Einzelhandelsimmobilien Nürnberg legen in der City weiter zu

Einzelhandel Nürnberg: Die Innenstadt legt weiter zu. LÜHRMANN CITYNEWS Nürnberg erschienen / 57 Prozent Mietpreissteigerung innerhalb von 10 Jahren.

Der Wirtschaftstandort Nürnberg hat turbulente Zeiten hinter sich. Die einst so stolze Industriestadt wurde in der Vergangenheit immer wieder hart vom Wettbewerb getroffen, der Wandel der Wirtschaft sorgte für Werkschließungen und Arbeitsplatzverlagerungen, insbesondere im Bereich des Maschinenbaus und der Haushaltselektronik. Deutsche Traditionsunternehmen wie MAN, Grundig, Quelle oder AEG bauten Stellen ab oder wurden gleich komplett abgewickelt. Doch es scheint, als habe sich Nürnberg den Herausforderungen des Strukturwandels erfolgreich gestellt. Die Insolvenzen haben nicht so stark durchgeschlagen wie in anderen Regionen und der zweite Bürgermeister Horst Förther betonte unlängst in einem Interview, den 100.000 verlorenen Arbeitsplätzen stehen mittlerweile 120.000 neu geschaffene gegenüber. Davon profitiert auch der innerstädtische Einzelhandel. Nürnbergs Fußgängerzone ist gesund, das zeigt der Immobilienmarkt in der innerstädtischen Bestlage, wie der 1A-Lagen-Spezialist LÜHRMANN in den aktuellen LÜHRMANN Citynews Nürnberg feststellt.

Vorrangig Wachstumsmärkte wie die Informations- und Kommunikationsindustrie, die Druckindustrie oder die Medizintechnik sorgen seit Jahren für einen Aufschwung links und rechts der Pegnitz. Inzwischen sind rund drei Viertel der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten in Handel, Gastgewerbe, Verkehr oder Dienstleistungen tätig. Und auch der Tourismus boomt. Besucher lockt regelmäßig der weltbekannte Christkindlsmarkt, das vielfältige Kulturprogramm der Geburtsstadt Albrecht Dürers sowie die attraktive, umliegende Berg- und Seenlandschaft.

„Über diese Entwicklung freut sich natürlich auch der örtliche Einzelhandel“, weiß Susanne Falk-Hess, Prokuristin bei LÜHRMANN in München. „Die Händler verdienen gut an den Tagestouristen und profitieren gleichzeitig von einer überdurchschnittlichen Kaufkraft der ansässigen Bevölkerung sowie der des gesamten Ballungsraumes.“ Die Zentralitätskennziffer liegt somit auch bei einem überdurchschnittlich guten Wert von rund 136. Noch besser stellt sich der absolute Einzelhandelsumsatz dar: Rund 3,6 Milliarden Euro Umsatz bedeuteten im Jahr 2010 den 9. Platz unter 253 verglichenen deutschen Städten.

Ladenlokale in der innerstädtischen 1A-Lage sind dementsprechend begehrt, die Nachfrage übersteigt das bestehende Angebot um ein Vielfaches. Susanne Falk-Hess: „Das schlägt sich in einer kontinuierlich steigenden Mietpreisentwicklung nieder. Im Verlauf der letzten zehn Jahre stieg die durchschnittliche Spitzenmiete aller Flächengrößen um 57 Prozent. Bis zu 130 Euro kann der Quadratmeter eines 80 bis 120 Quadratmeter umfassenden Ladenlokals in Nürnbergs allerbester Lage und mit einzelhandelsgerechter Ausstattung aktuell an Miete kosten“, weiß die Einzelhandelsspezialistin. Das nimmt Einfluss auf die Verkaufserlöse: Immobilieneigentümer von Spitzenobjekten notierten in den letzten zehn Jahren Wertsteigerungen von durchschnittlich 78 Prozent. Unter den zehn größten deutschen Städten zeigten lediglich die Innenstädte von Berlin und Frankfurt eine bessere Performance.

Einkaufen ist in der Nürnberger Innenstadt in der Tat ein veritables Vergnügen. Die im Jahr 1966 großzügig angelegte Fußgängerzone gehört zu den größten in Europa. Herzstück ist die Karolinenstraße mit der parallel verlaufenden Breiten Gasse, wobei auf der Karolinenstraße, mit ihrer Mischung aus Konsum und hochwertigem Angebotsbesatz, die absolute Bestlage Nürnbergs liegt. Der stärkste Bereich mit dem Traditionshaus Breuninger findet sich zwischen Pfannenschmiedsgasse und Färberstraße. Die Breite Gasse richtet sich mit einem eindeutigen Young-Fashion-Angebot indes stärker an die junge Zielgruppe, wohingegen auf der Kaiserstraße vorwiegend edle Designer-Boutiquen für ein urbanes Flair sorgen.

Wie auch die Kaiserstraße, bietet sich die Königstraße in letzter Zeit für viele Flächen suchende Einzelhändler als beliebte Alternative zur Karolinenstraße an. Die Attraktivität der Karolinenstraße nimmt spürbar zu und die Mietpreise steigen dementsprechend. Gleichzeitig hat auch die Kaiserstraße ihre Durststrecke überwunden, das Angebot wird wieder interessanter, neue Einzelhändler etablieren sich. Zum Ende der Kaiserstraße liegt mit dem Hauptmarkt Nürnbergs guter Stube. Marktstände bieten hier regelmäßig frisches Obst und Gemüse, regionale Fleisch- und Wurstwaren sowie Blumen an.

Aktuelles

Zuletzt unterzeichnete ein Wäschelabel einen Mietvertrag für ein rund 150 Quadratmeter-Ladenlokal an der Kaiserstraße. Erst vor einigen Monaten eröffnete der Schuhhersteller Lloyd in demselben Geschäftshaus einen Laden mit knapp 110 Quadratmetern Verkaufsfläche, der zuvor vom Wohnaccessoires-Anbieter Bella Casa genutzt wurde.

Die Bauarbeiten zu dem Projekt Kquadrat in der Königstraße 4 wurden mittlerweile abgeschlossen. An der Ecke zur Kaiserstraße, dem ehemaligen Standort des Bettenhauses Nagel, entstand ein Büro- und Geschäftshaus mit zwei Ladenlokalen und insgesamt rund 1.000 Quadratmetern Einzelhandelsfläche. Für das von der inzwischen insolventen NPC-Gruppe aus Düsseldorf entwickelte Kquadrat steht bislang ein Mieter aus dem Bereich Home Entertainment fest.

In dem Eckhaus gegenüber, an der Königstraße 2, gab es kürzlich eine Neueröffnung. Die Back-Factory eröffnete in dem ehemaligen Ladenlokal von Seasons-Accessoires einen ihrer neu designten Shops mit integriertem Coffe-Bar-Konzept. Seit geraumer Zeit setzt der SB-Bäcker auf das Coffeshop-Prinzip und feiert damit nach eigenen Angaben große Erfolge.
Seit einigen Wochen hat auch das Nürnberger Traditionsunternehmen Staedtler einen Laden auf der Königsstraße. Der weltweit erfolgreiche Schreibwarenhersteller eröffnete seine „Staedtler Welt“ in einem rund 180 Quadratmeter umfassenden Ladenlokal auf der Königstraße 15, in dem sich bis dato der Messerfachmann Zwilling befand.

Neu auf der Karolinenstraße ist der Handschuh-Spezialist Roeckl. Das Münchner Unternehmen gab seine Geschäftsräume in der Königstraße auf und bezog das zuvor von einem örtlichen Pelzhändler genutzte 1A-Ladenlokal in dem imposanten Eckhaus an der Karolinenstraße 2-4. Die ehemalige Roeckl-Fläche an der Ostermayr-Passage, Königstraße 33-37, wurde derweil an den örtlichen Lederwarenhändler Schuhmann vermietet.

Kurz zuvor eröffnete auf der Breiten Gasse 39 ein sehenswerter Lego-Store. Auf rund 190 Quadratmetern gibt es das dänische Spielzeug in allen Variationen, der Eingang wurde von Künstlerhand im typischen Lego-Stil gestaltet. Bislang wurde das Ladenlokal vom Modeanbieter Zero genutzt. Fest etabliert ist inzwischen auch Olida an der Breiten Gasse 50. Neben Mango gelegen, hat der Young-Fashion Anbieter den zwischenzeitlichen Euroshop ersetzt.

Verkauft wurde zuletzt das Geschäftshaus an der Breiten Gasse 34. Die Aachener Grundvermögen Kapitalanlagegesellschaft mit Sitz in Köln hat die von den Modeanbietern Wissmach und Only genutzte Immobilie von einem Privateigentümer erworben. Und auch die Breite Gasse 85-87 ist in neuen Händen. Ein Family Office kaufte das aktuell an Geox Schuhe und den Modeanbieter Colloseum vermietete Haus ebenfalls aus privater Hand.

Prognose: Königstraße und Kaiserstraße werden zunehmend attraktiver

Eine moderne City in bisweilen mittelalterlichem Gewand, so präsentiert sich Nürnbergs Innenstadt den Einkaufskunden. Diese honorieren die angenehme Atmosphäre und das vielfältige Angebot. Der Umsatz stimmt, die Händler sind zufrieden. Es wundert daher kaum, dass es auch weiterhin die bekanntesten nationalen und zunehmend auch internationalen Konzepte nach Nürnberg zieht.

„Doch auch in Nürnbergs weitläufig angelegter Fußgängerzone sind die besten Lagen begrenzt“, gibt Susanne Falk-Hess zu bedenken, „auf der Karolinenstraße und den besten Abschnitten der Breiten Gasse ist die Fluktuation dementsprechend gering, die Mieter haben langfristige Verträge und geben ihre Ladenlokale nur in den seltensten Fällen auf. Interessenten weichen daher in letzter Zeit häufiger in die dadurch zunehmend attraktiver werdenden Einkaufslagen Königstraße und Kaiserstraße aus“, so die LÜHRMANN-Prokuristin.

Dieser Trend wird sich auch in Zukunft fortsetzen und zu einer weiteren Aufwertung des gesamten innerstädtischen Einkaufsstandorts führen. Nürnberg bleibt somit ein hervorragendes Pflaster für den Einzelhandel. Die Mieternachfrage wird in den nächsten Monaten voraussichtlich sogar noch etwas zunehmen, da aktuell keine neuen Ladenlokale in der Entwicklung sind.