Vermietungsmarkt Einzelhandel: Sportlicher Start im Januar

(Von Ruth Vierbuchen, Chefredakteurin „HIR“) – Dass der nationale und internationale Einzelhandel hierzulande wieder verstärkt nach neuen Flächen sucht, zeigt der Blick auf die vergangenen 3 Jahre.

Zählte der Immobilien- Dienstleister CB Richard Ellis (CBRE) im Jahr 2008 insgesamt 1 503 Neuvermietungen, stieg die Zahl im Krisenjahr 2009 auf 2 052 und im Jahr 2010 auf 2 220 neue Vermietungen. Dass dabei die Anbieter von Mode mit einem Drittel die aktivsten Spieler am Markt sind, berichtet CBRE genauso wie der Wettbewerber Jones Lang LaSalle. Aber auch die Lebensmittelanbieter waren – wie von Edeka, Rewe und Schwarz-Gruppe angekündigt – im Vorjahr sehr aktiv, wie auch die Drogerie-Ketten.

Die meisten Eröffnungen kann sich nach der CBRE-Analyse 2010 die Kölner Rewe mit 67 neuen Filialen auf die Fahnen schreiben, vor Edeka mit 60, dm mit 50 und die Mode-Kette C&A mit 32. Auch Aldi hat nach dieser Aufstellung 30 Märkte eröffnet und damit den Wettbewerber Lidl (27) übertrumpft. Auf der Bio-Welle schwimmt Denn’s Bio mit immerhin 24 Anmietungen. „Unter den Top-20 der aktivsten Einzelhändler 2010 können mit Rewe, Edeka, Aldi, Lidl, Denn’s Biomarkt, Kaufland, Netto und Penny allein 8 dem Lebensmitteleinzelhandel zugeordnet werden“, schriebt CB Richard Ellis.

Die Mode-Kette Bestseller steht unter den ausländischen Filialisten mit 23 Anmietungen an der Spitze. Auch die SB-Warenhaus-Kette Kaufland hat offenbar noch Raum für 21 neue Märkte gesehen.

Am häufigsten haben sich die Einzelhändler im Vorjahr laut CBRE-Studie in Shopping-Centern – 851 Deal-Meldungen bzw. 38% aller Meldungen – eingemietet. Auf Rang 2 folgen mit 487 Deals die innerstädtischen Lagen vor Stadtteillagen (291) und der grünen Wiese (208 Deals). Der globalisierte Einzelhandel bevorzugt bei seinem Entrée auf dem hiesigen Markt die großen Metropolen mit mehr als 500 000 Einwohnern, weil sie hier das größere Umsatzpotenzial sehen.

Auch B-Lagen hätten dabei wieder an Bedeutung gewonnen, hat CBRE beobachtet, wobei die Ansicht über die Entwicklung in B-Lagen auseinander gehen. Die BBE Handelsberatung erwartet, dass der Fokus primär auf die 1A-Lagen gerichtet bleibt und B-Lagen verlieren. Aber immerhin entfielen 2010 laut CBRE 157 Vermietungen auf 1B-Lagen. Auch der Modeanbieter Gerry Weber sieht für sein Konzept auch dann Chancen, wenn er sich nicht in der Top-Lage sondern in B-Lagen ansiedelt. Sogar auf 2er-Lagen entfielen laut CBRE noch 151 Deals.

Unter den Top-Einkaufs-Destinationen Deutschlands war die meiste Bewegung mit 174 Vermietungen im Berliner Markt zu beobachten, gefolgt von 133 in Hamburg. Grund für die Dynamik in Berlin sind allerdings die zahlreichen Vorvermietungen das Shopping-Centers „Leipziger Platz“ auf dem ehemaligen Wertheim-Areal am Potsdamer Platz und die Neuanmietungen im Designer Outlet Berlin, das 2010 nach der Revitalisierung eröffnet wurde. Auf Rang 3 folgt München (109), vor Düsseldorf (70), Köln (64), Frankfurt/M. (56) und Dortmund (49). Auch Dresden mit 47 und Leipzig mit 44 schafften es noch vor Hannover mit 34.

Insgesamt war die Fluktuation in den 1A-Lagen laut Karsten Burbach, Head of Retail bei CBRE Deutschland, 2010 geringer als in den Vorjahren. Der Grund war das bekanntermaßen begrenzte Angebot in den Top-Lagen und die Hoffnung der Einzelhändler, dass es mit der Konjunktur weiter nach oben geht. „Inwieweit steigende Mieten in Verbindung mit Key Money zu einer erhöhten Aktivität führen werden, bleibt abzuwarten“, schätzt Burbach, der für 2011 durchaus optimistisch ist: Das Jahr habe mit einem „ausgesprochen sportlichen Januar“ mit mehr Vermietungsmeldungen als im Vorjahresmonat begonnen.

Quelle: HIR, Nr. 90