie deutsche Einzelhändler als starke Mieter schätzen, und die DTZ Zadelhoff Tie Leung GmbH erwarb mit der britischen Donaldsons einen Einzelhandels-Spezialisten, der europaweit 276 Shopping Center managt, um in diesem Marktsegment – auch in Deutschland – stärker Fuß zu fassen. Auch das Immobilienunternehmen Jones Lang LaSalle verstärkte mit Übernahme von Brune Consulting und Kemper’s GmbH hierzulande ihr Engagement in diesem Segment. Degi Research stellt in ihrem jüngsten Ausblick auf den deutschen Markt denn auch generell fest, dass „die Nachfrage institutioneller Investoren nach dieser in geringerem Maße konjunkturanfälligen Nutzungsart auf einem hohen Niveau bleiben wird“. Insofern ist kaum davon auszugehen, dass sich die Uhren auf diesem Markt zurückdrehen lassen.

Dafür spricht auch die Tatsache, dass – trotz Verunsicherung durch die US-Bankenkrise – das Konsortium aus Pirelli Real Estate, DB Rreef, Borletti Group und Generali Real Estate Fund seine Pläne verwirklicht und die 49 % am Karstadt-Portfolio gekauft haben (Seite 2). Der Verkauf der 51 %-Beteiligung, die Goldman Sachs an dem Portfolio hält, steht noch aus. Und auch die Ankündigung der Metro Group, sich mittelfristig von der Tochter Kaufhof trennen zu wollen, stellt den nächsten großen Deal mit einem Volumen von etwa 3 Mrd. Euro in Aussicht. Hinzu kommen die mehr als 50 Shopping Center, die in den nächsten Jahren in Deutschland gebaut werden, weil der Anlagedruck der Investoren groß ist.

Denn das erstaunliche ist: Deutschland ist gerade deshalb attraktiv, weil die Konsumkonjunktur jahrelang moderat war und kein Raum für Preisübertreibungen wie in Großbritannien oder Irland blieb. Angesichts der Ernüchterung, die nach der Bankenkrise einsetzte, stellt sich bei Investoren heute weniger die Frage, wo ist die Rendite am höchsten, sondern wo ist das Risiko noch am geringsten? Hier schneidet Deutschland recht gut ab.

Quelle: Der Handelsimmobilienreport, Nr. 18, 28.03.2008