Shopping-Center: Projektentwicklungen – In kleinen Städten geht es schneller

(Von Ruth Vierbuchen, Chefredakteurin „Handelsimmobilien Report“) – Wer in Deutschland Shopping-Center bauen will, der braucht einen langen Atem und Ausdauer. Zumal die Ansiedlung von Centern mit Blick auf die Konkurrenz für die Einzelhändler und die Immobilieneigentümer vor Ort hierzulande eigentlich immer ein Politikum ist. Nicht immer aber dauert es 20 Jahre wie im Falle der Thier Galerie in Dortmund, bis sich für die Hamburger ECE die Chance eröffnete, ihr Projekt auf dem Areal der früheren Thier Brauerei zu realisieren.

Wie lange es im Durchschnitt in Deutschland vom ersten Planungsstadium bis zur Eröffnung dauert, hat die GfK Geomarketing für den Zeitraum 2006 bis 2011 untersucht. Und kommt zu dem Ergebnis, dass – rein statistisch betrachtet – der Bau eines Shopping-Centers mit weniger als 10 000 qm Verkaufsfläche in einer Stadt mit weniger als 200 000 Einwohnern in Nordrhein-Westfalen am schnellsten zu realisieren ist. „Dann könnte das Projekt mit Glück in knapp 5 Jahren umzusetzen sein“, berichtet Manuel Jahn, Handelsimmobilienexperte von GfK GeoMarketing. „Wer Herausforderungen mag“, so Jahn weiter, „sollte ein großes Center mit über 30 000 qm Verkaufsfläche in einer Großstadt in Schleswig-Holstein eröffnen.“

Dann muss der Entwickler einen Zeitraum von mindestens 7 Jahren einkalkulieren. Die beiden Beispiele zeigen, dass es von Bundesland zu Bundesland große Unterschiede gibt. Dabei bilden die genannten Länder die Extreme ab. „Nordrhein-Westfalen ist das Shoppingcenter-freundlichste Bundesland“, erklärt Jahn. Hier seien die zwischen 2006 und 2011 eröffneten Center im Schnitt in weniger als 5 Jahren realisiert worden. In Schleswig-Holstein waren es dagegen mehr als 7 Jahre. Die Planungszeiträume für Shopping-Center werden länger Die Auswertung der Daten von 75 Shopping-Center-Eröffnungen zwischen 2006 und 2011 ergab laut GfK GeoMarketing, dass für eine realisierte Center-Planung vom ersten Planungsstadium bis zur Eröffnung durchschnittlich 5,4 Jahre benötigt werden.

Zudem stellten die Experten fest, dass die Planungszeiträume länger werden: Dauerte es bei den 2010 eröffneten Centern noch durchschnittlich 6,4 Jahre bis zur Eröffnung, waren es bei den 2011 eröffneten bereits 6,8 Jahre. Soweit die Durchschnittsbetrachtung. Der Zeitbedarf hängt aber auch von der Größe des geplanten Centers ab, was laut Jahn kaum überrascht. So dauert die Realisierung eines über 30 000 qm großen Centers mehr als 7 Jahre bis zur Eröffnung. Bei mehr als 20 000 qm Verkaufsfläche sind es über 6 Jahre und für Einkaufszentren mit weniger als 10 000 qm – wie bereits erwähnt – nur 5 Jahre.

Und noch ein Unterschied ergibt sich zwischen kleineren Städten (mit 5,3 Jahren) und Großstädten (mit 5,8 Jahren). Hier liegt es aber auch zusätzlich daran, dass in Metropolen eher große Center entwickelt werden, wie Jahn zu bedenken gibt. Mit Blick auf das wachsende Interesse der Entwickler an den kleineren Städten mit bis zu 200 000 Einwohnern und dem Trend, hier mittelgroße Center mit 10 000 bis 20 000 qm Verkaufsfläche zu bauen, stellt Jahn fest, dass diese Größenklasse immer noch eine ausreichende „kritische Masse“ bietet, um „eine breite Aufmerksamkeit im potenziellen Einzugsgebiet“ zu erzeugen. Doch mit Blick auf das effektive Nachfragepotenzial rät er bei solchen Standorten mit Blick auf eine Sättigung des Marktes, genau zu prüfen, ob das Potenzial tatsächlich vorhanden ist. Das gilt aus Jahns Sicht vor allem für Standorte am Rande von Metropolen. (Quelle: HIR Nr. 107).