Gesamtwirtschaft: Union Investment – jeder Zweite blickt pessimistisch in die Zukunft

Die allgemeine Stimmung in Deutschland hat sich unter den Anlegern deutlich verschlechtert und erreicht den tiefsten Stand seit dem vierten Quartal 2002. 42 Prozent der Befragten rechnen zudem mit fallenden Aktienkursen in den nächsten sechs Monaten. Das sind 13 Prozentpunkte mehr als im Vorquartal. Mit Blick auf das allgemeine Preisniveau erwarten 89 Prozent einen Anstieg der Preise. Dass sich dadurch negative Folgen für die Gesamtwirtschaft ergeben, glauben mittlerweile 54 Prozent. Dies geht aus einer Umfrage von Union Investment zum Anlegerverhalten im dritten Quartal 2008 hervor.

Aktienmärkte: Skepsis macht sich breit

Nach einer leicht positiven Tendenz im vorangegangenen Quartal gewinnen nun die Pessimisten eindeutig die Oberhand: 42 Prozent der Gesamtbevölkerung rechnen mit fallenden Aktienmärkten in den nächsten sechs Monaten. Nur noch jeder Vierte (24 Prozent) glaubt an einen Aufwärtstrend an den Aktienbörsen, acht Prozentpunkte weniger als im zweiten Quartal. Eine Seitwärtsbewegung der Märkte erwarten 27 Prozent der Befragten und damit ähnlich viele wie im Vorquartal (28 Prozent).

Schlechter war die Erwartungshaltung zuletzt im ersten Quartal 2003, als der DAX nach dem Platzen der Technologieblase bis auf 2.188 Punkte fiel. Hans Joachim Reinke, Mitglied des Vorstands der Union Asset Management Holding AG, führt die negative Stimmung auf die Ungewissheit über die Folgen der Finanzmarktkrise sowie die sich abschwächende Konjunktur zurück.

„Die Anleger sind in hohem Maße verunsichert. Dennoch bieten sich gerade in dem derzeitigen Marktumfeld günstige Einstiegschancen, da die Bewertungen attraktiv und der langfristige Ausblick positiv sind“,

so Reinke. Männer blicken dabei mit 26 Prozent etwas optimistischer in die Zukunft als Frauen mit 20 Prozent. Männer und insbesondere Aktienanleger (31 Prozent) sind hinsichtlich der Börsenentwicklung zuversichtlicher als der Durchschnitt der Gesamtbefragten (24 Prozent).

Entwicklung der Aktienmärkte in den nächsten 6 Monaten
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Aktivität unter den Aktien- und Aktienfondsbesitzer lässt etwas nach

Auffallend ist, dass für die Mehrheit der Anleger aus ihren Erwartungen an die Aktienmärkte selten Taten folgen: Der Anteil der Befragten, die keine Konsequenzen für ihre Geldanlage ziehen, steigt um vier Prozentpunkte auf 77 Prozent. Eine stärkere, wenn auch nachlassende Aktivität ist bei den Aktien- und Aktienfondsbesitzern zu beobachten: So äußern 36 Prozent Kauf- und 21 Prozent Verkaufabsichten. Das sind sechs beziehungsweise drei Prozentpunkte weniger als im zweiten Quartal.

Gleichzeitig steigt die Zahl derjenigen, die sich passiv verhalten, also weder kaufen noch verkaufen möchten, auf 32 Prozent gegenüber 24 Prozent im letzten Quartal. Allgemeine Preisentwicklung: Die Mehrheit erwartet steigende Preise – kaum Einfluss auf Sparverhalten 89 Prozent der Gesamtbevölkerung rechnen mit steigenden Preisen im nächsten halben Jahr – davon 20 Prozent mit stark steigenden und 69 Prozent mit leicht steigenden Preisen. Eine konstante Entwicklung erwarten neun Prozent der Befragten.

Lediglich zwei Prozent glauben, dass die Preise leicht fallen werden. Frauen sehen den Aspekt der allgemeinen Preisentwicklung deutlich pessimistischer als Männer: So sind 26 Prozent der Frauen der Auffassung, dass die Preise stark steigen werden. Männer vertreten diese Meinung zu 16 Prozent. Von gleich bleibenden Preisen sind elf Prozent der Männer und nur sieben Prozent der Frauen überzeugt. Trotz steigender Inflationserwartungen werden 69 Prozent der deutschen Bürger ihr Spar- und Geldausgabeverhalten konstant halten. Lediglich jeder Vierte (23 Prozent) möchte mehr Geld sparen, sechs Prozent beabsichtigen, weniger zu sparen und dafür mehr Geld auszugeben.

„Unabhängig vom Sparverhalten sollten Anleger grundsätzlich darauf achten, ihr Vermögen vor Inflation zu schützen“,

so Reinke. Dies sei durch eine ausreichende Portfoliodiversifikation und geeignete Anlageformen wie inflationsgesicherte Anleihen, Immobilienfonds, Aktien sowie Rohstoffe möglich.

Gesamtwirtschaft: Bereits jeder Zweite blickt pessimistisch in die Zukunft

Bei der Einschätzung der gesamtwirtschaftlichen Situation in Deutschland in den nächsten sechs Monaten ist die größte Dynamik zu erkennen. Auch im dritten Quartal 2008 setzt sich der negative Trend seit dem zweiten Halbjahr 2007 fort: Nur noch acht Prozent der Befragten – so wenige wie seit dem vierten Quartal 2002 nicht mehr – rechnen mit einer Verbesserung der wirtschaftlichen Lage.

Im letzten Quartal war es immerhin noch jeder Fünfte. Bei den Männern blicken sieben Prozent optimistisch in die Zukunft, bei den Frauen sogar zehn Prozent. Die Erwartungen an eine konstante Entwicklung der wirtschaftlichen Situation liegen mit 38 Prozent der Bevölkerung um vier Prozentpunkte niedriger als im Vorquartal. Entsprechend nimmt die Anzahl der Pessimisten deutlich zu und erreicht mit 54 Prozent einen neuen Höchststand seit dem zweiten Quartal 2004. Interessant ist hierbei, dass Aktien- und Fondsbesitzer mit jeweils 52 Prozent die wirtschaftliche Entwicklung ähnlich negativ beurteilen wie die Gesamtbefragten und dass der Frauenanteil (56 Prozent) höher ist als der Anteil der Männer (53 Prozent).

„Vor dem Hintergrund der globalen Wachstumsabschwächung ist die eingetrübte Stimmung derzeit nicht überraschend“,

sagt Reinke.

Entwicklung der wirtschaftlichen Situation in Deutschland
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Abgeltungsteuer: Aktienfonds bleiben die erste Wahl bei Umschichtungen

Gut drei Monate vor der Einführung der Abgeltungsteuer haben vier von fünf Befragten schon einmal etwas über die zukünftigen Regelungen gehört. Allerdings glaubt weiterhin jeder Zweite (51 Prozent), nicht von der neuen Steuer betroffen zu sein. Ähnlich wie im Vorquartal begründet die Mehrheit von ihnen (79 Prozent) ihre Einschätzung damit, dass ihre Kapitalerträge unterhalb des Freistellungsauftrages liegen. Während nur 27 Prozent der Aktienbesitzer glauben, die Abgeltungsteuer sei für sie irrelevant, ist der Anteil der Fondsbesitzer mit 42 Prozent erstaunlich hoch. Bei denjenigen, die glauben von der Abgeltungsteuer betroffenen zu sein, haben erst 14 Prozent konkrete Umschichtungen ihrer Geldanlagen vorgenommen, ein Prozentpunkt mehr als im zweiten Quartal. Geplant hat es unverändert lediglich jeder Fünfte (20 Prozent).

„Das derzeit fehlende Interesse an Umschichtungen ist überwiegend auf Informationsdefizite der Anleger zurückzuführen. So sind vielen die steuerlichen Konsequenzen und die generellen Veränderungen durch die neue Steuer noch immer nicht bekannt“,

sagt Reinke. 43 Prozent der Befragten, die bereits Umschichtungen vorgenommen haben beziehungsweise planen welche vorzunehmen, halten – mit Blick auf die Abgeltungsteuer – Aktienfonds für die am besten geeignete Anlageform. Damit bleiben Aktienfonds die favorisierte Anlage vor Mischfonds, Altersvorsorge-Fonds und festverzinslichen Wertpapieren.

„Der Countdown bis zur Einführung der Abgeltungsteuer läuft. Die verbleibenden dreieinhalb Monate sollten Anleger nutzen, um sich den Bestandsschutz zu sichern und dabei ihr Depot genau unter die Lupe zu nehmen, um es langfristig auszurichten“,

so Reinke.

Altersvorsorge: Zwei von fünf Befragten riestern

81 Prozent der Befragten geben die private Altersvorsorge als wichtigstes Sparziel an. Daher haben sich bereits 75 Prozent mit dem Thema intensiv beschäftigt, fünf Prozentpunkte mehr als im Vorquartal. Investmentfonds können – trotz des derzeit schwierigen Kapitalmarktumfelds – in der privaten Altersvorsorge an Attraktivität gewinnen: So glaubt fast jeder Vierte (23 Prozent), dass Investmentfonds die ideale Anlage fürs Alter sind. Im Vorquartal vertrat lediglich jeder Fünfte diese Meinung. Die Riester-Rente bleibt mit 93 Prozent die bekannteste Form der Altersvorsorge (zweites Quartal 2008: 94 Prozent) mit großem Abstand vor der Rürup-Rente mit unverändert 22 Prozent und der Betrieblichen Altersvorsorge mit 14 Prozent (minus ein Prozentpunkt). Fast alle Befragten erhalten staatliche Förderung. Nur zwei Prozent geben an, nicht zulagenbegünstigt zu sein. Umso erstaunlicher ist es, dass erst 40 Prozent einen Riester-Vertrag abgeschlossen haben – immerhin drei Prozentpunkte mehr als im zweiten Quartal.

„Das könnte sich bald ändern, denn der einmalige Berufseinsteigerbonus in Höhe von 200 Euro seit Sommer diesen Jahres macht Riesterprodukte für junge Zielgruppen noch attraktiver“,

sagt Reinke. Hauptargument gegen einen Riester-Vertrag ist erneut die Präferenz einer anderen Altersvorsorge (52 Prozent). An zweiter Stelle geben die Befragten erstmals an, dass sie dafür zu wenig Geld haben. Erfreulich ist, dass nur noch sieben Prozent – gegenüber 20 Prozent im letzten Quartal – die Riester-Rente für nicht erforderlich erachten.

„Hieran und an der zunehmenden Beschäftigung mit dem Thema wird deutlich, dass das Bewusstsein in der Bevölkerung für die Notwendigkeit der privaten Altersvorsorge steigt. Allerdings lassen sich noch immer zu viele die staatliche Förderung in Form von Zulagen und Steuervorteilen entgehen“,

so Reinke.

Seit Anfang 2001 lässt Union Investment durch das Marktforschungsinstitut Forsa quartalsweise eine Erhebung zum Anlegerverhalten durchführen. Befragt werden 500 Finanzentscheider in privaten Haushalten im Alter von 20 bis 59 Jahren, die mindestens eine Geldanlage besitzen. Die aktuelle Befragung für das dritte Quartal 2008 fand in der Zeit vom 4. bis 11. August statt. (Bei Umfragewerten, die sich nicht zu hundert Prozent addieren, gibt die Differenz den Anteil der unschlüssigen Befragten an.)

Quelle: Union Investment, 11.09.2008

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