Wohnen in Frankfurt oder in der Region?

Von Christina Winckler

Landleben war gestern. Pendeln ist out! Nicht zuletzt die hohen Benzinpreise und die stetig steigenden Fahrtkosten bei der Bahn und dem Rhein-Main-Verbund RMV motivieren die Menschen zum Rückzug in die Stadt. Dies belegen auch die Zahlen der neu genehmigten Wohnungen: 2007 stieg die Zahl um 42%.

Bernd Heuer Dialog befasste sich in einer Veranstaltung mit diesem Thema. Unter dem General-Motto „Frankfurt – Hoch & Hinaus – Zukunft Wohnen mit der Region“ wurde beispielsweise das Verhältnis von Stadt und Region beleuchtet. Hierbei war ein gewisser Lokalpatriotismus der Umlandgemeinden durchaus erkennbar. Ein Plädoyer forderte mehr freien Wettbewerb unter den Städten der Region. Jedoch auch der Wille zu mehr gemeinsamem Vorgehen schimmerte durch. Einhellige Meinung: Planen ist gut – nun müssen Taten folgen. Ein erster Schritt ist die seit langem geplante Internationale Bauausstellung, die langsam konkrete Formen annimmt. Wann sie allerdings realisiert wird, ist noch unbekannt.    

Ein weiterer Punkt im Programm: „Wie wird 2020 gewohnt?“ Darauf versuchte Prof. Dr. Jens Dangschat von der Technischen Universität Wien eine Antwort zu geben. Sein Fazit: Eine pauschale Antwort könne es nicht geben. Allerdings müssen Architekten, Stadtplaner und Projektentwickler schon heute die erkennbaren veränderten Rahmenbedingungen berücksichtigen. Dies ist die Zunahme der Single-Haushalte, und zwar nicht nur die der Jungen, sondern in viel stärkerem Maße die der Älteren, deren Lebenspartner verstorben ist. Weitere Punkte sind die ethnische Vielfalt, um Gettos vorzubeugen, die Mobilität der Arbeitnehmer mit mehrmaligen Wohnungswechsel, die Verlegung der Arbeitsbereiche in die Wohnungen, technologische Veränderungen sowie der Anstieg der Nebenkosten. Außerdem seien Wohnungstypen für unterschiedliche Lebensabschnitte zu schaffen.

Dr. Tobias Just, Deutsche Bank Research, sah die „Heuschrecken“-Plage der vergangenen Jahre am deutschen Wohnungsmarkt als beendet an. Trotz der Risiken durch die Immobilienkrise in Amerika und die gesamtwirtschaftlich ungünstigen Daten bleibt Deutschland auch 2008 ein Investitionsmarkt. Hier sind die Renditen nicht unter Druck wie in Irland und Spanien. Der deutsche Wohnungsmarkt bietet größere Investitionschancen als andere Länder in Europa. Dort ist der Kauf großer Pakete schon auf Grund der hohen Eigentumsquoten begrenzt. Allein in Spanien beträgt sie 80%.

Die Diskussionsrunde zur „Zukunft Wohn-Hochhaus in Frankfurt“ war sich zwar einig, dass es der Stadt gut zu Gesicht stünde, solche zu realisieren, um international im Städte-Ranking mithalten zu können. Doch in naher Zukunft sei eine Realisierung wohl nicht möglich, obwohl der Hochhaus-Entwicklungsplan Wohn-Hochhäuser ausweist. Einig war sich die Runde über die hohen Gestehungskosten, über eine Mischnutzung von Wohnen, Hotel und Büros, einen sehr hohen Qualitätsstandard und Käufer, die Quadratmeter-Preise von 7.500 bis 10.000 Euro zahlen können. Und genau diese Klientel ist noch zu finden. Ein reines imagebildendes Projekt wie die Philharmonie in Hamburg lehnte der Stadtplaner Dieter von Lüpke ab. Nur Rainer Ballwanz, Geschäftsführer der gleichnamigen Immobilien GmbH zeigte sich zuversichtlich, schon in ansehbarer Zeit ein Hochhaus mit Wohnnutzung zu realisieren. Die Moderation hatte Jürgen Schultheis von der Frankfurter Rundschau.

Präsentiert wurden die großen Wohnungsprojekte Europapark in Frankfurt, Mammolshöhe in Königstein, Waldkristall in Friedrichsdorf sowie das geplante Konzept auf dem Frankfurter Naxos-Gelände.        

Quelle: DIB, Nr. 173, 22.08.2008

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