Problemzone Nebenlage (4): Der wirtschaftliche Mehrwert bei Projekten muss für Jeden erkennbar sein

Von Stefan Heerde, Leitung Consulting, Engel & Völkers commercial Berlin

In deutschen Städten gewinnen Kooperationen von Kommunen und privater Wirtschaft – Public Private Partnership (PPP) – immer mehr an Bedeutung. Wo Entwicklungsanforderungen größer, finanzielle Ressourcen knapper und Entscheidungsrhythmen schneller werden, gehen Partner häufig komplexe Konstellationen ein.

Bundesweit etablieren sich PPPs mit unterschiedlichen Ausrichtungen: Als Quartiersgemeinschaften, in Business Improvemet Districts (BIDs), in Immobilien-Poolings, bei der Implementierung von Einkaufszentren oder bei der Vitalisierung von Geschäftsstraßen. Dabei stehen allerdings nicht nur der Einzelhandel und das Stadtzentrum im Fokus: zu Beginn des Jahres hat Hamburg mit dem in Europa ersten „Gesetz zur Stärkung von Wohnquartieren durch private Initiativen“ (sog. Housing Improvement Districts – HID) den Weg zur Etablierung des privatwirtschaftlichen Engagements zur Aufwertung von Quartieren weiter geebnet. In Kürze werden auch Gewerbe-, Industrie- und Logistikquartiere auf ähnliche Organisationsmodelle zurückgreifen können. In den letzten beiden Folgen dieser Serie (Nr. 17 vom 14.3 und Nr. 15 vom 15.02.2008) wurden 4 Kooperationsmodelle für ein erfolgreiches Standort- und Flächenmanagement in Geschäftsstraßen vorgestellt, deren Übertragung auf Wohnquartiere und Gewerbequartiere denkbar ist: 1. Managementgesellschaft, 2. Generalmieter, 3. Immobilienfonds, 4. Strategischer Aufkauf von Schlüsselimmobilien (Straßencenter). Diese Modelle setzen voraus, dass die Akteure vor Ort, insbesondere die Immobilieneigentümer, eine verbindliche strategische Allianz eingehen.

Eine derartige Kooperation, ob auf gesetzlicher Grundlage als Standortgemeinschaft in Form eines Business Improvement Districts (BID) oder auf eigenorganisatorischer Basis wird nur funktionieren, wenn der wirtschaftliche Mehrwert bzw. ein Zusatznutzen für jeden Einzelnen deutlich wird und von Anfang an auf ein hohes Maß an Professionalität Wert gelegt wird. Denn die Vielfältigkeit der Entwicklungsanforderungen fordert neue Systeme zur Projektbearbeitung und Qualitätssicherung. Das gilt nicht nur für die Akteure vor Ort (privat wie kommunal) sondern auch für die eingesetzten Berater.

Die komplexen Zielsetzungen, die mit Standortaufwertungen verfolgt werden, verlangen einen ganzheitlichen Projektansatz, der der Vielschichtigkeit der Problemlagen und der gleichzeitig anzugehenden Lösungsschritte gerecht wird. Die Konzeption der Lösungsstrategien und deren Umsetzung müssen u.a.

1. aus Sicht des Prozessmanagements
2. aus organisationsrechtlicher, steuerrechtlicher und haftungsrechtlicher Betrachtung
3. aus ökonomischer und fördertechnischer Sicht
4. aus Sicht der Markenführung und des Marketings
5. aus immobilienwirtschaftlicher und planungsrechtlicher Sicht
6. aus Sicht der Flächenbelegung und Branchenzusammensetzung (Vermarktung)

angegangen werden. Die damit verbundene Multi- und Interdisziplinarität sowie die unterschiedlich einzunehmenden Blickwinkel sind in einem Unternehmen kaum vorzuhalten. Deshalb wurde vor rund einem Jahr das Qualitätsnetzwerk Q5 für professionelle Strategien und Projekte ins Leben gerufen (www.Qhoch5.de).

Q5 ist ein Qualitätsnetzwerk erfahrener Berater, die in unterschiedlichen Unternehmen und Institutionen in leitender Position tätig sind und sich in den letzten Jahren intensiv mit der Aufwertung von Quartieren beschäftigten. Dem Team gehören an: Rechtsanwalt Andreas Schriefers von LSM Rechtsanwälte Steuerberater in Neuss, Frank Heinze Berater für Strategie und Organisationsentwicklung bei Heinze & Partner in Dortmund, Peter Lüschper, Spezialist für Marketingkommunikation bei „Die Etage“, in Recklinghausen, Florian Birk, Spezialist für Prozessmanagement und systematische Organisationsentwicklung bei Amontis Associates sowie der Autor Stefan Heerde von Engel & Völkers commercial Berlin, Consultingspezialist für den Bereich Geschäftsstraßenmanagement. Die Idee des Netzwerkes ist so simple und komplex wie die einer Standortkooperation: Durch die Bündelung eines umfassenden und interdisziplinären Erfahrungswissens stellen die Mitglieder, die „member of Q5“ die bestmögliche Unterstützung für eine umfassende, professionelle Quartiersarbeit sicher.

In gemeinsamen Meetings tauschen die Seniorberater Problemstellungen aus, prüfen Lösungsansätze und holen gegenseitigen fachlichen Rat ein, unabhängig davon, ob die beteiligten Unternehmen in sich überschneidenden Geschäftsfeldern tätig sind. Aber allen Mitgliedern des Netzwerkes ist klar: Der einzelne Fachberater bewegt sich mit den Anforderungen nach präzisen Analysen, umsetzungsfähigen Konzepten, rechtssicheren Kooperationen, zielführenden Prozessen und wirksamer Kommunikation schnell in Grenzbereichen, in denen er einen Spezialisten zu Rate ziehen muss. Die „member of Q5“ können auf die Kompetenzen und die Ressourcen ihrer Netzwerkspartner schnell und unkompliziert zurückgreifen und den Prozess vor Ort umfassend betreuen. Auf diese Weise setzt Q5 auf dem Weg der ganzheitlichen Prozessberatung neue Maßstäbe. Das erste „Berater BID“ arbeitet recht erfolgreich.

Quelle: Der Handelsimmobilienreport, Nr. 18, 28.03.2008