Städteranking: Städtebarometer 2008 – Unternehmen in den 20 größten Städten überwiegend zufrieden

Nach einer Umfrage der Prüfungs- und Beratungsgesellschaft Ernst & Young unter 2.000 Unternehmen in den zwanzig nach Einwohnern größten deutschen Städten, zeigen sich die Unternehmen überwiegend zufrieden mit den Rahmenbedingungen in ihrer Stadt. Im Gesamtranking schneidet München am besten ab – vor Hannover und Düsseldorf. Dennoch überlegen durchschnittlich acht Prozent der Unternehmen, ob sie ihren Standort verlegen sollten.

Aus Sicht der Unternehmen machen vor allem eine gute Verkehrsanbindung und -infrastruktur, ein ausreichendes Angebot an qualifizierten Arbeitskräften und ein möglichst angemessenes Gehalts- und Lohnniveau einen guten Unternehmensstandort aus. Überdurchschnittlich wichtig ist den Unternehmen auch die Sicherheit in ihrer Stadt. Beim wichtigsten Standortfaktor, der Verkehrssituation, schneidet Berlin am besten ab – vor Dortmund und Hannover. Eine ausreichende Zahl qualifizierter Arbeitskräfte bieten aus Sicht der Unternehmen vor allem München, Frankfurt und Düsseldorf. Mit dem Gehalts- und Lohnniveau sind hingegen die Unternehmen in Düsseldorf, Dortmund und Hamburg am zufriedensten.

Gesamtranking 2008 
– Gewichteter Mittelwert aller Standortfaktoren –
1=unzufrieden, 2=eher unzufrieden, 3=eher zufrieden, 4=zufrieden / Quelle: Ernst & Young

Die Umfrage zeigt: Die meisten Unternehmen fühlen sich in ihrer Stadt wohl.

„Es gibt keine Verlierer – keine der analysierten Städte erhält insgesamt mehr schlechte als gute Noten. Die meisten Städte liegen im Gesamtranking sogar sehr nah beieinander“,

stellt Michael Janetschek, Partner bei Ernst & Young, fest.

„Und es ist keineswegs so, dass die überdurchschnittlich wirtschaftsstarken Städte wie Frankfurt, München, Stuttgart oder Hamburg durchgehend eine besonders große Zufriedenheit der örtlichen Unternehmen aufweisen“,

kommentiert Janetschek.

„Denn den Vorteilen dieser Städte stehen oft auch hohe Immobilien- und Lohnkosten und ein stärkerer Wettbewerbsdruck gegenüber.“

Das gute Abschneiden Hannovers und Nürnbergs zeige, dass auch kleinere Städte bei den Unternehmen punkten können.

„Jede Stadt hat die Chance, durch eine intensivere und persönlichere Betreuung ihrer Unternehmen und die Schaffung guter Rahmenbedingungen eine geringere wirtschaftliche Dynamik auszugleichen“,

so Janetschek.

Unternehmen loben Hochschulen, Kritik an regionaler Politik: Große Zustimmung findet die Qualität von und Nähe zu Hochschulen und Forschungseinrichtungen: Im Durchschnitt aller Städte bewerten 94 Prozent ihre Stadt in diesem Punkt positiv, wobei München vor Stuttgart am besten abschneidet. Auch mit den kulturellen Angeboten und der Verfügbarkeit von Grünflächen zeigen sich die befragten Unternehmen ausgesprochen zufrieden. Relativ viel Kritik gibt es hingegen an der (mangelnden) Unterstützung durch die regionale Politik, hohen Miet- und Immobilienpreisen sowie hohen Lebenshaltungskosten. Im Durchschnitt gibt es allerdings für keinen der untersuchten Standortfaktoren mehr schlechte als gute Noten.

Unternehmerfreundliche Stadtverwaltungen: Die Stadtverwaltungen von Köln, Nürnberg und Stuttgart bekommen von den Unternehmen vor Ort die besten Noten für ihre Arbeit. 84 Prozent der Kölner Unternehmen erteilen der Stadtverwaltung ein gutes Zeugnis. Am kritischsten beurteilen die Unternehmen in Dresden ihre Stadtverwaltung: Nur etwa die Hälfte – 51 Prozent – stellt ihr ein gutes Zeugnis aus. Im Durchschnitt aller Städte geben 68 Prozent der befragten Unternehmen „ihrer“ jeweiligen Stadtverwaltung gute Noten.

Für die Stadtverwaltungen gibt es zwar überwiegend gute Noten, allerdings liegen die Zufriedenheitswerte deutlich niedriger als bei den meisten anderen Standortfaktoren.

„Bei der Unterstützung für die ortsansässigen Unternehmen gibt es in vielen Städten durchaus noch Nachholbedarf“,

kommentiert Janetschek.

„Generell legen die Städte Wert darauf, ein attraktives Unternehmensportfolio und Branchencluster am Ort zu haben“.

Es müsse aber nicht nur darum gehen, neue Unternehmen anzuwerben, sondern auch darum, den Unternehmen am Ort optimale Rahmenbedingungen zu bieten.

„Die Städte sollten sich nicht vorrangig mit Neuakquisitionen von Investoren beschäftigen, sondern ein besonderes Augenmerk auf die Bestandspflege und damit den Verbleib der bereits ansässigen Unternehmen legen“,

mahnt Janetschek.

„Viele Unternehmen haben den Eindruck, dass man sich nicht ausreichend um sie und ihre Belange kümmert“.

Standortverlagerung bei acht Prozent der Unternehmen ein Thema: In etwa jedem zwölften Unternehmen wird derzeit über eine Standortverlagerung nachgedacht.

„Dabei geht es meist nicht um eine Verlagerung ins Ausland, sondern eher ins nahe Umland“,

stellt Janetschek fest. Oft bieten die bisherigen Standorte nicht genug Platz für die geplante Expansion. Auch niedrigere Standortkosten – etwa niedrige Gewerbesteuern – können ein Auslöser für solche Überlegungen sein.

Besonders niedrig ist der Anteil der Unternehmen, die über eine Standortverlagerung nachdenken, in Frankfurt und Dresden (fünf Prozent), wohingegen in Bonn (elf Prozent), Bielefeld und Wuppertal (jeweils zehn Prozent) offenbar besonders viele Unternehmen derartige Überlegungen anstellen. 

Geplante Standortverlagerungen
Angaben in Prozent / Quelle: Ernst & Young

 

Quelle: Ernst & Young, 26.06.2008