Entwicklung mit Stolpersteinen: Büro- und Gewerbepark Flughafen Essen / Mülheim

Von Gudrun Escher

Ein Flughafen auf den idyllischen Ruhrhöhen zwischen Essen und Mülheim? Den kennen nur einige Sportflieger und die Freunde des Zeppelins, der dort seit vielen Jahren stationiert ist und im Sommer bei ruhigem Wetter seine Runden zieht. Der Betrieb des Flughafens ist defizitär und erfordert von der Stadt Mülheim als Miteigentümerin der Flughafenbetreibergesellschaft – neben der Stadt Essen – jährliche Zuschüsse von 600 000 Euro und dies bis 2034, denn so lange genießt der Flugplatz Bestandsschutz.

Alles könnte anders werden, aber die öffentliche Meinung spricht dagegen. Die Idee bestand darin, hier mit einem Geschäftsflughafen für die Unternehmen der Region von Eon bis Thyssen Krupp einen Ausweichflugplatz zu dem überlasteten Airport Düsseldorf anzubieten. Daran sollte sich ein Büro- und Gewerbepark anschließen mit attraktiver Aussicht auf das begraste Rollfeld. So weit so gut. 2005 beschlossen die Städte Essen und Mülheim den ersten interkommunalen Gewerbepark und vereinbarten eine faire Verteilung der Gewerbesteuer, ein Pilotprojekt in Deutschland.

Es wurde ein städtebaulicher Wettbewerb für ein Gelände von 6,3 ha an der Brunshofstraße ausgeschrieben und auch entschieden (Büro Harris und Kurrle, Stuttgart) und die Präsentation zur Expo Real 2005 in Aussicht gestellt. Noch 2007 bot die Wirtschaftsförderung diesen "Top-Standort für internationale Dienstleister" mit Geschäftsflugplatz an, denn ohne den Flughafen bleibt nur die Anbindung an die Autobahn A 52 Düsseldorf – Essen, ÖPNV ist kaum vorhanden außer einer Straßenbahn, die von Mülheim endlos die Zeppelinallee hinauf zuckelt.

Dann 2008 nahm die Flughafendiskussion Fahrt auf, stets begleitet von Bürgerprotesten. Wüllenkemper, Eigentümer der Westdeutsche Luftwerbung GmbH, Betreiber des Zeppelin und ausgestattet mit einer langfristigen Nutzungsgenehmigung für den Flugplatz, wollte für 20 Mio. Euro eine Wartungshalle für den Airbus A320 errichten mit entsprechendem Arbeitsplatzangebot und Folgeinvestitionen, auch dies als Entlastung für Düsseldorf, wo Kapazitäten fehlen. Noch im November präsentierte die Wirtschaftsförderung metropoleruhr ein Gutachten, erstellt von Richard Klophaus, Zentrum für Recht und Wirtschaft des Luftverkehrs an der FH Trier.

Es belegt die positiven regionalökonomischen Perspektiven eines Geschäfts- und Wartungsflughafens hinsichtlich Beschäftigung wie Bruttowertschöpfung ohne nennenswerte zusätzliche Lärmbelastung und Steigerung der Flugbewegungen. Aber schon bei Erscheinen war diese Studie Makkulatur, denn beide Städte haben dem Wüllenkemper-Plan eine Absage erteilt und werden unter heutigen Konstellationen, obwohl in Mülheim noch ein positiver Ratsbeschluss von 2001 gilt, auch die Genehmigung als Geschäftsflughafen – nicht Verkehrsflughafen! – in einem überarbeiteten NRW-Luftverkehrskonzept nicht befürworten.

Damit entfällt die flughafennahe Nachfrage nach Gewerbeflächen und Büronutzung. Ein so abgelegener Standort hat wenig Chancen, dafür gibt es etwa an der Zeppelinallee, wo ein Großraumbüro von Norman Foster seit Jahren auf Nachmieter wartet, noch genug Leerstand. Die Ruhrhöhen um den Flugplatz versprechen idyllisch zu bleiben und der Flugplatzbetrieb defizitär.

DIB -Ruhr-, Nr. 1

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