Von Ruth Vierbuchen. Das plötzliche „Aus“ für den Universalversender Quelle wirft jetzt die drängende Frage auf, ob Karstadt demnächst folgen könnte?
Doch die Ausgangslage der beiden Arcandor-Töchter, das war schon zu Beginn des Insolvenzverfahrens klar, ist sehr unterschiedlich. Das lässt sich bereits an der Tatsache ablesen, dass Insolvenzverwalter Klaus Hubert Görg für Karstadt eine Insolvenzplansanierung durchziehen will. Das funktioniert bekanntlich nur, wenn genügend Potenzial vorhanden ist, um das Unternehmen als Ganzes zu erhalten.
Diese Chance hat er bei Quelle nicht gesehen und deshalb die Hoffnung auf einen Käufer gesetzt, der das Unternehmen saniert. Dass er die deutsche Quelle nur im Verbund mit den ertragreichen Spezialversendern wie Madeleine, Peter Hahn oder Baby Walz verkaufen wollte, war in dieser Lage zweifellos die einzige Chance, auch für die defizitäre Quelle einen Käufer zu finden – sozusagen als Beigabe im Paket mit den gut laufenden Spezialversendern. Es hat nicht funktioniert.
Ob das nun daran lag, wie Görg es darstellt, dass die Banken Valovis, Commerzbank und Bayern LB nicht mehr bereit waren, das Factoring für den Versandhandel ab Januar weiter zu übernehmen, was für potenzielle Käufer unabdingbar war, sei einmal dahin gestellt. Fakt ist, dass beim Fürther Versender unter der glücklosen Führung der Familie Schickedanz in den vergangenen 20 Jahren viel versäumt wurde, wie etwa die Internationalisierung auf breiter Front in den 1990er-Jahren, als alle namhaften deutschen Unternehmen suchten, das schwächelnde Inlandsgeschäft durch Wachstum im Ausland auszugleichen. Der stetige Wechsel an der Vorstandsspitze ist dem Versender nicht gut bekommen.
So stand Quelle am Ende auf einem zu schwachen Fundament. Entsprechend brüchig war das Vertrauen potenzieller Geschäftspartner. Dass die Geschäfte bei Karstadt dagegen einigermaßen rund laufen, lässt sich schon an der Tatsache ablesen, dass der Warenhauskonzern die Mieten für Oktober gezahlt hat. Auch bei den Gesprächen mit den Lieferanten und Vermietern wie dem Highstreet-Konsortium, dem der größte Teil der Karstadt-Häuser gehören, sind – wie zu hören ist – auf einem guten Weg. Von ihnen erwartet Görg ein Entgegenkommen – sprich: Forderungsverzicht – genauso wie von den Arbeitnehmern.
Sofern es Görg gelingt, Karstadt zu stabilisieren und die Kosten zu erwirtschaften, kann er das Unternehmen im Zuge des Insolvenzplanverfahrens durchaus noch geraume Zeit weiter führen, ohne unter Verkaufsdruck zu geraten. Wichtig wird es aber auch sein, dass das Weihnachtsgeschäft gut läuft. Laut Görg haben sich schon einige Interessenten für Karstadt gemeldet.
Dass der Metro-Konzern nicht zu den Bietern gehört, zeigt indessen, dass der Plan von der „Deutschen Warenhaus AG“, mit dem Metro-Chef Eckhard Cordes der Bundesregierung bei den Verhandlungen über eine Bürgschaft für Arcandor eine privatwirtschaftliche Lösung vorgegaukelt hatte, nur ein Bluff war. (gi24/HIR, Nr. 58)
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