Stadtentwicklung: Dialog zwischen Politik und Privatwirtschaft unabdingbar

(Von Ruth Vierbuchen) – Das Thema Stadtentwicklung ist zweifellos für jeden wichtig, den man fragt. Eine schöne Stadt mit tollen Einkaufsmöglichkeiten, schönen Grünanlagen und Wohnquartieren – möglichst mit guter Nahversorgung – sind heute ein allseits angestrebtes Ziel. Das Bundesbauministerium versucht hier seit Jahren mit seinem „Kongress für Nationale Stadtentwicklungspolitik“ Anstöße zu geben und eine Plattform für neue Ideen und Konzepte zu schaffen. Genauso wird das Thema in der Immobilienwirtschaft und im Handel diskutiert. Eine Stadt mit Aufenthaltsqualität hat positive Wirkung auf die Frequenz und damit auf die Geschäfte des Handels, der Gastronomie und der Dienstleister.

Zuletzt hat sich das Urban Land Institute (ULI) Europe in einer Studie mit der Bedeutung auseinandergesetzt, die eine sinnvolle Nutzung von öffentlichen Grundstücken für die Stadtentwicklung haben. Als weltweites Institut will das ULI eine Plattform schaffen für den Dialog zwischen Privatwirtschaft und öffentlichem Sektor. Nur wenn diese beiden Spieler konstruktiv zusammen wirken, lassen sich große Projekte wie die Hafen City in Hamburg realisieren, die das ULI zu den Positivbeispielen einer gelungenen Nutzung öffentlichen Raums zählt. Dabei kommt es nicht von ungefähr, dass sich die Hafen City in der Hansestadt befindet. Denn Hamburg ist für das Thema Stadtentwicklung sehr aufgeschlossen, wie die Tatsache belegte, dass hier die ersten Business Improvement Districts Deutschlands entstanden sind.

Auch Duisburg hat mit seinem Masterplan für den Innenhafen ein Stück deutsche Stadtentwicklungsgeschichte geschrieben. Mit der Verpflichtung des Stararchitekten Lord Norman Foster hat sie gezeigt, dass sie das Flair der Industrie-Arbeiterstadt hinter sich lassen will. Zudem ist es Duisburg durch die Aufwertung der Königsstraße gelungen, die Zentralitätskennziffer von mageren 93 auf über 100 zu erhöhen. Doch das Beispiel Duisburg belegt mit dem Projekt „Duisburger Freiheit“, dem alten Güterbahnhof, der durch die Loveparade traurige Berühmtheit erlangt hat, auch, dass der stete Dialog zwischen Politik und Privatwirtschaft unabdingbar ist, um Stadtentwicklung konstruktiv voran zu bringen (HIR, Nr. 85, Seite 2).

Mit ihrem von Foster erarbeiteten Masterplan wollte die Stadt am alten Güterbahnhof an den Erfolg des Innenhafens anknüpfen und den Rahmen für ein hochwertiges Stadtquartier abstecken. Doch der Verkauf des Areals an die Möbelkette Höffner hat die Pläne über den Haufen geworfen. Mit dem geplanten 45 000 qm großen Möbelhaus wird Höffner einen anderen Akzent im Quartier setzen. Zwar hat die Stadt mit dem Planungsrecht schon einen ziemlich langen Hebel in der Hand. Sie kann Höffner im Bebauungsplan vorschreiben, was er dort realisieren darf. Doch wenn der Eigner das Areal über Jahre brach liegen lässt, wenn er sein Projekt nicht realisieren kann, dann braucht die Stadt einen langen Atem, um ihr Ziel zu erreichen. Das ist zweifellos ein Beispiel, wie Stadtentwicklung nicht laufen sollte.

Quelle: HIR, Nr. 85, 10.12.2010