„Der Wohnungssektor kann eine wichtige Konjunkturstütze darstellen. Eine Immobilienkrise wie in den USA kann es in Deutschland aufgrund langer Zinsbindungsfristen und höherer Quoten bei der Eigenkapitalunterlegung nicht geben. Allerdings sind die derzeitigen Kreditvergabekriterien inzwischen so restriktiv, dass sie für viele Unternehmen schwer zu erreichen sind und das Tagesgeschäft erschweren“, kommentiert Walter Rasch, Präsident des BFW Bundesverband Freier Immobilien- und Wohnungsunternehmen, Spitzenverband der privaten Immobilienwirtschaft, den heute vorgelegten „Wohnungs- und Immobilienmarktbericht“ der Bundesregierung. Dieser spricht dem deutschen Wohnungs- und Immobilienmarkt eine hohe stabilitätsspendende Wirkung in der Krise zu.
Anders als in anderen Ländern sei der deutsche Immobilienmarkt im Zuge der Finanzmarktkrise nicht kurz vor dem Zusammenbrechen gewesen, so Rasch weiter. Zwar spürten auch hierzulande die Unternehmen die verschärften Markt- und Finanzierungskonditionen. Preisverfälle und Notverkäufe wie beispielsweise in den USA und Spanien blieben jedoch aus. Dies habe unter anderem mit einem im deutschen Raum gut funktionierenden Mietmarkt zu tun, der sich über langfristige Geschäftsmodelle und Mieteinnahmen selbst trage. Der Mietwohnungsmarkt umfasst in Deutschland rund 23 Millionen Wohneinheiten. Dies sind ca. 60 Prozent des gesamten Wohnungsbestands. Im europäischen Vergleich hat nur die Schweiz einen größeren Mietwohnungsanteil.
Rasch weist jedoch darauf hin, dass einzelne Entwicklungen auf dem deutschen Wohnungsmarkt mit Sorge zu betrachten seien: „Die Zahl der Baugenehmigungen im Mietwohnungsneubau liegt für den Zeitraum Januar bis März 2009 um 7,3 Prozent unter dem Niveau des Vorjahreszeitraums, bzw. um 23 Prozent unter dem Vergleichszeitraum des relativ ‚guten Jahres 2006’. Bereits 2008 hat die Zahl der Baugenehmigungen im Wohnungsneubau mit knapp 148.300 Wohnungen einen historischen Tiefstand erreicht.“ Zwar sei die Nachfrage auf den Wohnungsmärkten durch demografische Veränderungen geprägt, von einem deutlichen Bedarfsrückgang in den nächsten Jahren könne jedoch keinesfalls die Rede sein.
So bescheinigte kürzlich eine vom Eduard-Pestel-Institut veröffentlichte Studie einen jährlichen Zusatzbedarf von ca. 400.000 Wohnungen bis 2025. Dies sei sowohl auf Veränderungen der Haushalts- und Nachfragestrukturen zurückzuführen, als auch auf Bestandsmängel, die durch einen Neubau weitaus effizienter beglichen werden könnten als durch umfassende Sanierungs- und Modernisierungsarbeiten. „Sicherlich ist in Regionen mit einer angespannten Beschäftigungssituation auch mit wanderungsbedingten Überangeboten zu rechnen. Nichtsdestotrotz ist aber bereits heute in vielen Wachstumsregionen ein deutlicher Preisanstieg aufgrund eines aufkommenden Wohnungsmangels zu spüren“, erläutert der BFW-Präsident. „Hier darf ein funktionierendes Neubausegment nicht aus den Augen gelassen werden. Wenn wir auch weiterhin einen stabilisierenden Immobilienmarkt haben wollen, müssen wir sein Funktionieren unterstützen.“
Um Bedarfslücken in prosperierenden Regionen zu schließen sollte die Bundesregierung entsprechende Anreize setzen. Die degressive AfA sowie ein befristeter Schuldzinsenabzug wären, so Rasch, hier praktikable Instrumente um nachfrageinduzierten Wohnungsmangel zu beseitigen und so das Entstehen angespannter Wohnungsmärkte zu bremsen. Zudem müsse das KfW-Sonderprogramm für den Neubau und die Sanierung von Wohnimmobilien geöffnet werden.
gi24/BFW
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