Weihnachtsgeschäft 2009 wird zur Nagelprobe für Quelle und Karstadt

Von Ruth Vierbuchen. Die Medien verwenden gerne den martialischen Begriff „Zerschlagung“, wenn sie darüber berichten, dass Arcandor nicht als Ganzes gerettet werden kann und Insolvenzverwalter Klaus Hubert Görg für Karstadt und Quelle/Primondo getrennt neue Investoren sucht. Doch tatsächlich waren die beiden Teile nie allzu eng verschmolzen. Schon als im Spätsommer 1997 mit der Schickedanz-Familie ein neuer Großaktionär gefunden worden war, wurde vor allem von strategischen Allianzen gesprochen.

Selbst die Fusion von Quelle mit der Karstadt-Tochter Neckermann wäre nicht sinnvoll gewesen, da beide verschiedene Kundenprofile aufwiesen und auf unterschiedliche Marktauftritte angewiesen waren. Allenfalls bei der Expansion in Osteuropa, in der Logistik oder bei der Bündelung von Karstadt-/Neckermann- und Quelle-Sortimenten bei gemeinsamen Lieferanten gab es Chancen für Synergieeffekte.

Dass die Familie Schickedanz 1999 doch die Fusion anstrebte, dürfte auch der Tatsache geschuldet sein, dass der Versender zu diesem Zeitpunkt mit einem Auslandsanteil von mageren 17% alles andere als eine Erfolgsstory war. Bei ständigem Wechsel an der Unternehmensspitze hatte Quelle den Anschluss an den Wettbewerb verloren. Bereits kurz nach der Fusion erwies sich der Versender als Sanierungsfall. Im Zuge der Insolvenz wird nun wieder auseinander dividiert, was eher aus der Not heraus zusammengeführt worden war. Betriebswirtschaftlich dürfte das für beide Unternehmen keinen Unterschied machen. Und auch in der Insolvenz müssen beide unterschiedliche Hürden nehmen. Für Quelle konnte inzwischen die Anschlussfinanzierung des Factorings über 438 Mio. Euro zu marktgerechten Konditionen mit der Valovis Bank, der Commerzbank und der Bayern LB abgeschlossen werden. Damit ist das wichtige Weihnachtsgeschäft erst einmal gesichert.

Und Karstadt hat eine wichtige Bewährungsprobe bestanden, da der Warenhausbetreiber dem Vernehmen nach die Mieten für September gezahlt hat – ein wichtiger Hinweis auf den Geschäftsverlauf, denn seit Eröffnung des Insolvenzverfahrens am 1. September erhält der Konzern kein Insolvenzgeld mehr für die Mitarbeiter und muss die laufenden Kosten selbst erwirtschaften. Damit dürfte das Verhältnis zum größten Vermieter Highstreet-Konsortium, dem 164 Objekte gehören, darunter 81 Karstadt- Warenhäuser, 9 Sporthäuser sowie einige Quelle-Immobilien, erst einmal spannungsfrei bleiben. Denn von diesem Innenverhältnis wird – der Fall Hertie/Dawnay,Day zeigte es drastisch – die Zukunft von Karstadt maßgeblich mit beeinflusst.

Die nächste wichtige Hürde ist das Weihnachtsgeschäft, das bei Warenhäusern und Versand einen ganz wesentlichen Beitrag (25 bis 30%) zu Umsatz und Ertrag leistet. Das wird die erste Nagelprobe sein, die einiges über den Erfolg der Sanierung aussagt. Und das wird sicherlich auch einen maßgeblichen Einfluss darauf haben, wer sich als neuer Investor für Karstadt und Quelle findet. (gi24/HIR, Nr. 55)

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