IVD-Gewerbemarktbericht: Büromieten ziehen im Bayern-Trend an

Das IVD-Marktforschungsinstitut des IVD Süd e.V. hat auf einer Pressekonferenz die traditionellen Gewerbemarktberichte Herbst 2010 "Office/Retail" und "Renditeobjekte/Investment" vorgelegt.

"Die anhaltend gute Stimmung in der Wirtschaft sorgte im letzten Halbjahr in Bayern für steigende Nachfrage auf dem Gewerbemarkt", so Prof. Stephan Kippes, der Leiter des IVD-Markt-forschungsinstituts. "Als Folge dieser Entwicklung konnten im Bayern-Trend bei fast allen Objekttypen anziehende Preise festgestellt werden."

Lediglich Ladenlokale im 1a Geschäftskern 60 m² blieben auf dem Niveau des Vorjahres konstant. Zu beobachten ist, dass insbesondere die großen Läden mit 150 m² im Vergleich zum Frühjahr 2010 preislich stärker steigen als die Läden mit 60 m²; unabhängig ob Geschäfts- oder Nebenkern.

"Die Büromieten konnten sich im Herbst 2010 gegenüber dem Frühjahr 2010 klar behaupten", so Prof. Stephan Kippes, "aktuell zahlt man in Bayern für den guten Nutzungswert 8,70 €/m². Dies ist ein Anstieg von +3,0 % im Vergleich zum Frühjahr 2010. Auf Grund der anziehenden Wirtschaft sanken die Arbeitslosenzahlen, die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten ist gestiegen und somit auch der Bedarf an Büroräumen."

Auch in Oberbayern tendierten die Preise bei fast allen Objekttypen nach oben. Allerdings verläuft die Entwicklung anders als im bayerischen Trend. Während in Bayern die Läden mit 150 m² mehr stiegen als die Läden mit 60 m², ist in Oberbayern die Entwicklung genau umgekehrt. Hier steigen die kleinen Läden sowohl im Geschäfts- als auch im Nebenkern stärker als die großen Läden. Einzige Ausnahme ist der 1b Nebenkern.

Entgegen dem Bayerntrend haben die Büromieten in Oberbayern im Vergleich zum Frühjahr 2010 leicht nachgelassen. Während der gute Nutzungswert im Herbst 2010 um -1,7 % im Vergleich zum Frühjahr 2010 nachgab, legten der einfache Nutzungswert um +10,5 % und der mittlere Nutzungswert um +1,9 % im Halbjahresvergleich zu. Dies mag zum einem daran liegen, dass der gute Nutzungswert kaum vorhanden ist und zum anderen der einfache und mittlere Nutzungswert doch wesentlich erschwinglicher sind.

"Auf dem Münchner Gewerbeimmobilienmarkt ist im Herbst 2010 kein einheitlicher Trend festzustellen", so der stellvertretende Vorsitzende des IVD – Süd Sven Keussen, "während die Büromieten in der City B- und Suburb A-Lage stabil blieben, mussten in der City A- (-1,8 %) und der Suburb B-Lage (-3,7 %) sowie den Peripherie-Lagen A-Lage (-4,5 %) und B-Lage (-4,8 %) Abschläge hingenommen werden".

Die Entwicklung der Ladenlokalmieten im Geschäftskern im Herbst 2010 ist je nach Größe und Lage unterschiedlich. So blieben die Ladenmieten bei einer Größe von 80 m² mit einer Schaufensterfront von 5 m im 1a- und 1b-Geschäftskern mit 410,00 € bzw. 150,00 € konstant auf dem Niveau Frühjahr 2010. Die Ladenmieten mit 200 m² und einer Schaufensterfront von 8 m hingegen legten im Herbst 2010 zu und erzielten im 1a-Geschäftskern 310,00 € (+6,9 %) und im 1b-Geschäftskern 100,00 € (+12,5 %).

Die Nebenkern- und Stadtrandlagen sind im Herbst 2010 im Vergleich zum Frühjahr 2010 stabil. Einzige Ausnahme ist der 1a-Nebenkern. Hier legten die Mieten für kleinere Läden deutlich zu und liegen im Herbst 2010 bei 90,00 € (+12,5 % zum Frühjahr 2010).

Die Flächennachfrage der Einzelhändler in München ist nach wie vor sehr hoch. Die Flächengesuche dieser Gruppe konzentrieren sich vor allem auf die Top-Lagen wie Kaufinger- und Neuhauser Straße. Das Angebot ist hier allerdings kaum vorhanden, da sich die Mieter in diesen Lagen nur selten von ihren Flächen trennen.

Der Flächenumsatz am Münchner Büromarkt lag 2010 bei insgesamt 578.400 m² (mit Eigennutzer). Im Vergleich zum Vorjahr liegt die Veränderung bei +9,4 %. Der reine Vermietungsumsatz (ohne Eigennutzerumsatz) stieg dabei sogar um +12,4 % auf 564.833 m² (laut IVD – Mitgliedsunternehmen Colliers Schauer & Schöll).

Im Einzelnen berichtete Prof. Dr. Kippes vom IVD-Marktforschungsinstitut von folgenden Trends:

  • Der Investmentmarkt in München konnte 2010 deutliche Anstiege verzeichnen. So stieg das Transaktionsvolumen gegenüber dem Vorjahr um knapp 30,0 % auf rund 1,72 Mrd. €. Das hohe Jahresergebnis ist sowohl auf große, über 50 Mio. € als auch auf eine Vielzahl kleiner und mittlerer Deals zwischen 10 und 25 Mio. € zurückzuführen (IVD-Mitgliedsunternehmen Colliers Schauer & Schöll).
  • Bayern weist weiterhin die niedrigste Arbeitslosenquote deutschlandweit aus. Im Dezember 2010 lag die Quote bei 4,0 % (im Vorjahr noch bei 4,6 %). Insgesamt wurden im Dezember 269.884 Personen ohne Arbeit gemeldet. Dies sind 39.469 Erwerbslose oder 12,8 % weniger als vor einem Jahr.
  • Die Arbeitsagentur für Arbeit München meldete im Dezember 2010 insgesamt 52.802 Personen ohne Arbeit. Die Veränderung zum Vorjahr betrug -9,6 %. Die Arbeitslosenquote lag bei 4,3 % (Dezember 2009 4,9 %).
  • Die Zahl der gemeldeten Stellen in Bayern lag im Dezember 2010 bei 53.492. Die Veränderung zum Vorjahresmonat betrug +41,8 %. Das Angebot an offenen Stellen in München stieg im Vergleich zu Dezember 2009 um +41,8 %.
  • Nach einer Hochrechnung des IVD-Instituts wurden in Bayern im Jahr 2010 insgesamt 153.323 Gewerbeanmeldungen gezählt. Im Vergleich zum Vorjahr ist ein Anstieg von +1,8 % zu verzeichnen. Damit setzte sich ein seit 2008 beobachteter Trend hin zu einer Zunahme der Gewerbeanmeldungen fort. Die Zahl der Gewerbeabmeldungen ging um -3,9 % auf insgesamt 113.214 zurück.
  • Im 1. Halbjahr 2010 wurden in Bayern insgesamt 9.641 Insolvenzverfahren gemeldet. Rund 80,0 % davon waren Privatinsolvenzen. Den größten Anteil (74,0 %) an den insgesamt 7.626 Insolvenzen im privaten Bereich machten Verbraucherinsolvenzen aus. Insgesamt wurden im 1. Halbjahr 2010 5.641 Verbraucherinsolvenzen verzeichnet (13,8 % mehr im Vergleich zum Vorjahr). Die Zahl der insolvent gemeldeten Unternehmen lag im 1. Halbjahr 2010 bei insgesamt 2.015 Verfahren. Dies sind 44 Fälle bzw. 2,1 % weniger als im 1. Halbjahr 2009.

Die Berichte können über www.ivd-sued.net bezogen werden.