Karin Krentz im Interview mit Uwe Timm von Timm Retail Services

(Chefredakteurin Karin Krentz "Der Immobilienbrief Berlin" im Interview mit Uwe Timm von "Timm Retail Services") – Timm Retail Services ist ein bundesweit agierendes, auf Einzelhandelsimmobilien spezialisiertes Unternehmen. Kernbereiche der Tätigkeit sind Nutzungskonzepte, Vermietung sowie das Asset- bzw. Centermanagement insbesondere bei der Durchführung von Restrukturierungs- bzw. Revitalisierungsmaßnahmen. Mit Sitz in Berlin hat das Unternehmen in dieser Stadt seit seiner Gründung im Jahr 2002 eine Vielzahl von Projekten realisiert. Am bekanntesten ist Timm Retail Services als Betreiber und Manager des Europa-Centers, unmittelbar an der Tauentzienstraße und dem Breitscheidplatz. Das Gebäudeensemble in bester Lage Berlins umfasst insgesamt ca. 90.000 qm und besteht aus dem Shoppingcenter, ca. 25.000 qm Bürofläche, dem Hotel Palace und einem angeschlossenen Parkhaus, mit ca. 1.000 Parkplätzen ist es eines der größten im Bereich Kurfürstendamm/ Tauentzienstraße.

Das Europa-Center wurde 1965 eröffnet und zählt somit zu den Dinosauriern unter den Shoppingcentern Deutschlands. Durch zahlreiche Um- und Ausbauten wurde die zwischenzeitlich denkmalgeschützte Immobilie immer wieder an die Anforderungen moderner Betriebsformen des Einzelhandels angepasst. So erfolgte in Verantwortung von Timm Retail Services in den Jahren zwischen 2005 bis 2007 beispielsweise der Abriss eines in die Jahre gekommenen Kinos innerhalb des Centers und die Neubebauung mit einem 13.000 qm großen Kaufhaus, heute an Saturn vermietet. Auch aktuell werden in Teilbereichen Restrukturierungsmaßnahmen durchgeführt oder sind in Vorbereitung. Der Sockel des sogenannten „OfficeTower“ wird zurzeit entkernt, umgebaut und ab Frühjahr 2012 als Einzelhandelsflächen wiedereröffnet. Die entstehenden Ladenflächen sind bereits an internationale Handelshäuser vermietet. Ebenfalls im Frühjahr 2012 wird in einem der beiden Lichthöfe des Centers das in vielen Reiseführern beschriebene und deswegen insbesondere bei Touristen beliebte "Cafe Tiffany " mit dem umgebenden "Lotusbrunnen" modernisiert. Nach der Substanzsanierung des Parkhauses in den vergangenen zwei Jahren ist für das kommende Jahr die Renovierung der Parkdecks vorgesehen.

Hat das Europa-Center in den zurückliegenden Jahren am Breitscheidplatz fast allein den Standort am Leben erhalten und dem Leerstand in unmittelbarer Nachbarschaft getrotzt, so partizipiert es jetzt wie die gesamte City West an den neuen Projekten BIKINI, Waldorf Astoria und Atlas Tower. So konnte die Bürovermietung in den letzten 24 Monaten von 74% auf 91% gesteigert werden. Nur noch wenige Flächen stehen zur Verfügung. Die Einzelhandelsflächen sind ebenfalls weitgehend vermietet. Die Aufgabe des Centermanagements ist es jetzt, den Branchenmix weiter zu optimieren ohne die 45-jährige Geschichte des Hauses zu leugnen.

Nicht zuletzt durch den weithin sichtbaren Stern auf dem Dach ist das Europa-Center zu einem Wahrzeichen Berlins geworden. Der Stern dreht sich in ca. 100 m Höhe und hat einen Durchmesser von 10 m. Ein deutlich kleinerer Bruder soll künftig auf halber Höhe den neuen Hauptstadtsitz von Mercedes auf dem Anschutz-Areal an der Spree zieren.

Der Immobilienbrief Berlin sprach mit Uwe Timm, geschäftsführender Gesellschafter.

Frage: Wie ist Ihre Beziehung zu Berlin?

Ich möchte in keiner anderen europäischen Stadt leben. Faszinierend sind die Angebote der Metropole wie einmalige Museen, Konzerte aber auch wirklich gute Restaurants, Bars und Clubs einerseits und die gemütliche Lebensart in den Seitenstraßen der zahlreichen Kieze, wo man Nachbarn noch kennt und der Gemüsehändler einen mit Namen begrüßt.

Frage: Worin sehen Sie den größten Beitrag Ihres Unternehmens für das wirtschaftliche Vorwärtskommen Berlins?

Na, da wollen wir mal nicht übertreiben. Wir haben immer versucht in dieser Stadt Geld zu verdienen und häufig auch mit Immobilien, die gerade nicht so sehr im Trend lagen. In Berlin haben wir Standorte in einer Zeit weiterentwickelt, als diese für internationale Investoren noch kein Thema waren. Vielleicht haben wir an der einen oder anderen Stelle dazu beitragen können, aus einer Ab- die Aufwärtsbewegung zu machen. Das ist dann unser Beitrag.

Frage: Was treibt Sie sonst noch um?

Nicht uneigennützig das Thema Standortmarketing. Hier sind wir z. B. gemeinsam mit den Mitstreitern in der AG City Protagonisten der Marke „Kurfürstendamm“. „125 Jahre Kurfürstendamm“ war unser Pilotprojekt und sehr erfolgreich.

Frage: Wie haben Sie in die Immobilienbranche gefunden?

Ganz zufällig. 1989 hat ein Unternehmen jemanden für Berlin und die (künftigen) neuen Bundesländer gesucht, der sich mit Mietverträgen und Einzelhandel auskennt. Ich fühlte mich angesprochen und bekam den Job. Erst später habe ich gemerkt worauf ich mich eingelassen habe.

Frage: Wie schätzen Sie die Perspektiven des Berliner Immobilienmarktes im Allgemeinen und speziell in Ihrem Tätigkeitsbereich ein?

Der Berliner Immobilienmarkt ist auch in absehbarer Zeit prosperierend. Allerdings insbesondere im Investmentsegment immer wieder getrieben durch wenig rationale Ausschläge nach oben, die wie auch in den letzten Jahren regelmäßig einer Korrektur bedürfen. In unserem Kernbereich Einzelhandelsimmobilien befinden wir uns in einem Verdrängungswettbewerb. An vielen Standorten verändert sich deswegen die bisherige Versorgungsfunktion. Dies gilt für Einkaufsstraßen wie auch für Shoppingcenter. Wer hier vorausschauend und handlungsfähig ist, hat auch künftig die Nase vorn.

Frage: Wo sehen Sie sich und Ihr Unternehmen in zehn Jahren?

In zehn Jahren denken und agieren wir in Berlin deutlich internationaler als heute. Berlin ist von außen gesehen heute bereits ein bisschen New York für Europa. Das werden wir verstehen und leben. Ich selbst möchte anfangen dürfen, mich etwas ernsthafter um mein Handicap zu kümmern.

Frage: Was ist Ihr Lieblingsort in Berlin?

Der Kurfürstendamm und seine charmanten Seitenstraßen.

Frage: Ihre Lieblingsimmobilie?

Selbstredend das Europa-Center. Wenn diese Immobilie Geschichten erzählen könnte, es käme ein wirklich spannender Roman mit viel Fortsetzungspotenzial heraus.

Frage: Und mit wem aus der Immobilien- oder Finanzbranche würden Sie einmal gerne zum Mittag/Abendessen gehen und warum?

Bin ich schon – mit dem Regierenden Bürgermeister Klaus Wowereit auf Käsekrainer und Schlägel. Gerade in einer Stadt wie Berlin sollte Handel und Gastronomie sowie die Eigentümer der hierfür notwendigen Immobilien nicht nur als Steuerzahler sondern als Wirtschaftskraft verstanden werden. Es wäre für uns alle gut, wenn sich die verantwortlichen Politiker dies auch außerhalb von Wahlkämpfen bewusst machen.

(Quelle: DIB Berlin Nr. 49, 06.12.2011)