Einzelhandelsimmobilien in Bonn: Nachfrage übersteigt Angebot

Manchmal bedarf es eines Schrittes zurück um zwei vorwärts zu gehen, so zumindest geschehen in Bonn: 1990 verlor die Stadt ihren Status als Bundeshauptstadt, seit 1999 ist sie kein Regierungssitz mehr. Fatal für den Standort, könnte man meinen, doch das Gegenteil ist der Fall.

Seit dem offiziellen Verlust der Prestigepositionen im Land, entwickelte sich Bonn zielstrebig weg vom Image des grauen Beamtenmolochs, hin zu einer modernen Kultur- und Dienstleistungsstadt. In der Rückschau wirkt der eigentliche Bedeutungsverlust somit wie ein Befreiungsschlag und vermutlich vermisst niemand, der heute durch die Straßen des zum Teil noch aus kurfürstlicher Zeit stammenden Stadtkerns spaziert, die fünfzig Jahre als erste Stadt der alten Republik. Das gilt auch für den innerstädtischen Einzelhandel, wie der Spezialist für innerstädtische Einzelhandelsimmobilien LÜHRMANN in den aktuellen Citynews Bonn zeigt.

Doch, das sei an dieser Stelle nicht verschwiegen, Bonn hatte auch beste Voraussetzungen diesen Strukturwandel der etwas anderen Art erfolgreich zu vollziehen. Die gesamte Region erhielt vom Bund Ausgleichzahlungen im Milliardenbereich, mit denen gezielt Wirtschafts- und Wissenschaftsprojekte sowie Baumaßnahmen realisiert werden konnten, zudem behielten viele Bundeseinrichtungen mindestens ihren Zweitsitz in Bonn. Gleichzeitig verloren auch die Vereinten Nationen ihr Herz an die Rheinstadt, mittlerweile gibt es hier achtzehn UN-Organisationen, Büros und Programme, die genauso wie die Vielzahl an NGOs und einige namhafte Wirtschaftsunternehmen wie die Deutsche Post oder die Deutsche Telekom, von der hervorragenden Infrastruktur und einer hohen Lebensqualität links und rechts des Rheins profitieren. Infolgedessen belegt Bonn nicht nur in den einschlägigen Städterankings zur zukünftigen Entwicklung regelmäßig vordere Plätze, auch die Einwohnerentwicklung ist seit Jahren positiv.
Dementsprechend hoch ist auch das Gehaltsgefüge, in concreto liegt das einzelhandelsrelevante Kaufkraftpotenzial eines jeden Bonner Einwohners über dem deutschen Durchschnitt, die Kaufkraftkennziffer bei einem Wert von 106. Das wiederum lockt die erfolgreichsten Einzelhändler in eine der größten zusammenhängenden Fußgängerzonen Deutschlands, internationale Filialunternehmen stellen über ein Drittel der Mieter in der innerstädtischen 1A-Lage.

„Entsprechend dem großen Interesse an den Einzelhandelsflächen in der innerstädtischen 1A-Lage, sind die Mieten auf einem überdurchschnittlichen Niveau: Bis zu 120 Euro pro Quadratmeter lassen sich derzeit in der Spitze erzielen mit einem 80 bis 120 Quadratmeter Fläche umfassenden Ladenlokal in den besten Innenstadtlagen und mit dezidiert einzelhandelsgerechter Ausstattung“, stellt Achim Weitkamp, Geschäftsführender Gesellschafter bei LÜHRMANN. Das hat Einfluss auf die Werthaltigkeit des Immobilienbestandes an einzelhandelsgenutzten Geschäftshäusern in der Bonner Innenstadt. Die Objekte sind begehrt. Setzt man die Kaufpreisfaktoren und die Mieten der letzten zehn Jahre ins Verhältnis und ermittelt auf diese Weise einen fiktiven Kaufpreis, so erhält man innerhalb einer Dekade eine Wertsteigerung von rund 15 Prozent.

Aktuelles: Das alte Metropol ist endgültig Geschichte

Die Bonner Innenstadt bietet ein gepflegtes und positives Erscheinungsbild, der attraktive, über Sternstraße, Markt, Remigiusstraße und Münsterplatz bis hin zum Friedensplatz führende Rundlauf, erhöht die Attraktivität des Einkaufsbummels. Die 1A-Lage befindet sich in der Remigiusstraße. Hier sorgen Filialisten wie Galeria Kaufhof, Christ Juwelier, H&M, Esprit oder New Yorker für die höchste Passantenfrequenz. Ähnlich gut frequentiert werden die Poststraße in ihrem Abschnitt zwischen Münsterplatz und Bahnhof sowie die Sternstraße zwischen Markt und dem Kreuzungsbereich Dreieck. Der an die Sternstraße anschließende Markt wie auch der Münsterplatz positionieren sich ebenfalls als sehr gute Einkaufslagen mit vorwiegend hochpreisigen Anbietern.

Nach jahrelangen Streitigkeiten um die Nutzung und einem endgültigen Entscheid durch das OVG Münster, erstrahlt das ehemalige Kino Metropol am Marktplatz endlich in neuem Glanz. Vor kurzem endete die vierzehnmonatige Umbauphase des Gebäudes mit der denkmalgeschützten Fassade am Markt 24 sowie der Neubau an der angrenzenden Wenzelgasse 9. Insgesamt entstanden dabei 3.700 Quadratmeter Nutzfläche, von denen der Metropol-Mieter Thalia insgesamt 3.300 Quadratmetern nutzt. An der Wenzelgasse hat der Optiker eyes & more angemietet.

Bauherr war der aktuelle Eigentümer, die Metropol Immobilien Management GmbH, hinter der die Interboden Innovative Gewerbewelten aus Ratingen sowie der Bonner Kaufmann Klaus Töpfer stehen. Nach deren Angaben wurde das alte Lichtspielhaus so umgewidmet, dass eine Symbiose aus alter Kinoarchitektur und modernen, nachhaltigen Handelsflächen entstanden sei. Die Immobilie verbleibt zunächst im Bestand des Investors, soll aber zu einem späteren Zeitpunkt veräußert werden.

In die ehemaligen Flächen von Photo Porst ist im Sommer Vero Moda gezogen. Das Label des dänischen Modeunternehmens Bestseller mietete rund 210 Quadratmeter Verkaufsfläche an der Poststraße 20.

Ebenfalls neu ist Claire’s. Der Anbieter von Modeschmuck und Accessoires hat über LÜHRMANN ein rund 230 Quadratmeter Gesamtfläche umfassendes Ladenlokal an der Sternstraße 63 angemietet und im Herbst eröffnet. Bislang befand sich hier das Modehaus Hösch.

Am Münsterplatz eröffnet das Depot im kommenden Frühjahr ein neues Ladenlokal. Der Anbieter von Lifestyle-Accesoires und Geschenkartikeln mietete ebenfalls über LÜHRMANN ein Ladenlokal mit rund 1000 Quadratmetern Gesamtfläche. Die Verkaufsfläche, in denen sich bislang der Modeanbieter Daniels befand, wird derzeit noch umfassend umgebaut.
Schon im Spätsommer ist Pandora in das Geschäftshaus an der Sternstraße 23 gezogen. Der Schmuckanbieter geht in einen rund 60 Quadratmeter umfassenden Verkaufsraum, der bislang vom Telekommunikationsanbieter Eplus genutzt wurde.
Im Herbst 2011 bekommt Bonn wieder eine Filiale von Yves Rocher. Der Kosmetikanbieter hat an der Sternstraße 10 ein rund 100 Quadratmeter Gesamtfläche umfassendes Ladenlokal angemietet. Bisher war hier das Tee-Handelskontor ansässig. In die bisherige Fläche von Yves Rocher an der Sternstraße 19 ist mittlerweile Unitymedia gezogen. Der Kabelnetzbetreiber nutzt rund 50 Quadratmeter Verkaufsfläche.

In die ehemaligen, im Sommer ausgebrannten Räumlichkeiten von Strauss Innovation (In der Sürst 1) wird voraussichtlich das Gastronomie-Konzept Vapiano einziehen. Und auch die Räumlichkeiten am Dreieck 9 (50 Quadratmeter Verkaufsfläche) sind weitervermietet. Auf Leonardo folgt das Modeschmuck-Label Konplott.

Neu an der Sternstraße 40 ist indes der Bestseller-Konzern mit seinen Konzepten Jack&Jones. Die Dänen nutzen rund 150 Quadratmeter und sind auf die Café&Pasta-Gastronomie gefolgt. Im Anschluss an die Vermietung wurde zudem der Verkauf der gesamten Immobilie bekannt gegeben. Die Aachener Grundvermögen GmbH erwarb das Geschäftshaus von einem Privatinvestor. Ein Kaufpreis wurde nicht genannt.

Laufende Projekte: Baugenehmigung für Maximilian-Center erteilt

Für das Neubauprojekt der Sparkasse KölnBonn am Friedensplatz wurde kürzlich der Ankermieter präsentiert. Die Rewe-Markt GmbH wird in dem insgesamt knapp 10000 Quadratmeter umfassenden Galerie-Neubau einen Lebensmittelmarkt mit rund 1200 Quadratmetern Verkaufsfläche betreiben. Das Bauvorhaben in zentraler Stadtlage soll bis Anfang 2013 fertig gestellt sein und über eine Gesamteinzelhandelsfläche von rund 6400 Quadratmeter verfügen. Die neue Geschäftsstelle der Sparkasse erhält eine zweigeschossige Kundenhalle. Während für das Erdgeschoss ein Mieter aus dem Drogeriebereich gefunden scheint, sind die weiteren Ladenlokale bislang unvermietet.

Noch in diesem Jahr will die Düsseldorfer German Development Group in der Poststraße mit den Bauarbeiten für das Maximilian-Center neben dem Hauptbahnhof beginnen. Auf dem Gelände der Süd-Überbauung und des so genannten Bonner Lochs sollen mehr als 11.000 Quadratmeter Verkaufsfläche für insgesamt 36 Läden auf zwei Ebenen entstehen. Der geplante Eröffnungstermin des 70-Millionen-Euro-Projekts liegt im Sommer 2012.

Prognose: Weiterhin stabile Entwicklung

Da sich auch aktuell noch viele Filialisten in Bonn ansiedeln wollen, übersteigt die Nachfrage das Angebot bei Weitem. Dabei richtet sich der Fokus auf nahezu alle Größenklassen, wobei der Bedarf an größeren Flächenzuschnitten tendenziell ausgeprägter ist. Achim Weitkamp: „Das Maximilian-Center kommt somit zur rechten Zeit, nicht umsonst steht etwa der Elektronikhändler Saturn schon als Mieter fest. In diesem Zuge wird sich auch die Aufenthaltsqualität rund um das Bonner Loch erhöhen und der Erfahrung nach einen Domino-Effekt auslösen.“

Interessant bleibt die weitere Entwicklung des Dreiecks. Nach einigen attraktiven Mieterwechseln sind die Spitzenmieten hier auf bis zu 100 Euro pro Quadratmeter gestiegen. Ob dieses Niveau von Dauer ist bleibt allerdings abzuwarten.
Generell gilt: Da der Standort Bonn auch zukünftig mit einem hohen Kundenzuspruch rechnen kann ist von einer weiterhin stabilen Entwicklung der innerstädtischen 1A-Lagen Bonns auszugehen.